Tribute: Filmfest feiert Burkhard Driest
Oldenburg (vs) Reichlich brisanten Filmstoff liefert das Leben von Burkhard Driest. Der Autor, Regisseur, Schauspieler und Maler hat davon in seinem filmischen Schaffen auch selbst immer wieder Gebrauch gemacht und damit für Gesprächsstoff gesorgt. Das Internationale Filmfest Oldenburg weiß sein Leben und Schaffen zu würdigen und widmet dem heute 80-Jährigen die Tribute. Burkhard Driest ist während des gesamten Festivals vom 11. bis 15. September in Oldenburg zu Gast und präsentiert seine Filme „Die Verrohung des Franz Blum“, „Querelle“ und „Annas Mutter“.
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Burkhard Driest wurde 1939 in Stettin geboren. Göttingen, Peine und Braunschweig sind Stationen seiner Kindheit und Jugend mit geschiedenen Eltern. In Peine wegen Unangepasstheit von der Schule verwiesen, absolviert er später sein Abitur und studiert auf Wunsch des Vaters in Kiel, Berlin und Göttingen Jura. Drei Wochen vor dem mündlichen Examen begeht Burkhard Driest im Mai 1965 einen Banküberfall mit 5000 Mark Beute, angeblich einer Frau zuliebe. Nach dem Gefängnis kommt Jura nicht mehr in Frage und diverse Jobs folgen. Mit Malerei, Musik, Boxen und Politikinteresse verbringt der unangepasste Burkhard Driest seine weiteren Jahre.
Drehbuch über den Fall „Marianne Bachmeier“
Nach einem Autounfall schreibt Burkhard Driest 1970 sein erstes Buch „Die Verrohung des Franz Blum“, das durch eine zufällige Begegnung mit Rainer Werner Fassbinder von Reinhard Hauff mit Burkhard Driest und Jürgen Prochnow verfilmt wird. Auch weitere Romane und Drehbuchvorlagen enthalten biographische Züge seines turbulenten Lebens, die unter anderem zur Zusammenarbeit mit Peter Zadek, Werner Herzog und Hark Bohm führen. Im Jahr 1982 zieht es Burkhard Driest nach Hollywood, wo er 1984 das Drehbuch zum viel diskutierten Film „Annas Mutter (die Geschichte der Marianne Bachmeier)“, schreibt. In Kalifornien kommt er wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung einer Schauspielkollegin nochmal mit der Justiz in Konflikt.
„Querelle“ mit Rainer Werner Fassbinder
Die Drehbuchfassungen, die Burkhard Driest Rainer Werner Fassbinder für „Querelle“ anbot, hatte dieser abgelehnt. Während der Endfertigung des von Driest mitentwickelten und koproduzierten Films, verstarb Fassbinder 1982 noch vor der Premiere beim Filmfest Venedig, der darin selbst eine Rolle neben Burkhard Driest einnahm.
„Seinem Credo, mehr als eine Rolle zu leben, bleibt Driest stets treu: Schriftsteller, Film- und Bühnenschauspieler, Drehbuchautor, Regisseur, Produzent und Maler. Von einem trockenen Rechtsgelehrten-Dasein kann jedenfalls keine Rede sein, wenn man von dem Mann spricht, der vor laufender Kamera niemand Geringerem als Romy Schneider den Kopf verdreht hat, oder der in einem Kostüm Belmondos aus ‚Ausser Atem‘ abgeführt wurde“, schreibt das Filmfest Oldenburg.
Zuletzt verfilmte Regisseur Michael Kreindl im Jahr 2011 für die ARD den Roman „Der rote Regen“ in dem Film „Toni Costa: Kommissar auf Ibiza – Der rote Regen“ in dem Burkhard Driest auch als Schauspieler agierte.
Ruhe nach einem turbulenten Leben findet der heute 80-Jährige in seinem Glauben als Buddhist und in seiner Malerei. In Öl verarbeitet er seine filmischen Erinnerungen und das derzeitige Leben. Die Zyklen „Romy“ und „Querelle“ sind daraus entstanden.
Burkhard Driest lebte zeitweise in Dublin, jetzt seit vielen Jahren auf Ibiza und in Berlin. Er war dreimal verheiratet und hat zwei Töchter. Tochter Johanna ist Schriftstellerin, sie hat bereits ihren vierten Roman fertig gestellt.
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