Kultur

Fotografien als inszenierte Wirklichkeit

Die Vorstandsmitglieder Jürgen Müllender und Dr. Ulrich Knemeyer überreichten den Förderpreis an Geeske Janßen.

Die Vorstandsmitglieder Jürgen Müllender (links) und Dr. Ulrich Knemeyer überreichten den Förderpreis an Geeske Janßen.
Foto: Katrin Zempel-Bley

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Oldenburg (zb) – Geeske Janßen hat Montagabend den diesjährigen Förderpreis der Kulturstiftung der Öffentlichen Versicherungen Oldenburg für ihr fotografisches Werk erhalten (die OOZ berichtete). Der Preis soll junge Künstler der Region zu künstlerischer Innovation ermutigen. Er ist damit nicht zuletzt auch Werbung für die Kunstregion Oldenburger Land. Jürgen Müllender, Vorstandsmitglied der Öffentlichen Versicherungen, überreichte ihr die mit 8000 Euro dotierte Auszeichnung vor rund 200 geladenen Gästen im Stadtmuseum Oldenburg.

Der Förderpreis war 2015 für die Sparte Fotografie ausgeschrieben. Die Kulturstiftung der „Öffentlichen“ hat ihn vor 13 Jahren erstmals vergeben, um noch nicht arrivierte und abgesicherte junge Künstler ausfindig zu machen und junge künstlerische Positionen, die nicht Bekanntes umspielen, sondern neues Terrain suchen, zu präsentieren. Der Preis wird jährlich alternierend für die Sparten Malerei, Skulptur/Installation und Fotografie ausgeschrieben.

Die Jury habe sich einstimmig für Geeske Janßen entschieden, berichtete Müllender in seiner Gratulationsrede. Die in Seefeld aufgewachsene Künstlerin, die 2012 ihren Bachelor-Abschluss an der HBK in Braunschweig erfolgreich absolvierte und 2010/2011 an der Universidad Politecnica de Valencia – Bellas Artes – bei Bartolomé Ferrando und seit 2012 an der Hochschule für Buchkunst in Leipzig bei Christine Lahr studiert, habe die Fachjury mit ihren thematischen konzipierten Fotografien überzeugt, sagte er weiter.

„Ich interessiere mich sehr für das Alltägliche, das Märchenhafte im Kleinen und die inszenierte Wirklichkeit“, so Geeske Janßen. Leise aber deutlich befasst sich die 28-Jährige zum Beispiel im „Bauernhof“ mit dem Wandel in der oldenburgischen Landwirtschaft. „Ihre Fotografien sind keineswegs spontan entstanden. Vielmehr sind sie bewusst konzipiert und inszeniert. Wobei Geeske Janßen ihre Protagonisten niemals vorführt oder ausstellt“, sagt Müllender.

Die Preisträgerin interessiert sich für die Medienvielfalt, favorisiert die Performance ebenso wie die Installation, das Video oder eben die Fotografie. Sie sucht nach Wegen, sie miteinander zu verbinden. „Ihre Vielseitigkeit ist wunderbar“, findet Inka Schube, Kuratorin im Sprengel Museum Hannover, die die Laudatio hielt. Geeske Janßen zeige, dass in der Fotografie alles möglich sei. „Vor allem aber ist sie mittendrin“, stellt Schube fest. Sie wolle kein gutes Bild. Ihr komme es auf die Recherche, den Kontakt, das eigene Interesse an, und das müsse man sich erst einmal trauen.

Tatsächlich wagt sie Essentielles und schafft es, sowohl das bäuerliche Glück als auch das damit verbundene harte Leben in ihren Fotografien zu vermitteln. Alle ihre Arbeiten haben Tiefgang, eine Botschaft oder teilen dem Betrachter gemachte Erfahrungen der Fotografin mit. Sie will vermitteln, jedem den Zugang zu einer bestimmten Thematik ermöglichen. Das gilt sowohl für den Bauernhof als auch für die goldenen Hochzeitpaare, die Geeske Janßen fotografiert hat nachdem sie ihr verraten haben, was das Geheimnis einer so langen Ehe ist.

„Ihre Fotografien sind unprätentiös“, findet Schube, „und sie wollen nicht verführen.“ Genau das zeichnet ihre Arbeiten aus, die im Stadtmuseum Oldenburg noch bis zum 7. Juni zu sehen sind. Die Künstlerin war voller Freude über die Auszeichnung und dankte all jenen, die sie unterstützen und jene, die sich auf ihre fotografischen Abenteuer eingelassen und ihr dabei vertraut haben.

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