Ralf Ziervogel: Sezierung von Klischees
Der Berliner Künstler Ralf Ziervogel hat die mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung „Horst-Janssen-Grafikpreis der Claus Hüppe-Stiftung“ erhalten.
Foto: Katrin Zempel-Bley
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Oldenburg (zb/pm) – Ralf Ziervogel heißt der fünfte Preisträger des Horst-Janssen-Grafikpreises der Claus-Hüppe-Stiftung. Die alle drei Jahre vergebene und mit einem Preisgeld von 20.000 Euro dotierte Auszeichnung ist an den 39-jährigen Berliner Künstler vergeben worden.
Er arbeitet nicht puristisch grafisch, er nutzt Zeichnung, Malerei, Skulptur, Video und Installation gleichermaßen als künstlerische Ausdrucksweisen. Im Medium der Zeichnung, das eigentlich als leise und subtil oder auch als vorbereitend und skizzierend galt, hat er riesige Formate mit aufsehenerregenden Motiven aus Menschenleibern geschaffen. „Technisch brillant und inhaltlich visionär hat er die Jury auch mit seinen neuen Arbeiten, die alle in der Ausstellung zu sehen sind, überzeugt“, berichtet Museumsdirektor Dr. Friedrich Scheele.
„Es geht um die Sezierung von Klischees“, sagt Ziervogel. So arbeitet er bei seinen großformatigen Leinwandarbeiten, die wie Grabplatten an der Wand stehen und scheinbar nur mit einem lebensgroßen Kreuz, wie ein Fadenkreuz, versehen sind, mit Tinte und Acrylkreideuntergrund. Dabei entstehen fast reinweiße Werke mit feinen Zeichnungen aus Mikroschrift, die einen teilweise kruden und verstörenden Inhalt offenbaren und nur mit Lupe entziffert werden können. „Die Arbeiten erzählen eine Geschichte, der Kreuzigung einer Person“, verrät der Künstler und fügt hinzu, dass der Prozess das einzig Spannende für ihn sei.
Daneben gibt es in der Ausstellung mit den „Eskimoliedern“ neue Gouachen zu sehen, in denen Ziervogel menschliche Gesten auf dem Touchscreeen von iPad und iPhone künstlerisch auswertet und ebenfalls mit Schrift inhaltlich auflädt. Hier geht es um Suchbegriffe aus der virtuellen Welt.
Im Katalog zur Ausstellung, in dem viele seiner Werke abgebildet sind, tritt Ziervogel erstmals als Autor auf. „Seine bösen und respektlosen Texte, die in bester Tradition eines Thomas Bernhard geschrieben sind, lassen anhand von autobiografischen Einlassungen tief in den Kunstbetrieb blicken“, meint Dr. Jutta Moster-Hoos, Leiterin des Horst-Janssen-Museums.
Die Ausstellung ist bis zum 4. Januar 2015 im Horst-Janssen-Museum in Oldenburg zu sehen.
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