Kritik an Großleitstelle sorgt für Irritation
Oldenburg (zb) Die Kooperative Großleitstelle (KGO) ist im August 2012 mit ihrer Arbeit gestartet. Sie ist seither für alle Notrufe aus den Landkreisen Wesermarsch, Ammerland, Oldenburg und Cloppenburg sowie für die Städte Delmenhorst und Oldenburg zuständig, wo rund 735.000 Menschen leben. Hier müssen 30 Rettungs- und 155 Feuerwachen mit insgesamt über 2000 verschiedenen Fahrzeugen disponiert werden und zwar so, dass die Retter schnellstmöglich am Ort sind. 13 Millionen Euro investierten die Träger in die neue Einrichtung, die vor allem Synergieeffekte mit sich bringen sollte.
Anzeige
Im Ausschuss für Gesundheit, Verbraucherschutz und Gefahrenabwehr der Stadt Delmenhorst gab es jetzt große Aufregung wegen der KGO. Grund ist die von der Verwaltung prognostizierte Kostenentwicklung. Bislang hat sich der Zusammenschluss laut Verwaltung gelohnt. Demnach musste die Stadt Delmenhorst 2012 rund 525.983 Euro an die KGO überweisen, 2014 waren es 588.503 Euro und für das laufende Jahr sind es 676.000 Euro. Für eine eigene Leitstelle hätte man laut der Verwaltung im Jahr 2012 wohl 653.439 Euro ausgeben müssen, 2014 wären 682.445 Euro fällig gewesen, und für dieses Jahr hätte man mit 716.568 Euro rechnen müssen.
Das Verhältnis kehrt sich jedoch ab 2019 um, glaubt man den Prognosen der Verwaltung. Für eine eigene Leitstelle würden 2019 rund 806.308 Euro anfallen, für die KGO hingegen 857.105 Euro. Im Jahr 2021 zeigt das Diagramm weiter nach oben für die KGO-Kosten, die Linie für die eigene Leitstelle fällt hingegen moderater aus. Auf Zahlen verzichtet die Verwaltung an dieser Stelle. „Es handelt sich um fiktive Zahlen“, betont der Pressesprecher der Stadt auf Nachfrage. Doch damit waren die Zweifel an der KGO gesät.
Wie verhält es sich mit den Kosten in der Stadt Oldenburg? Sie musste 2012 rund 709.052 Euro, ein Jahr später 761.427, 2014 schließlich 826.595 Euro, im letzten Jahr 850.556 Euro und in diesem Jahr 944.271 Euro an die KGO zahlen. Was eine eigene Leitstelle kosten würde und warum die Kosten gestiegen sind, konnte die Stadtverwaltung nicht beantworten, weil die dafür Verantwortlichen in den Osterferien sind.
Jedoch Petra Buzina, Verwaltungsleiterin bei der KGO, kennt die Gründe für die Kostensteigerung, die auch allen Trägern bekannt sein müssten und wundert sich über die Kommunikation. „Wir hatten im Dezember unsere jüngste Verwaltungsratssitzung. Da ist jeder Träger mit jeweils einer Person aus der Verwaltung und der Politik beteiligt gewesen. Sowohl die Vertreter der Stadt Delmenhorst als auch aus Oldenburg waren anwesend“, berichtet sie. „Und dort gab es keinerlei Bedenken, wie sie jetzt öffentlich in Delmenhorst geäußert wurden.“
Für die Kostensteigerungen macht sie den Austausch der kompletten EDV-Anlage verantwortlich, der nach der über vier Jahren normal ist, sowie steigende Einsatzzahlen bedingt durch den demografischen Wandel. Das bedeutet mehr Personal. Inzwischen arbeiten dort 46 Kräfte. 236.603 Einsätze hat die KGO im vergangenen Jahr bearbeitet. Das waren rund fünf Prozent mehr als 2014. Bei über der Hälfte der Anrufe, nämlich 120.288, war die KGO nicht zuständig. „Immer mehr Leute rufen die KGO mit Anliegen an, die nicht mit Notrettung zu tun haben, uns aber beschäftigen.“
Außerdem weist Petra Buzina auf die vielen Verbesserungen bei der Rettung selbst hin, die den kranken oder verunglückten Menschen zu Gute kommen, was vor der Einrichtung der KGO nicht der Fall war. Mit Hilfe moderner Technik ist es möglich, den Rettungswagen zu verständigen, der am dichtesten am Geschehen ist und zwar über die Grenzen der Landkreise und Städte hinweg, was in einigen Fällen lebensrettend sein kann.
Wenn die Ratsmitglieder in Delmenhorst davon reden, möglicherweise die Reißleine ziehen zu wollen, so zeigt das bloß, wie wenig sie über die Satzung der KGO wissen, die jeder Träger gebilligt hat. Dort ist nachzulesen, dass sich alle Träger langfristig auf die Zusammenarbeit eingelassen haben und keiner von jetzt auf gleich den Zusammenschluss verlassen kann.
Update, 24. März, 10.16 Uhr
Die Oldenburger Stadtverwaltung informiert nachträglich: „Die erhobene Umlage zur Finanzierung der Großleitstelle durch Tariferhöhungen steigt und auch durch zyklisch notwendige Investitionen für Ersatzbeschaffungen und Bedarfsanpassungen. Dies geschieht in den durch die Gremien der Großleitstelle bestimmten Grenzen. Die Wirtschaftlichkeit der Großleitstelle wird jährlich auf der Basis externer Bilanzprüfungen bewertet und deren Geschäftsführung erfolgt nachweislich ordentlich. Eine Abweichung der Umlagehöhe gegenüber einer Prognose aus Vorjahren ist üblich, da diverse Variablen eine Streuung des Erwartungswertes ermöglichen.“
2 Kommentare
So wird Politik in Delmenhorst gemacht… Unsachlich und ohne Fachenntnisse darf man die Bürger verunsichern und unqualifizierte Reden schwingen. In welchem Verhältnis sind denn die Kosten der Stadt für den Brandschutz und die Vorhaltung von Rettungsmitteln gestiegen? Sind die Kosten der Stadtverwaltung nicht auch in den letzten Jahren gestiegen? Vielleicht lässt sich hier ja auch sparen?
Wieder einmal zeigen verantwortliche Politiker in Delmenhorst weshalb diese Stadt nicht ernstgenommen werden kann….
Ob ein Austritt der kreisfreien Stadt Delmenhorst wirklich das Heil in der Flucht sein kann, kann ich nicht absehen. Wenn es man denn so machen will ist ide „Kündigungsfrist2 gemäß der Satzung zwei Jahre zum Jahhresende.
Aber aufmerken sollten schon alle an der Großleitstelle beteilligten Träger.
Die Kosten für die Goßleitstelle steigern sich kontinuierlich und das in Zeiten in denen wir weder signifikante Preissteigerungen noch Inflation haben. Allein der Finanzhaushalt der Stadt Oldenburg weist aus: Verlustzuschuss für 2015: 802.700€ für 2016: 944.300€. Das Wort Verlustzuschuss muß man hier sicherlich noch genauer analysieren, aber die Richtung wird deutlich – und es ist zumindest was die Kosten angeht die falsche Richtung.
Im Übrigen ist es nicht zwangweise üblich eine vollständige EDV nach 4 Jahren Betriebszeit auszuwechseln – als Steuerzahler habe ich momentan eher den Eindruck, daß Geld mit vollen Händen ausgegeben wird und wenn es nicht reicht, dann fordert man eben nach..
Trotz alledem soll dies kein Antritt sein, die Subtanz der Großleitstelle in Frage zu stellen – im Gegenteil. Es kann jedoch ein zukünftig stabiler Betrieb nur dann gewährleistet sein, wenn er minmalen wirtschaftlichen Ansprüchen genügt.
Dies gilt meiner Meinung nach natürlich auch unbedingt für „Verwaltungskosten“ öffentlicher Verwaltungen.