Kultur

Staatstheater: Ausstellung über den Theaterreformer Renato Mordo

Kurator Torsten Isreal (links) eröffnet gemeinsam mit Professor Dr. Uwe Meiners, Präsident der Oldenburgischen Landschaft sowie Georg Heckel, Generalintendant Oldenburgisches Staatstheater, die Ausstellung „Renato Mordo: Jüdisch, griechisch, deutsch zugleich – ein Künstlerleben im Zeitalter der Moderne“ im Foyder des Großen Hauses im Oldenburgischen Staatstheater

Kurator Torsten Isreal (links) eröffnet gemeinsam mit Professor Dr. Uwe Meiners, Präsident der Oldenburgischen Landschaft sowie Georg Heckel, Generalintendant Oldenburgisches Staatstheater, die Ausstellung „Renato Mordo: Jüdisch, griechisch, deutsch zugleich – ein Künstlerleben im Zeitalter der Moderne“ im Foyder des Großen Hauses im Oldenburgischen Staatstheater.
Foto: Volker Schulze

Oldenburg (vs) „Renato Mordo war der Vorbereiter des Theaters auf die Moderne. Er wollte die Gesellschaft erreichen“, sagt Georg Heckel, Generalintendant des Oldenburgischen Staatstheaters, anlässlich der Eröffnung einer Ausstellung über das Leben und Wirken des ehemaligen Generalintendanten des Oldenburger Theaters.

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Mit zahlreichen Bild- und Schrifttafeln, Fotografien und Originaldokumenten zeigt das Oldenburgische Staatstheater unter dem Titel „Renato Mordo: Jüdisch, griechisch, deutsch zugleich – ein Künstlerleben im Zeitalter der Moderne“ die verschiedenen Stationen von Renato Mordo (1894-1955).

Die Ausstellung gibt Einblicke in Mordos Leben.

Die Ausstellung gibt Einblicke in Mordos Leben.
Foto: Volker Schulze

Zu sehen ist diese Darstellung seines Lebens und Wirkens im europäischen Theaters des 20. Jahrhunderts noch bis zum 11. Januar 2026 im Eingangsbereich des Theaters sowie im Foyer des Kleinen und Großen Hauses des Oldenburgischen Staatstheaters. Ergänzt wurde diese umfangreiche Wanderausstellung mit originalen Objekten, die den direkten Bezug zur Arbeit Renato Mordos als Intendant und Regisseur am damaligen Oldenburger Landestheater herstellen.

Der private und künstlerische Weg des, in Wien geborenen Theatermachers war neben seinen Erfolgen auf weiten Strecken auch von Anfeindung, Flucht durch Europa vor den Nationalsozialisten, KZ-Aufenthalt und langjährigem Exil in Prag und Athen geprägt. „Er war ein Cosmopolit und Ur-Europäer, der die Gesellschaft erreichen wollte“, so Georg Heckel weiter.

Kurator der Ausstellung ist Torsten Israel, der sich im Rahmen der Eröffnung sehr erfreut darüber zeigte, dass die Ausstellung in Oldenburg „in ihrer ganzen Breite“ zu sehen ist, was auch auf die besondere Unterstützung des Oldenburger Generalintendanten zurückzuführen sei.

Unterstützt wurde diese Wanderausstellung in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz, der Oldenburgischen Landschaft, vertreten durch Landschaftspräsident Professor Dr. Uwe Meiners, sowie dem Niedersächsischen Landesarchiv und der Stadt Oldenburg.

Renato Mordo: Leben und Arbeiten für das Theater

Es war Freitag, 15. Oktober 1920, als die Oper „Wozzeck“ von Alban Berg am damaligen Oldenburger Landestheater ihre Premiere feierte. Die Rollen für Regisseur, Bühnenbildner und Titelrolle waren Renato Mordo zugeschrieben. Jetzt, 105 Jahre später, kehren die Erinnerungen der Stationen an seine Wirkungsstätte Oldenburg zurück.

Ergänzend erfährt die musikalische Tragödie „Wozzeck“ Ende Mai 2026 in der selten gezeigten Fassung von Manfred Gurlitt und unter der Regie des amtierenden Oldenburger Generalintentanden im Oldenburgischen Staatstheater seine Premiere. Im Jahr 1894 wurde Renato Mordo in Wien als Sohn des von Korfu stammenden Kaufmanns Rudolfo Mordo geboren. Dieser örtliche Umstand begründete die Verbundenheit des Sohnes jüdischer Eltern zu Griechenland.

Seine künstlerische Karriere nahm nach seinem Studium einen steilen Verlauf, auf den der Theaterliebhaber weniger Wert legte, als auf sein Engagement Theater für alle Schichten zu schaffen. Renato Morto reformierte an seinen Wirkungsstätten Spielpläne und stieß damit nicht immer auf Zustimmung.

Exil in Prag und Athen

Seine Karriere begann im August 1920 als Oberspielleiter am Landestheater zu Oldenburg. Bereits 1921 erfolgte die Ernennung zum Direktor und schließlich 1923 zum Intendanten. Mit seinen 26 Jahren war er der jüngste Theaterleiter in Deutschland. Bedeutsam für Oldenburg war 1921 die Gründung der Sparte Oper am Landestheater, die künstlerische Reform des Spielplans sowie die Bindung der Niederdeutschen Bühne an das Landestheater.

Beim großbürgerlichen Publikum in Oldenburg stieß der neuzeitliche Theaterleiter nicht immer auf Zustimmung. Mit der Zunahme nationalistischen und antisemitischen Gedankenguts unter dem Großteil der Bevölkerung gegen Ende der 1920er Jahre ging der Freigeist nicht konform und verließ früh das Landestheater. Es folgten die Stationen Wien, Breslau, Darmstadt und Dresden.

Mit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten floh die Familie zunächst nach Prag und später nach Athen. Dort förderte Renato Mordo an der von ihm gegründeten und geleiteten Athener Staatsoper die noch unbekannte Opernsängerin Maria Callas.

Vom KZ Haidari zurück nach Deutschland

Die Judenverfolgung erreichte schließlich auch Griechenland, wo Renato Mordo in Athen in das Konzentrationslager in Haidari gebracht wurde. Nach seiner Freilassung führte ihn sein weiterer künstlerischer Weg erneut nach Wien und anschließend über Ankara, Athen und Tel Aviv schließlich wieder nach Deutschland.

Im Jahr 1952 wurde der Oberregisseur am Staatstheater Mainz, wo er am 5. November 1955 starb. Diese verschiedenen künstlerischen Stationen, wie auch seine Vertreibung durch das NS-Regime und sein Leben im Exil sind Bestandteile der aktuellen Ausstellung in Oldenburg.

Informationen zur Ausstellung

Die Ausstellung „Renato Mordo: Jüdisch, griechisch, deutsch zugleich – ein Künstlerleben im Zeitalter der Moderne“ ist noch bis zum 11. Januar 2026 zu sehen und jeweils eine Stunde vor Vorstellungsbeginn geöffnet. Der Teil im Eingangsbereich und Kleinen Haus kann zusätzlich während der regulären Kassenöffnungszeiten (Dienstag bis Freitag 10 bis 18 Uhr sowie samstags von 10 bis 14 Uhr) besucht werden. Führungen durch die Ausstellung werden gesondert angekündigt. Alle weiteren Information sind online erhältlich unter www.staatstheater.de.

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