Theater

Staatstheater: Buddenbrooks begeistert in Oldenburg

Buddenbrooks als sehenswerte Inszenierung im Oldenburgischen Staatstheater, unter anderem mit Leander Lichti, Jens Ochlast und Franziska Werner.

„Buddenbrooks“ als sehenswerte Inszenierung im Oldenburgischen Staatstheater, unter anderem mit (von links) Leander Lichti (Christian), Jens Ochlast (Thomas) und Franziska Werner (Tony).
Foto: Karen Stuke

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Oldenburg/vs – Im Großen Haus des Oldenburgischen Staatstheaters ist derzeit „Buddenbrooks“ nach dem gleichnamigen Erfolgsroman von Thomas Mann (1875-1955) zu sehen. Oberspielleiter und Regisseur Peter Hailer gelingt es, drei Stunden packendes Theater auf die Bühne zu bringen. Das Publikum belohnt die Inszenierung mit viel Applaus, Bravos und ausverkauften Vorstellungen.

Das Erstlingswerk „Buddenbrooks – Verfall einer Familie“, von Thomas Mann im Jahr 1901 veröffentlicht und mit dem Nobelpreis ausgezeichnet, umfasst satte 700 Seiten. In Deutschland gehört der dramatische Untergang einer Hanseatenfamilie zu den Klassikern der modernen Literatur und viele Theater versuchen sich an dem Stoff. Die erste Theaterfassung schrieb vor zehn Jahren der ehemalige Oldenburger Schauspieldramaturg und Autor John von Düffel. Im Oldenburgischen Staatstheater bringt Peter Hailer diese Fassung in kompakter Form mit drei Stunden Schauspielkunst vom Feinsten auf die Bühne. Mit dem dramaturgischen Kunstgriff, dass das Stück mit dem Ende beginnt, verfolgt das Publikum retrospektivisch den finanziellen und persönlichen Untergang der Buddenbrooks.

Geschwister im Mittelpunkt der Buddenbrooks-Inszenierung

Der Fokus der Inszenierung liegt auf den drei Geschwistern, Thomas, Christian und Tony, die in Oldenburg zu Beginn des Abends damit beschäftigt sind, das Erbe und den restlichen Haushalt aufzuteilen. Der Ruin der Familie und Verkauf des Hauses ist besiegelt und zehrt an den Nerven der Geschwister, die unterschiedlicher nicht sein können. Thomas (bestechend, Jens Ochlast) ist früh vom über allem dominierenden Patriarch Konsul Buddenbrook (machtvoll, Thomas Lichtenstein) die Verantwortung für die Firma übertragen worden. Mit der Distanz eines Erzählers beschreibt er anfangs den Zustand der Familie. Sein folgendes Scheitern an sich selbst und seiner Rolle als Juniorchef ist ergreifend.

Mit dem Wissen der Verantwortung um das Wohl und den Ruf der Familie beginnt Jens Ochlast mit Bedacht und Stringenz die Bilanzen auf guter Bahn zu halten. Am Ende verliert er komplett die Beherrschung als er seinen leichtfüßigen und verschwenderischen Bruder Christian (amüsant, Leander Lichti) ein weiteres Mal in die Schranken weist. Auch an der bedingungslosen Frömmigkeit und Großzügigkeit seiner Mutter (beeindruckend, Caroline Nagel) für die Kirche zerbricht der Sohn. Allein und chancenlos kämpft er wie gegen Windmühlen. Mit der Familienchronik im Arm stirbt er einsam in der Ecke.

Auch in ihrer dritten großen Rolle im neuen Oldenburger Ensemble besticht Franziska Werner mit Mimik und Gestik. Als hilflose Schwester Tony, die den Heiratswünschen der Eltern Folge zu leisten hat, opfert sie sich für die Familie. Erst nach der zweiten Ehetragödie steht sie ihre Frau und entsagt sich der Familie.

Beeindruckende Ensembleleistung

Für die Bühnentechniker des Oldenburgischen Staatstheaters ist ein langer aber entspannter Abend. Die Bühne (Dirk Becker) bleibt unverändert und präsentiert sich als großer kahler Salon, der die besten Jahre hinter sich gelassen hat. Ein paar Stühle, ein großer Kronleuchter im dunklen Hinterzimmer und ein Bühnenpodest, das zeitweise als Erhebung zum Vorschein kommt, sind zu sehen. Viel Raum und Zeit für die Schauspieler ihr Können zu entfalten. Diesen Raum gibt ihnen auch Regisseur Peter Hailer. Zeitlos, spannend und mit Präsenz in allen Rollen ist „Buddenbrooks“ absolut empfehlenswert.

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