Oldenburg

Stammgast Weil per Kutsche auf die Weide

Zum  33.  Mal  haben  sich  gestern  mehr  als  1000  Gäste  bei Fokkis  Weidenfest  getroffen,  darunter Ministerpräsident Stephan Weil als Ehrengast.

Zum 33. Mal haben sich gestern mehr als 1000 Gäste bei „Fokkis Weidenfest“ getroffen, darunter Ministerpräsident Stephan Weil als Ehrengast.
Fotos: Anja Michaeli

Oldenburg (Michael Exner) Der Ministerpräsident kommt gut gelaunt zu alten Freunden. „Schön, dass ihr wieder da seid“, begrüßt Stephan Weil direkt nach dem Ausstieg aus dem Tour-Bus den Damenchor und flachst zum Krug-Gastwirt: „Gibt’s wieder Grünkohl“ – was angesichts der brennenden Sonne wohl eher seinem Image als ehemaliger Oldenburger Kohlkönig denn echtem kulinarischem Interesse geschuldet ist. Der Regierungschef hat seine Sommerreise bewusst wieder so geschnitten, dass er an diesem Mittwoch pünktlich zur Eröffnung eines Sommerfestes erscheint, das zu den seltsamsten des Landes zählt. „Ich kenne kein vergleichbares“, hat Weil selbst mal gesagt.

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Das Treffen im eher rustikalen Ambiente einer Weide im Süden der Stadt Oldenburg heißt offiziell „Sommerfest der Stiftung Bahn-Sozialwerk“, läuft in der gesamten Region aber nur unter „Fokkis Weidenfest“: benannt nach Begründer Helmut Fokkena (69), einst Chef der Weser-Ems-Bus und eine Mischung aus notorischem Feierbiest und genialem Organisator. Der überzeugte Oldenburger (und Oldenburg-Werber) hatte einst nach einem Brunnenbau auf einer just erworbenen Weide mit ein paar Freunden einen Kasten Bier geleert. Dabei beschloss die Gruppe, das (Bier, nicht den Brunnenbau) jedes Jahr zu wiederholen. Das war vor über 30 Jahren – und mittlerweile ist „Fokkis Weide“ am Mittwoch vor den Sommerferien der „place to be“ in der Stadt Oldenburg, mit aktuell mehr als tausend Teilnehmern (alle nur auf Einladung). Unter den Gästen waren schon der damalige Ministerpräsident Christian Wulff, die EU-Kommissare Michaele Schreyer und Günter Verheugen (allesamt auch Kohlkönige der Stadt), die Minister Karl-Heinz Funke und Walter Hirche, Olympiasiegerin Heike Drechsler, Radsportlegende Rudi Altig …

… und natürlich Stephan Weil. Der Regierungschef kam am Mittwoch schon zum vierten Mal, beim ersten war er noch Kandidat. In seiner Kutsche, mit der die Ehrengäste traditionell vom Empfang vor dem Bümmersteder Krug zur Weide gefahren werden, fand sich eine illustre Runde: Miss Germany Soraya Kohlmann (die jeweilige Titelträgerin gehört wegen des Oldenburger Geschäftssitzes von Wahl-Organisator Horst Klemmer zur Stammbesetzung), Ex-Landtagspräsident Horst Milde (seit Beginn mit von der Partie), der Kommandeur der 1. Panzerdivision Generalmajor Markus Laubenthal, Oberbürgermeister Jürgen Krogmann und Polizeipräsident Johann Kühme. Wirtschaftsminister Olaf Lies kam erst später auf die Weide.

Fokkis Weidenfest 2017

Die Fahrt in der Kutsche hat auch Symbolcharakter. Sie erinnert an eine andere Fokkena-Großtat: die „Oldenburgkutsche“. 1999 hatte eine kleine Gruppe um Fokkena und Milde (auch dieser Entschluss war nach ein paar offenbar stets inspirationsfördernden Bieren gefallen) den letzten Koffer des damaligen SPD-Bundestagsabgeordneten (und späteren Oberbürgermeisters) Dietmar Schütz mit einer Kutsche von Bonn nach Berlin gebracht. Die zweiwöchige Tour (1. Bis 16. Juli) quer durch die Republik wurde zum Medienspektakel: Sie startete vor dem Bonner Bundeshaus mit Bundeskanzler Gerhard Schröder und Bundestagspräsident Wolfgang Thierse und endete in Berlin mit einem flaggeschwenkenden Bundesinnenminister (und Kohlkönig) Otto Schily auf dem Kutschbock am Roten Rathaus und mit einer Fahrt durchs Brandenburger Tor.

Auch das ist Oldenburger Geschichte.

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