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Naturfilm-Produzent: Atempause für Natur nicht überbewerten

Hummel bestäubt Blüte, über dts Nachrichtenagentur

Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Der Naturfilm-Produzent und Autor Jörn Röver warnt davor, die gegenwärtige Atempause, die die Natur durch die Corona-Pandemie bekommt, überzubewerten. Nötig sei ein grundsätzliches Umdenken, sonst werde in Sachen Umweltverschmutzung alles wieder wie vor der Krise sein – oder noch schlimmer, sagte Röver dem Nachrichtenportal Watson. Die jetzigen Erleichterungen für Natur und Tierwelt seien nur „minimale Einmal-Effekte“.

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Mit Blick etwa auf das plötzlich klare Wasser in Venedigs Kanälen sagte er: „Da wird halt der Schlamm, der mit Schadstoffen belastet ist, nicht aufgewirbelt.“ Das sei vorbei, sobald die Schiffe wieder fahren. „Der Dreck ist ja nicht weg“, so Röver. Er sehe sogar die Gefahr, dass viele Staaten nach der Krise „in einen Nachhol-Effekt verfallen und für vermeintliche Luxusdinge wie Umweltschutz kein Geld mehr haben“ werden. „Es werden weltweit große Kredite aufgenommen. Wenn man sich verschuldet, muss man das auch irgendwie wieder abbezahlen“, so der Naturfilm-Produzent weiter. Es sei also zu befürchten, „dass es sogar schlimmer wird“, sagte Röver mit Blick auf die Umweltverschmutzung. Doch Corona könne auch ein Weckruf für die Menschheit sein. Die Krise sei „ein kleiner Hinweis aus der Natur, wie groß die Kräfte sind, die man entfesseln kann, wenn man glaubt, man sei der Herrscher der Welt“. Die Pandemie zeige, wie schnell alles vorbei sein könne. „Die Menschheit lernt ja am ehesten aus Schockeffekten.“ Die Lektion, die sie aus der Coronakrise lernen könne, sei: „Je mehr wir in die Natur eingreifen, umso wahrscheinlicher sind solche Entwicklungen.“ Mit ihrem Umgang mit Wildtieren habe sie die Übertragung des Virus vom Tier auf den Menschen herausgefordert, so Röver. „Die meisten großen Infektionskrankheiten stammen aus dem Tierreich.“ Der Naturfilm-Produzent sieht das Verhalten der Menschheit im 21. Jahrhundert insgesamt kritisch. „Unser Umgang mit der Natur hat viele Länder reich gemacht.“ Dieser Wohlstand sei jedoch wie ein Kredit. Die Natur strafe zwar nicht direkt, wenn man den Kredit verzockt habe. „Aber eines Tages kommt der Zahltag.“ Die Menschheit könne nicht ständig weiterwachsen und immer mehr verbrauchen, ohne am Ende dafür zu bezahlen. Er hoffe aber, dass viele Politiker und Menschen in der Welt aus dem Schock der Coronakrise ableiteten, mit der Natur künftig anders umzugehen, sagte Röver.

Foto: Hummel bestäubt Blüte, über dts Nachrichtenagentur

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