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Renan Demirkan warnt vor existenzieller Bedrohung älterer Künstler

Düsseldorf (dts Nachrichtenagentur) – Autorin und Schauspielerin Renan Demirkan hat vor einer existenziellen Bedrohung älterer Künstler durch die Coronakrise gewarnt. Weil sie aufgrund ihres Alters zur Risikogruppe zählten, würden über 60-Jährige aus Drehbüchern herausgeschrieben, schreibt die 64-Jährige in einem offenen Brief an NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU), den der „Kölner Stadt-Anzeiger“ veröffentlicht. Bereits besetzte Kollegen erhielten Absagen.

„Ich bin mir nicht sicher, ob sich Nichtkünstler ein Künstlerleben wirklich vorstellen können. Ob auf der Bühne oder auf der Leinwand; ob in Büchern oder Bildern; ob als Musiker oder Komponisten: Das, was wir tun, das sind wir – uneingeschränkt und ohne Altersgrenze! Wenn ich nun nicht mehr sein darf, was ich bin, weil ich im Sommer 65 werde, dann ist das weit mehr als `nur` Betätigungs- oder Einkommensverlust, mehr als Demütigung und Isolation: Ich empfinde es als aktive Sterbehilfe, wenn ich auf das pure Überleben reduziert werden soll“, schreibt Demirkan, die dem PEN-Zentrum Deutschland und dem Berufsverband Schauspiel (BFFS) angehört.

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Sie forderte Laschet auf, sich bei den Versicherungen dafür einzusetzen, dass diese Corona als Ausfallgrund anerkennen und damit den Produzenten die entstandenen Ausfallkosten ersetzen. Es gehe um „Sicherheit für eine ganze Berufsgruppe“. Bis Ende des Jahres werde sie kein Einkommen haben: Theater seien geschlossen, die Lesungen abgesagt, der Unterricht auf unbestimmte Zeit verschoben, schreibt Demirkan weiter. „Das alles hatte ich für mich schon irgendwie sortiert. Aber diese neue schlechte Nachricht nimmt mir nun tatsächlich jede Zuversicht und – vor allem – in einem ungekannten Maß den Halt im Leben und den Glauben daran, dass es irgendwie schon gut werden wird! Jetzt fühle ich mich nicht nur `nicht systemrelevant`, sondern schlicht systemirrelevant und – überflüssig.“ Irgendwer müsse die Fragen ihrer Generation beantworten. „Ich brauche – wir brauchen – wieder Zuversicht, Halt und eine Perspektive“, schreibt Demirkan an Laschet mit der Bitte, ihr und ihren Kollegen dies zu geben.

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2 Kommentare

  1. Henning Rolloff
    4. Mai 2020 um 17.35 — Antworten

    Frau Demirkan hat vollkommen Recht mit dem was Sie schreibt! Allerdings verstehe ich auch in diesen Worten, dass in Ihren Augen Menschen über 65 nicht wirklich mehr einen Wert haben für diese Gesellschaft, wenn Sie in Rente gehen.
    Und diese unterschwellige, nicht in Worte gefasste Unterstellung, „Nur wer Arbeitet ist etwas Wert“, schlägt vielen Menschen mitten ins Gesicht. Ich hoffe es gibt für Frau Demirkan und die vielen anderen auch wunderbaren Schauspieler über 60 weiterhin schöne, passende Rollen, die das Salz in der Suppe sind.

    • W. Lorenzen-Pranger
      4. Mai 2020 um 19.29 — Antworten

      Künstler gehen nicht in den „Ruhestand“. Entweder man macht so weiter wie bisher, oder, wo das so nicht möglich ist, gibt man seine Erfahrungen weiter.
      Allerdings habe ich auch schon Mal Schauspieler kennen gelernt, die meinten das sein „kein kreativer Beruf“. Das finde ich erschütternd,weil solche Leute offensichtlich Kunst nur als „Job“ verstanden hatten. Wie sagte der grosse Kortner mal zu so einem jungen Akteur? „Junger Mann, sie schwänzen einen ordentlichen Beruf!“

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