Kultur

Staatstheater: Viel Raum für Zuschauer und Ensemble

Beinfreiheit und Getränke am Platz: Generalintendant Christian Firmbach macht es sich bequem im Großen Haus des Oldenburgischen Staatstheaters.

Beinfreiheit und Getränke am Platz: Generalintendant Christian Firmbach macht es sich bequem im Großen Haus des Oldenburgischen Staatstheaters.
Foto: Volker Schulze

Oldenburg (vs) „Das Theater war für uns alle in den letzten Monaten ein bisschen wie unsere ‚Sparte 7‘. Immer auf Aktuelles reagieren“, sagt Christian Firmbach, Generalintendant des Oldenburgischen Staatstheaters, bei der Vorstellung des Spielplans für die kommende Spielzeit. Da niemand vorhersehen kann, wie sich die aktuelle Lage entwickelt, wurde der ursprünglich geplante Spielplan in weiten Teilen über den Haufen geworfen und in allen Sparten neu gedacht und geplant. So stellte das Leitungsteam auch nur die Premieren und Wiederaufnahmen bis Ende diesen Jahres vor. Sobald abzusehen ist, wie sich die Lage und die behördlichen Auflagen entwickeln, soll dann der zweite Teil des bereits geplanten Spielplans im Dezember fixiert und vorgestellt werden.

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Das Umdenken, um die behördlichen Auflagen besonders im Hinblick auf den Mindestabstand einzuhalten, habe im Ensemble viel Kreativität freigesetzt. „Wir begreifen den Spielplan als Chance, Formate und Ideen umzusetzen, für die sonst nur selten Raum ist“, sagt Christian Firmbach. Einige ursprünglich geplanten Stücke sind im Spielplan 2020/21 geblieben.

Theaterkarten nur im freien Verkauf

Für 24 Premieren öffnet sich der Vorhang ab 5. September bis Ende des Jahres. Die Stücke sind schmal besetzt, oftmals nur Monologe oder Dialoge. Besonders in den Sparten Oper und Ballett waren die Verantwortlichen vor großen Herausforderungen gestellt. Produktionen mit großem Orchester und Chor sind Fehlanzeige. Die Abstandsregeln gelten auf der Bühne wie auch im Zuschauerraum. Im Großen Haus haben 140 Zuschauerinnen und Zuschauer Platz und im Kleinen Haus lediglich 55. Die Stühle sind in Zweier- und Viererkombination angebracht und bieten im Parkett Beinfreiheit und Platz für einen Beistelltisch für Getränke, da die Gastronomie geschlossen bleibt. Exerzierhalle und Spielraum werden vorerst nicht bespielt. Der Kartenverkauf läuft lediglich im freien Verkauf, Abonnenten erhalten Eintrittskarten mit Rabatt.

Jedes Ensemblemitglied bekommt seinen Einsatz

In der Sparte Oper bekommt jedes Ensemblemitglied die Möglichkeit, eine große Partie zu singen. „Wir müssen das Ensemble beschäftigen und haben eine Verantwortung gegenüber unseren Künstlerinnen und Künstlern“, so der Generalintendant. Das Musiktheater startet am 5. September mit der Mozart-Oper „Zaide“ mit Klavier und Gesang. Schlankes Orchester kommt bei „Don Pasquale“ zum Einsatz, ohne Chor. Es folgen das Kammer-Musical „Die letzten fünf Jahre“, „Zarah 47“ über das Leben von Zarah Leander, „Die spanische Stunde“ von Maurice Ravel, „Pierrot Lunaire“ von Bach sowie die französische Oper „Adriana Lecouver“ in einer konzertanten Aufführung.

Schauspiel startet mit Monologen

Mit „Draußen vor der Tür“, „Nipple Jesus“ und „Scherbenpark“ stehen drei Monologe für das Schauspiel auf dem Spielplan. „Gott“, das neueste Werk von Ferdinand von Schirach, hat in Oldenburg am 18. September, nur wenige Tage nach der Uraufführung, seine Premiere. Nach dem Erfolgsstück „Terror“ wird auch das neue Stück „medial nach Vorne“ gehen, ist Christian Firmbach überzeugt.

Es folgen „Der Sandmann“ von E.T.A. Hoffmann, „King Kong und der alte weiße Mann“ in einer Bühnenfassung und Inszenierung von Robert Gerloff, „Das Institut“ erneut in Zusammenarbeit mit dem Hanse-Wissenschaftskolleg aus Delmenhorst sowie „Die Wiedervereinigung der beiden Koreas“.

Der Kinofilm „Winter Journey“ mit Bruno Ganz in seiner letzten Hauptrolle zeigt das Leben der jüdischen Familie Goldschmidt aus Oldenburg. Die Deutschlandpremiere im Oldenburgischen Staatstheater ist am 6. September mit zahlreichen Gästen.

Der Kinofilm „Winter Journey“ mit Bruno Ganz in seiner letzten Hauptrolle zeigt das Leben der jüdischen Familie Goldschmidt aus Oldenburg. Die Deutschlandpremiere im Oldenburgischen Staatstheater ist am 6. September mit zahlreichen Gästen.
Foto: Volker Schulze

Der bereits verstorbene Bruno Gantz bekommt noch einmal einen großen Auftritt im Oldenburgischen Staatstheater. Der Film „Winter Journey“ über die jüdische Oldenburger Familie Goldschmidt aus der Gartenstraße zeigt Bruno Ganz in seiner letzten Rolle. Der Film von Anders Østergaard feiert in Oldenburg seine Deutschlandpremiere am 6. September unter Anwesenheit zahlreicher Gäste.

Die Sparte „Junges Staatstheater“, zeigt als mobile Produktion auf Schulhöfen und wenn möglich vor der Exerzierhalle das Stück „Unterm hohen Himmel: Parzival“. Mit „Heidi“ von Johanna Spyri gibt Spartenleiter Matthias Grön einer Protagonistin Raum, „die sich mit Respekt, bedingungsloser Liebe und Aufrichtigkeit erfolgreich gegen kleinbürgerliche Enge der Gesellschaft zur Wehr setzt“.

Ballettensemble zeigt eigene Choreographien

Die BallettCompagnie Oldenburg hat ihre verordnete Auszeit genutzt, um eigene Choreographien zu entwickeln. Daraus ist „1,5 Meter Abstand“ entstanden, das auch Höhepunkte der vergangenen Spielzeit zeigt.

Die BallettCompagnie Oldenburg hat ihre verordnete Auszeit genutzt, um eigene Choreographien zu entwickeln. Daraus ist „1,5 Meter Abstand“ entstanden, das auch Höhepunkte der vergangenen Spielzeit zeigt.
Foto: Stephan Walz

In der Zwangspause hatte das Ballettensemble von ihrem Leiter Antoine Jully die Aufgabe, eigene Choreographien zu entwerfen. Herausgekommen ist der Ballettabend mit dem treffenden Titel „1,5 Meter“, der am 2. Oktober im Großen Haus seine Premiere feiert. Soli und Pax de Deux mit gebotenem Abstand sind darin zu sehen sowie Höhepunkte der vergangenen Spielzeit. Bereits am 13. September hat „Apartment 7a“ von Alessandra Corti im Kleinen Haus seine Premiere. Das Tanzstück für Kinder ab neun Jahren erzählt die Geschichte von Peter Pan.

Niederdeutsches Schauspiel trumpft mit „Ziemlich beste Freunde“

Der Oldenburger Schauspieler und Regisseur Ulf Goerges inszeniert mit dem Ensemble der August-Hinrichs-Bühne für das Niederdeutsche Theater den Kino-Blockbuster „Ziemlich beste Freunde“ als „Teemlich beste Frünnen“. Alexander Prince Osei aus dem Schauspielensemble verkörpert in der Komödie ab 6. Dezember den Pfleger Driss in hochdeutscher Sprache.

Sparte 7 gibt Heldinnen ihren Raum

Mit aktuellen Themen in neuen Theaterformaten und Sehgewohnheiten setzt sich die „Sparte 7“ des Oldenburgischen Staatstheaters auseinander. In der kommenden Spielzeit steht „Sheroes“ auf dem Spielplan, das als mobile Produktion an verschiedenen Orten der Stadt aufgeführt wird. Spartenleiterin Gesine Geppert stellt darin Heldinnen vor, „die in der Geschichtsschreibung nicht zur Geltung kommen, weil nur die männlichen Helden vorkommen“. Oldenburgerinnen und Oldenburger können dafür auch ihre Vorschläge von Heldinnen einbringen und das Stück so mitgestalten.

Informationen zum Spielplan und zum bereits gestarteten Kartenverkauf gibt es unter www.staatstheater.de. Die Theaterkasse ist noch bis zum 18. Juli geöffnet und nach der Sommerpause wieder ab 25. August.

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1 Kommentar

  1. W. Lorenzen-Pranger
    23. Juli 2020 um 22.24 — Antworten

    Ich hätte eigentlich erwartet, dass das Musiktheater mit der Operette „Maske in blau“ eröffnet. 🙂

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