Kultur

Staatstheater: Ballettcompagnie mit großer Vielfalt

Ballettdirektor Antoine Jully liefert mit „Fearful Symmetries“ ein farbenfrohes und fantasievolles Kostümspektakel ab. Tempo und Witz zeichnen seine Choreografie aus.

Ballettdirektor Antoine Jully liefert mit „Fearful Symmetries“ ein farbenfrohes und fantasievolles Kostümspektakel ab. Tempo und Witz zeichnen seine Choreografie aus.
Foto: Stephan Walzl

Oldenburg (vs) Der Ballettcompagnie Oldenburg gelingt es mit Bravour mit dem neuen Ballettabend „Recycling II“ dort anzusetzen, wo sie mit „Solarwinde“ begonnen hatte. Im Kleinen Haus des Oldenburgischen Staatstheaters zeigt das Ensemble einen dreiteiligen Abend mit drei Uraufführungen, der gegensätzlicher nicht sein könnte und die Bandbreite seines Könnens zeigt. Neben Ballettdirektor Antoine Jully, der ein farbenfrohes Kostümspektakel auf der Bühne präsentierte, waren es vor allem Dustin Klein mit seinem düsteren und nachdenklich-beeindruckenden „RE-Movement“ und Alex Kros mit „White Line“, die begeisterten. Beiden Gastchoreografen ist es wieder einmal gelungen, das ganze tänzerische Spektrum an Ausdruckskraft, Ästhetik und Athletik der Tänzerinnen und Tänzer herauszuholen.

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Im ersten Teil von Alex Kros tanzt das Ensemble vor einem Bühnenbild von Georgios Kolios, der für die Oldenburger Compagnie bereits öfter sehenswerte Hintergründe geschaffen hat. Auf einer großen weißen Leinwand im Hintergrund sind farbige Linien und Kurven zu erkennen, wie sie von Tänzer/innen mit ihren Schuhen auf dem Bühnenboden hinterlassen werden können. Mit einem geschickten Lichtdesign wirken die Tänzer/innen zeitweise wie in einem Schattenspiel. Ist der Beginn der Choreografie noch ruhig und klassisch auf Spitze, mit zaghaften modernen Elementen versehen, angelegt, wird es im Verlauf stetig freier und ausgelassener. Das Tempo zieht zunehmend an und aus den Soli werden Duette bis schließlich die sechs Tänzer/innen raumgreifend mit ausladenden kreisförmigen Bewegungen die Bühne einnehmen. Jeder einzelne Abschnitt dieses ersten Teils weiß zu erfreuen.

Antoine Jully liefert buntes Kostümfest

Oldenburgs Ballettdirektor Antoine Jully nimmt den Titel des Abends „Recycling II“ sehr ernst und präsentiert dem begeisterten Publikum mit „Fearful Symmetries“ ein farbenfrohes und äußerst fantasievolles Kostümspektakel mit Mitteln aus dem Kostümfundus des Staatstheaters. Bei ihm gerät der Tanz leider gelegentlich in den Hintergrund, weil die Augen nicht wissen, wo sie zuerst hinschauen sollen. Teils skurrile Objekte und amüsante Fantasiewerke wechseln zur Musik von John Adams im hohen Tempo die Szene, bevor sie auf das Publikum richtig wirken können. Ohne erkennbaren roten Faden lässt der Choreograf sein Ensemble in turbulenten Tanzszenen auf der Bühne wirbeln. Aber dennoch gelingt es auch Antoine Jully erneut, sehenswerte Formen und Bewegungen für das 14-köpfige Ensemble zu kreieren, auch wenn der Unterhaltungswert anscheinend den Schwerpunkt legen sollte. Gut zu wissen, dass die BallettCompagnie Oldenburg mehr kann als nur lustige Unterhaltung.

„White Lines“ von Alex kros eröffnet den dreiteiiligen Ballettabend „Recycling II“, der zurzeit im Kleinen Haus des Oldenburgischen Staatstheaters zu sehen ist.

„White Lines“ von Alex kros eröffnet den dreiteiiligen Ballettabend „Recycling II“, der zurzeit im Kleinen Haus des Oldenburgischen Staatstheaters zu sehen ist.
Foto: Stephan Walzl

Dustin Klein fordert und gewinnt das Publikum

Zum Abschluss des gefeierten Ballettabends gewährt der junge Choreograf Dustin Klein in „RE-Movement“ einen Einblick in die Traumwelt des Oldenburger Ensembles. Und die dargestellten Träume der Tänzer/innen sind keine leichte, eingängige Kost, sondern vertanzte, anscheinend dunklen Erlebnisse auf höchstem Niveau und mit hohem Anspruch an das Publikum. Weniger Tanz und dafür mehr Tanztheater ist zu sehen, was seine Zeit braucht, um zu verstehen und zu wirken. Zum Glück wissen die Tanzfans, was ihre Ballettcompagnie liefern kann und lassen sich in diese anfangs düstere und sperrige Choreografie zu elektronischen Klängen hineinziehen und am Ende zu Recht begeistern. Ängste und Visionen aus ihren Träumen visualisieren die Tänzer/innen in verschiedenen Szenen, die textlich unterlegt sind mit einem sich wiederholenden Monolog und einer Live-Videocollage des Geschehens auf der Bühne. Diese Projektion auf dem Gazevorhang wird allerdings nicht sinnvoll eingebaut und bleibt ein optischer Effekt.

Dustin Klein gelingt es mit Bravour das Publikum in den Bann zu ziehen und stetig tiefer in das Geschehen auf der Bühne mitzunehmen. Beeindruckender und zugleich starker, poetischer Abschluss ist die lange Schlussszene um das Quartett mit Elizabeth Cohen, die wie schwebend und schwerelos von ihren drei Tanzpartnern über die Bühne getragen wird. Von dem Münchener Choreograf Dustin Klein bekommt das Oldenburger Tanzpublikum hoffentlich noch mehr zu sehen.

Vorstellungstermine und Eintrittskarten gibt es unter www.staatstheater.de.

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