Entdeckerbuch macht Stadtmuseum zum Erlebnisort
Oldenburg (zb) Wer lebt schon in einem Museum, das aus zwei Villen und über 40 Räumen besteht? Tedel kann das von sich behaupten. Seine Geschichte beginnt 1875 und endet 1914 in Oldenburg im Stadtmuseum. Über 100 Jahre später führt er Kinder durch sein spannendes Haus.
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Hinter Tedel verbirgt sich Theodor Francksen, der einst an der Raiffeisenstraße wohnte, wo heute das Oldenburger Stadtmuseum untergebracht ist. Der wohlhabende Oldenburger unternahm zahlreiche Bildungsreisen, von denen er viele wertvolle Erinnerungsstücke mitbrachte, die er in seinen Villen platzierte. „Er praktizierte das lebendige Museum, denn hier lebte Francksen“, sagt Museumsdirektor Prof. Dr. Friedrich Scheele gestern bei der Vorstellung des Kinderbuchs. „Er hat sein Lebenskonzept dreidimensional sichtbar gemacht und nach seinem Tod der Stadt seine Wohnung, die ein Museum war und ist, vermacht.“
Es sind faszinierende und weitgehend unberührte Räume, aber mitunter verlieren vor allem Kinder die Orientierung. Deshalb haben die beiden Museumsmitarbeiterinnen Sandrine Teuber und Dörthe Mitwollen mit finanzieller Unterstützung der Oldenburgischen Landschaft und dem Verein „Lebendiges Museum“ ein Entdeckerbuch für Kinder von sechs bis zwölf Jahre erstellt, das ihnen Spaß machen dürfte. Denn so manches Geheimnis in den Villen wird gelüftet und Vieles erst entdeckt.
Tedel führt die Kinder anhand eines Lageplanes von Raum zu Raum, erzählt ihnen, was dort passiert ist und stellt ihnen auch seine Eltern vor. Er berichtet ihnen von seiner Sammelleidenschaft, erzählt ihnen von Grafen und Herzögen, griechischen Göttinnen und seltsamen Tieren und zahlreichen Bildern, die überall an den Wänden hängen. Das ist aber nicht alles, denn die Kinder können auf einer Entdeckertour verschiedene Stationen erkunden, Aufgaben lösen, Basteln und Malen.
Bevor das Buch gedruckt wurde, ist die Entdeckertour von Kindern getestet und nach einigen Änderungen für gut befunden worden. „Es ist nicht immer leicht, sich in ein Kind zu versetzen“, räumt Mitwollen ein, die sich auch sprachlich große Mühe gegeben hat. Kinder, die das Entdeckerbuch vollendet haben, haben anschließend ihr eigenes Buch, das voller Wissen steckt.
„Wir wollten Wissen mit Aktivität miteinander verbinden. So können Kinder das Stadtmuseum als Erlebnisort wahrnehmen und viel über die Exponate und die Geschichte der Sammlung erfahren“, sagt Teuber, die überzeugt ist, dass das auch ein großer Spaß für Eltern ist.
Das Museum ist aus einer Stiftung des Oldenburger Kaufmanns und Kunstliebhabers Theodor Francksen an die Stadt Oldenburg hervorgegangen. Er wurde als Kind „Tedel“ genannt und stand Pate für die gleichnamige Figur im „Entdeckerbuch“. Francksen hatte die in seinen Wohnräumen untergebrachten Objekte seiner reichhaltigen Sammlung nach Stilepochen geordnet und damit ein außergewöhnliches Raumerlebnis geschaffen, das sich im Kern bis heute erhalten hat. So gewinnen kleine und große Besucher einen Einblick in die bürgerlichen Lebenswelten von der Spätrenaissance über Barock und Biedermeier bis hin zum Jugendstil.
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