Kultur

Staatstheater: Ovationen für Musical „Chess“ in Oldenburg

Ruud van Overdijk und Marc Clear (von links) sind als verfeindete Kontrahenten wieder im Oldenburgischen Staatstheater im Musical „Chess“ zu erleben.

Ruud van Overdijk und Marc Clear (von links) sind als verfeindete Kontrahenten wieder im Oldenburgischen Staatstheater im Musical „Chess“ zu erleben.
Foto: Stephan Walzl

Oldenburg (vs) Dass Musicals auch mehr bieten können als seichte Unterhaltung auf Disney-Niveau, beweist das Oldenburgische Staatstheater mit dem Musical „Chess“, das bereits in der vergangenen Spielzeit für ausverkaufte Vorstellungen sorgte. Am Samstag, 26. August, 19.30 Uhr wird das politisch motivierte Musical aus der musikalischen Feder der Abba-Musiker Benny Andersson und Björn Ulvaeus im Großen Haus mit seinem großen Aufgebot wieder aufgenommen. Der Vorverkauf läuft bereits auf Hochtouren.

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Ohne opulente Bilder, Liebe, Dramen und große Melodien kommt „Chess“ zwar auch nicht aus, aber dann war es das auch schon. Eine politisch brisante Schachpartie zur Zeit des kalten Krieges zwischen den USA und Russland und die damit verbundenen diplomatischen Verstrickungen hat das bekannte Musical mit den beiden Hits „One night in Bangkok“ und „I know him so well“ zum Thema (Idee und Texte Tim Rice). Entsprechend klar, nüchtern und mit Schwarz-Weiß-Tönen ausgestattet, ist das Bühnenbild gestaltet. Die technischen Abteilungen des Oldenburgischen Staatstheaters ziehen dabei wieder einmal alle Fäden ihres Könnens, inklusive Flugakrobatik. Lediglich der Beginn des Stückes in Meran in Südtirol ist allzu folkloristisch, wie auch die Szenen der Botschafter in ihrer Bürostube im Stil aufgeblähter und karikierter Michelin-Männchen passen nicht zum sonst gelungenen Konzept der Inszenierung von Andrea Schwalbach. Wenn ihr im ersten Teil vor der Pause der übergangslose Fluss der Szenen auch nicht recht gelingen mag und man an eine Aneinanderreihung der Szenen erlebt, ist der zweite Teil mit dem bekannten und entsprechend opulent inszenierten Hit „One night in Bangkok“ wesentlich flüssiger und harmonischer. Für die musikalische Umsetzung zeichnet Andreas Kowalewitz verantwortlich, der das Oldenburgische Staatsorchester zuweilen sehr kräftig aufspielen lässt, was die Verständlichkeit des Gesangs in einigen Passagen in den Hintergrund treten lässt.

Mark Serdiuk und der Popchor begeistern das Publikum in „Chess“, dass zum Start der Spielzeit 2023/24 im Großen Haus seine Wiederaufnahme feiert.

Mark Serdiuk und der Popchor begeistern das Publikum in „Chess“, dass zum Start der Spielzeit 2023/24 im Großen Haus seine Wiederaufnahme feiert.
Foto: Stephan Walzl

„Chess“ als Spiel um Liebe, Verrat und Macht

Der Inhalt von „Chess“ ist kurz erklärt: Der Ost-West Konflikt zur Zeit des Kalten Krieges wird am Beispiel zweier verfeindeten Schach-Genies in einer Schach-Meisterschaft erzählt, die um das Ansehen ihrer Nationen kämpfen, sich mit der Presse und dem Geheimdienst anlegen und dabei auch um das Herz einer Frau buhlen. Die Mächtigen der Propaganda halten die Fäden zu ihren eigenen Gunsten in der Hand und lassen die beiden Kontrahenten wie Marionetten aussehen. Deren starkes Ego sorgt nebenbei für Spannung und Reibereien, denn geht es auch um den persönlichen Sieg.

Staatstheater engagiert ESC-Sängerin

In den Hauptrollen in Oldenburg sind als Gäste die junge Sängerin Ann Sophie Dürmeyer (Teilnahme Eurovision Song Contest (ESC) 2015 in Wien und bei „The Voice of Germany“, 2021, als Florence, Marc Clear als Anatoly Sergiesky sowie Ruud van Overdijk als Fredrik Trumper zu sehen. Als zwielichtiger Schiedsrichter in eine Art Mephisto gehüllt, der gern die imaginäre vierte Wand durchbricht und mit starker Mimik und Gestik das Publikum anspricht und begeistert, ist Mark Serdiuk zu sehen. Dürmeyer erhält zu Recht am Ende den stärksten Applaus. Dem Gast aus den Niederlanden ist die Kraft, die er für seine Gesangspartien benötigt, merklich anzuhören, auch wenn er sich über starken Applaus freuen darf. Daneben ist das bewegende Duett zwischen Florence und Anatolys Frau Svetlana ein weiterer musikalischer Höhepunkt, der mit starkem Zwischenapplaus gewürdigt wird. Nach der musikalischen Zugabe erhalten das gesamte Ensemble inklusive Regie-Team und besonders der Pop-Chor, der mit starkem Gesang und perfekten Tanzeinlagen für die Höhepunkte der Inszenierung sorgt, verdiente Ovationen.

Vorstellungstermine und Karten gibt es unter www.staatstheater.de.

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