Kultur

Von Brücke-Malern bis Marc Chagall

Textilobjekt aus der Ausstellung st!chproben im Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg.

Textilobjekt aus der Ausstellung „st!chproben“.
Foto: S. Adelaide / Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte

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Oldenburg (zb) – Zufrieden blickt Dr. Rainer Stamm, Direktor des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg, auf das Jahr 2015 zurück. Obwohl das Augusteum wegen Sanierungsarbeiten elf Monate geschlossen war, kamen 47.274 Besucher in die Ausstellungen von Schloss und Prinzenpalais. Das waren 1243 Besucher mehr als im Vorjahr.

Immerhin 1840 Besucher kamen allein im Dezember in das neu eröffnete Augusteum, das im Erdgeschoss die Dauerausstellung Galerie Alte Meister mit der Sammlung italienischer, niederländischer, französischer und deutscher Malerei vom 15. bis zum 18. Jahrhundert beherbergt. 2017, zum 150-jährigen Bestehen des Augusteums, soll die Großherzogliche Gemäldegalerie von 1918, unmittelbar vor Abdankung des Herzogs, digital als Datenbank rekonstruiert werden. Denn mit dem Ende des Kaiserreichs ist die Großherzogliche Sammlung zerschlagen worden.

Der imposante Galeriesaal im Obergeschoss wird künftig für Sonderausstellungen genutzt. Die erste Ausstellung wird am 22. Oktober eröffnet. „Als Hommage an die faszinierende Geschichte des Augusteums, in dem die jungen Brücke-Künstler Karl Schmidt-Rottluff und Erich Heckel 1908 ihre in Dangast entstandenen Werke zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorstellten, wird der große Galeriesaal mit Meisterwerken der Brücke-Maler Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner, Otto Mueller, Emil Nolde, Hermann Max Pechstein und Karl Schmidt-Rottluff wiedereröffnet“, kündigt Stamm an.

Die angrenzenden Kabinette sind Oldenburger Themen gewidmet. Einerseits den Motiven, die die Brücke-Maler im Oldenburger Land fanden, zum anderen den ebenso spontanen wie intimen, meisterlich gezeichneten und gemalten Künstlerpostkarten, die die Künstlerfreunde in den Jahren 1907 bis 1912 von und nach Dangast schickten. Ermöglicht wird die Ausstellung durch hochkarätige Leihgaben aus dem Brücke-Museum Berlin, das seine Hauptwerke für die Ausstellung zur Verfügung stellt.

Bis zum 8. Mai ist im Prinzenpalais die Kabinettschau „Heinrich Vogeler – Aus dem Osten“ im Prinzenpalais zu sehen. Dabei handelt es sich um 23 Original-Zeichnungen Heinrich Vogelers (1872–1942). Sie zeigen die Kriegsschauplätze der Ostfront im Ersten Weltkrieg, die der Künstler während seines Fronteinsatzes in den Karpaten akribisch skizzierte.

Am 20. März stehen im Schloss zarte Roben aus Fadengespinsten im Mittelpunkt. Sechs Künstlerinnen gestalten die Textilkunst-Ausstellung „st!chproben“. Ihre st!chproben gehen mal verfremdend, mal ironisierend oder provokant auf Tuchfühlung zu bereits vorhandenen Exponaten. Ab dem 8. Mai ist schließlich Marc Chagalls „Exodus-Zyklus“ im Schloss zu sehen.

Marc Chagall - Und der Engel des Herrn erschien ihm in einer Feuerflamme mitten aus einem Dornenbusch heraus. Und siehe da, der Dornenbusch brannte, wurde aber nicht versehrt.

Marc Chagall, „Und der Engel des Herrn erschien ihm in einer Feuerflamme mitten aus einem Dornenbusch heraus. Und siehe da, der Dornenbusch brannte, wurde aber nicht versehrt.“, 1966, (M 447), Ex. 3,2.
Foto: VG Bild-Kunst, Bonn 2016

Der Künstler schuf die 24 Originallithografien 1966 in Paris. Darin schildert er den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten, die Errettung Israels am Schilfmeer und den Bundesschluss am Sinai, wobei er sich in der Umsetzung des Themas eng an die Schilderungen im Buch „Exodus“ des Alten Testaments anlehnt. Motive wie Befreiung, Aufbruch und Ankommen, von Chagall in beeindruckenden Bildern umgesetzt, ermöglichen die Auseinandersetzung mit aktuellen Themen wie Flucht, Migration und der Suche von Heimat in einer globalisierten Welt. Druckgrafische Blätter des 19. und 20. Jahrhunderts zu alttestamentlichen Themen aus der Sammlung des Landesmuseums flankieren Chagalls Lithographien.

Im Juni steht die Ausstellung „Rhythmus und Variation“ von Heinz Liers, einem bekannten Künstler der Nachkriegszeit im Oldenburger Land, auf dem Programm. Zwischen 1946 und 1972 entwickelte er aus Expressionismus, Kubismus und Konstruktivismus eine eigene lyrische Formensprache.

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