Theater

Lauter „Protestsong“ mit Klaas Schramm

Das Ein-Personenstück Protestsong von Tim Price feierte jetzt in Exerzierhalle seine deutschsprachige Premiere. Die Regisseurin Felicitas Braun brachte das Stück, das die Occupy-Bewegung thematisiert, für das Oldenburgische Staatstheater auf die Bühne. Klaas Schramm überzeugte als Danny.

Klaas Schramm überzeugte als Danny.
Foto: Karen Stuke

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Oldenburg (vs) – Das Ein-Personenstück „Protestsong“ von Tim Price feierte jetzt in Exerzierhalle seine deutschsprachige Premiere. Die Regisseurin Felicitas Braun brachte das Stück, das die Occupy-Bewegung thematisiert, für das Oldenburgische Staatstheater auf die Bühne. Klaas Schramm überzeugte als Danny.

Danny (verkörpert vom herausragenden Klaas Schramm) ist sauer auf die Londoner Occupy-Bewegung. Genau vor seinem Zuhause, den Stufen der St. Pauls‘ Cathedral, versammeln sich unzählige Demonstranten, um in unmittelbarer Nähe des Bankenviertels der Weltmetropole für soziale, menschliche und finanzielle Gerechtigkeit zu demonstrieren. Vorbei mit Ruhe, denn nun stören Zelte, Hütten, Protestchöre und Diskussionen die vermeintlich heile Welt des Obdachlosen und seinen Kumpels. „Hausfriedensbruch“ und „Scheiße, verpisst Euch“ brüllt Danny im Ein-Personen-Stück „Protestsong“ von Tim Price, das derzeit in der Exerzierhalle des Oldenburgischen Staatstheaters gezeigt wird. Bei der Premiere erntete das verbliebene Ensemblemitglied Klaas Schramm viel Applaus und Bravo-Rufe für den 65-minütigen Monolog des erfolgreichen britischen Autors, der als Deutsche Erstaufführung zu sehen ist.

Erfreulich, dass dem Schauspieler nach zahlreichen Klamaukrollen in den vergangenen Spielzeiten in dem komisch-satirischem Stück die Chance gegeben wird, auch die ernste Seite seines Könnens zu zeigen. Und diese Aufgabe erledigt Klaas Schramm mit Bravour.

Zart besaitet darf das Publikum nicht sein, denn es geht äußerst derb, vulgär und laut zur Sache. Mit wüsten Beschimpfungen versucht Danny sein Heim gegen die Eindringlinge zu verteidigen und wieder für Ruhe zu sorgen. Die Markierung seines Reviers erfolgt dabei auch schon mal durch Anpinkeln der Zelte und Hütten. Direkt nimmt Danny Kontakt auf mit dem Publikum und erzählt meist laut, selten leise, aus seinem Leben. Das Publikum wird zwischen den Sitzreihen angespielt, mit Gesängen, Bettelei und Kontaktaufnahmeversuche ebenfalls zum Mitmachen animiert. Das ist zwar amüsant und löst den Abstand zum Publikum auf, aber gut hätte die Regisseurin Felicitas Braun auch auf diese überflüssigen Einlagen verzichten können. Sonst gibt die erst 27-jährige Regisseurin ihrem Protagonisten alle Möglichkeiten, sein Können auszuspielen.

Kurz gefällt dem Obdachlosen das Leben mit den Demonstranten, macht dabei neue Erfahrungen mit sich selbst (Danny lernt Kochen und Abwaschen und übernimmt die Lagerlogistik), passt sich kurzzeitig an und lernt inmitten der Occupy-Bewegung auch interessante Menschen kennen. Menschliche und warme Züge nimmt der sonst eigensinnige Danny dabei an, will dazugehören, sich einmischen gegen die Ungerechtigkeit in der Welt, um kurz danach wieder gegen die Eindringlinge zu motzen. „Occupy hat mein Leben versaut, weil es mir Hoffnung gegeben hat“, sagt Danny auch, weil er von den Demonstranten wegen Alkohol und Drogen unverhofft ausgeschlossen wird aus der Gemeinschaft.

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