Nachrichten

Laborärzte-Chef warnt vor Abzocke bei Corona-Schnelltests

Mann mit Mund-Nasen-Schutz, über dts Nachrichtenagentur

Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Der Chef des Berufsverbandes Deutscher Laborärzte (BDL), Andreas Bobrowski, warnt vor Wucherpreisen bei Corona-Antigen-Schnelltests. „Es ist umso schlimmer für unseren Berufsstand, wenn Ärzte das machen“, sagte Bobrowski der „Welt“ (Mittwochausgabe).

Anzeige

Der Marktwert der Tests beträgt rund fünf Euro, einige private Anbieter und auch Mediziner stellen aber bis zu hundert Euro in Rechnung. „Wer sich in einer Notsituation auf Kosten der Patienten bereichert, gehört angezeigt. Die Ärztekammern müssten hier eingreifen“, so Bobrowski. Er warnt zudem vor einer „Antigentest-Schwemme“.

Deutschland drohe, den Überblick über das Pandemiegeschehen zu verlieren. Denn im Gegensatz zum PCR-Verfahren, das im Labor stattfindet, werden die Ergebnisse von Antigentests nicht an die Gesundheitsämter gemeldet. Weiterhin kritisierte Bobrowski, die deutschen Labore seien zu abhängig von Zulieferern in Fernost. Er wünsche sich nationale Reserven für Labormaterialien.

Die Labore hätten während der Pandemie personell massiv aufgestockt, was jedoch auch daran lag, dass sie „ins digitale Mittelalter zurückmussten“. Weil viele Gesundheitsämter weiterhin analog arbeiten, seien die Labore gezwungen, die Zahlen der Neuinfektionen per Faxgerät zu melden.

Foto: Mann mit Mund-Nasen-Schutz, über dts Nachrichtenagentur

Vorheriger Artikel

Gutachten: Mietwohnungs-Umwandlungen verstärken Immobilienpreisboom

Nächster Artikel

Neuinfektionszahlen ziehen wieder an - Erstmals über 1.000 Tote

1 Kommentar

  1. Dr. med. Derick Lochner
    30. Dezember 2020 um 15.51 — Antworten

    In dem Original-Interview mit der Tageszeitung „Die Welt“ sagte Herr Dr. rer. nat. Bobrowski NICHT wörtlich, dass Ärzte 100 Euro für einen Test kassieren.
    Vielmehr sagte der Interviewpartner, Jan Klauth, dass „private Anbieter“ einen Schnelltest, der einen Marktwert von etwa 5 Euro hat, für 100 Euro anbieten.
    Klauth hob offenbar darauf ab, dass das Testmaterial überteuert verkauft werde. Von Arztrechnungen spricht er nicht.
    Daraufhin antwortet Bobrowski: „…Wenn man diesen Bereich (Anm.: gemeint ist die Kassenmedizin) verlässt, gibt es keine festen Preise …“.
    Bobrowski weist also nur darauf hin, dass solches Testmaterial, welches keiner Kassenleistung dient, keinen staatlich geregelten Preis habe (was richtig ist).
    Als Klauth dann weiter fragt: „Warum greift der Staat nicht ein? Das ist doch Abzocke“, antwortet Bobrowski dann: „Absolut. Umso schlimmer für unseren Berufsstand, wenn Ärzte das machen. Wer sich in einer Notsituation auf Kosten der Patienten bereichert, überschreitet Grenzen und gehört angezeigt“.

    Bobrowski sagt also NICHT wörtlich, dass manche Ärzte 100 Euro für einen Test verlangen.

    Er übt aber unkonkrete Kritik an unbestimmten Ärzten.
    Und das ist keine besondere publizistische Leistung, denn negative Allgemeinplätze kann man immer verbreiten.
    Belege für seine Behauptung bingt er in dem Interview nicht.

    Unverkennbar ist das Eigeninteresse, das Herr Dr. rer. nat. Bobrowski, Vorsitzender des Verbandes des Laborärzte, an der Frage hat, ob (Haus-) Ärzte Corona-Schnelltests anbieten sollen.
    Denn bei solchen Schnelltests verdient Bobrowskis Berufsgruppe, die Laborärzte, nichts, da die Proben nicht an die Labore der Laborärzte gehen.

    Ärzte, die einen Corona-Test zum Selbstkostenpreis des Testmaterials anbieten und dabei ihre Leistungen nach der amtlichen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) abrechnen, handeln völlig korrekt, wenn für den Test keine Kassenindikation vorliegt (§ 12 des Fünften Sozialgesetzbuches).
    Und diese Leistung des (Haus-) Arztes kostet in der Regel deutlich weniger als die besagten 100 Euro.

Einen Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.