„Das Wunderkind“ – TATORT Premiere beim 30. Oldenburger Filmfest

Der Tatort „Das Wunderkind“ vom Bayerischen Rundfunk mit Udo Wachtveitl (3. von links) als Kommissar Leitmayr und Regisseur Thomas Stiller (2.von links) feierte beim Filmfest Oldenburg im Casablanca Programmkino seine Weltpremiere.
Foto: Volker Schulze
Oldenburg (Achim Neubauer) Nach fünf Jahren stellte Thomas Stiller wieder einen Tatort als Weltpremiere in Oldenburg vor. Waren es bisher nur Beiträge des NDR (Falke) und vom WDR (Ballauf und Schenk), hatte er nun seinen inzwischen dritten Film mit den Münchner Kommissaren Batic und Leitmayr mitgebracht – und einen der beiden Hauptdarsteller, Udo Wachtveitl nämlich, auch noch.
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Ein Häftling ist im Gefängnis ermordet worden. Die Ermittler ziehen kurzerhand mit ihrem kompletten Büro in den Tatort, um dort den Fall aufzuklären. Schnell stellt sich heraus, dass sich dort zwei Knast-Gangs unversöhnlich gegenüberstehen. Als der Häftling Scholz entlassen wird, der endlich wieder mit seinem musisch hochbegabten Sohn zusammenleben möchte, gibt einen weiteren Toten.
Für Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl ist das der 94.Tatort für den sie gemeinsam vor der Kamera standen (der 95. ist ebenfalls schon abgedreht; zwei weitere in Planung). Die Besonderheit des Münchner Teams liegt sicher darin, dass die Redaktion zusammen mit Darstellern, Drehbuchautor und Regie immer wieder ganz neue Wege geht. Das sind keine filmisch experimentellen Beiträge, sehr wohl aber solche, die das Genre Krimi ausloten, ohne dessen Grenzen zu überschreiten. Zu denken wäre an Dominik Grafs Betrag „Frau Bu lacht“ (1995, den mit dem „Knusperfrosch“), den ersten Echtzeit-Tatort „Außer Gefecht“ (2006) und ganz sicher gehört auch Thomas Stillers Cop-Krimi „Macht und Ohnmacht“ (2013) in diese Reihe.

Udo Wachtveitl auf dem 30. Internationalen Filmfest Oldenburg.
Foto: Sandra Martinez
Klassische Kriminalfilme sind Stillers Sache nicht und so schrieb er für den Bayerischen Rundfunk nun zwar seinen ersten „Whodunit“-Tatort; das dramaturgischen Hauptinteresse liegt für ihn aber erklärtermaßen auf dem besonderen Dreiecksverhältnis zwischen Ferdinand, dem „Wunderkind“, Scholz, dem leiblichem Vater und den Pflegeeltern. Er zeichnet beide Seiten, die sich um den Jungen sorgen möchten, gleichermaßen mit sympathischen Strichen, so dass die Tragik dieser Situation nachvollziehbar wird.
Zum anderen malt er in seinem Drehbuch ein offensichtlich durchaus stimmiges Bild der Realitäten des Gefängnisalltags für das er sich von Gerd Koop, dem ehemaligen Leiter der Justizvollzugsanstalt Oldenburg beraten ließ.
Zwischen der „Familiengeschichte“ und der Schilderung der Gefängnisatmosphäre findet der Film über weite Strecken eine ziemlich ausgewogene Balance, auch wenn der Schluss nach Stillers Meinung „ein wenig dunkel“ ausgefallen ist.
Ausgestrahlt wird „Das Wunderkind“ voraussichtlich erst im Jahr 2024; in diesem Herbst wird zunächst noch der Münchner TATORT „Königinnen“ gesendet.
… und dass es nicht wieder fünf Jahre dauern wird, bis zum nächsten Stiller-Tatort (und der Premiere in Oldenburg) da ist der Drehbuchautor und Regisseur ganz optimistisch.
Hier geht es zu den weiteren Filmkritiken: www.oldenburger-onlinezeitung.de/filmfest.
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