Oldenburg

Startschuss für Wärmeplanung: Kein Grund zur Hektik

Gaben per Buzzer den Startschuss für das Projekt „Kommunale Wärmeplanung“: (von links) Dr. Urban Keussen (EWE-Vorstand Technik), Börge Wenholz (EWE Netz), Stadtbaurätin Christine-Petra Schacht und Oberbürgermeister Jürgen Krogmann.

Gaben per Buzzer den Startschuss für das Projekt „Kommunale Wärmeplanung“: (von links) Dr. Urban Keussen (EWE-Vorstand Technik), Börge Wenholz (EWE Netz), Stadtbaurätin Christine-Petra Schacht und Oberbürgermeister Jürgen Krogmann.
Foto: Mohssen Assanimoghaddam

Oldenburg (Michael Exner) Jetzt packt die Stadt die Wärmeplanung an – und in einem Jahr soll der Oldenburger Rahmen für den Weg zur Klimawende stehen. Den offiziellen Startschuss für die Arbeiten haben am Dienstag Oberbürgermeister Jürgen Krogmann und Vertreter des Ausschreibungsgewinners EWE Netz mit der Vorstellung der Detailplanung gegeben. Am Ende soll eine auf Oldenburg zugeschnittene Strategie für die Wärmewende stehen – mit ersten konkreten Umsetzungen für das Stadtgebiet. Auch wenn anfangs noch vieles im Ungefähren verbleibt, kann man die Prognose wagen: Es besteht kein Grund zur Hektik.

Anzeige

Zum Auftakt der Präsentation im Rathaus waren die Verantwortlichen unisono bemüht, dem nach diversen Kapriolen auf Bundesebene (zurückhaltend formuliert) verbreiteten Unbehagen in der Bevölkerung bei diesem Thema entgegenzuwirken. „Wir wollen den Menschen Sicherheit geben und ihnen Ängste nehmen“, sagte Krogmann, der unter Anspielung auf die „nicht richtig gelungene“ Kommunikation der Bundesregierung hinzufügte, man wolle die Wärmewende vom Kopf auf die Füße stellen und auch den psychologischen Druck von den Hauseigentümern nehmen. Als ersten Schritt machte der Oberbürgermeister eine eindeutige Zusage: „Wir setzen darauf, dem Bürger Planbarkeit zu geben – ohne irgendjemand vorzuschreiben, was er machen muss; das ist vorbei“. Allerdings verknüpfte er diese Versicherung mit dem Hinweis, dass fossile Energie im Laufe der Jahre nicht billiger werde.

Der Planungsprozess wird in vier Phasen unterteilt. Am Anfang steht die Bestandsaufnahme (Gebäude- und Versorgungsstruktur, Wärmebedarf), gefolgt von einer Potenzialanalyse (welche Möglichkeiten der klimafreundlichen Energiegewinnung stehen zur Verfügung, z.B. Erneuerbare, Abwärme). Auf Basis dieser Daten soll ein Zielszenario zur klimafreundlichen Bedarfsdeckung zwischen 2030 und 2040 entwickelt werden. Daraus (so zumindest die Theorie) soll sich eine Wärmewendestrategie ergeben, die sich in einem Maßnahmenkatalog konkretisiert. Anvisiert ist die Umsetzung von mindestens fünf Punkten aus einem solchen Katalog in den ersten fünf Jahren.

Bis zur Jahreswende 24/25 soll nach den Worten von Stadtbaurätin Christine-Petra Schacht die Datenbasis vorliegen. Anschließend werde die Bevölkerung in einem breit angelegten Beteiligungsprozess in den Fortgang einbezogen. Das bedeute nicht nur Informationsveranstaltungen, sondern auch enge Kontakte zu den Bürgervereinen. In etwa einem Jahr möchte die Dezernentin die Ergebnisse präsentieren. Am Ende des Prozesses stehen Ratsbeschlüsse. Bis Mitte 2026 muss die ganze Angelegenheit abgeschlossen sein.
Die EWE geht das Vorhaben nach Angaben ihrer Vertreter technologieoffen an. „Weil wir nicht alle Angebote für alle vorhalten können, müssen wir zunächst klären, welche Form der Bereitstellung von Energie wo sinnvoll ist“, sagte der Technik-Vorstand von EWE Netz, Dr. Urban Keussen. Fernwärme werde eine (wohl eher geringere) Rolle spielen, kleinere Nahwärmenetze seien eine Option, auch Strom werde an Bedeutung zunehmen. Auf jeden Fall werde man der Stadt eine ganzheitliche Strategie an die Hand geben, in der Klimaneutralität und Versorgungssicherheit miteinander verbunden würden.

Und der Bürger? Was soll der in der Zwischenzeit machen? Da hatte Keussen einen Rat parat: „Wenn kein Handlungsdruck besteht, sollte man bis zur Vorlage der Ergebnisse warten“, sagte der EWE-Vorstand. „Wenn allerdings etwas anliegt, etwa weil die Heizung kaputt ist oder ohnehin eine Renovierung beabsichtigt ist, sollte man sich zunächst beraten lassen.“

Dass weitere Wendungen in der Bundespolitik die Lage erneut komplizieren könnten, halten die Verantwortlichen vor Ort (bei aller Vorsicht) für eher unwahrscheinlich. „Wir gehen als Kommune davon aus, dass die Rahmenbedingungen irgendwann auch mal gesetzt sind“, sagte Krogmann. Und für die EWE meinte Keussen knapp: „Wir stellen uns auf alle Szenarien ein.“

Vorheriger Artikel

Faeser für Überprüfung von Rechtsextremen durch Bundestag

Nächster Artikel

Generalbundesanwalt: Festnahme von zwei mutmaßlichen IS-Mitgliedern

2 Kommentare

  1. Horst
    13. März 2024 um 12.46 — Antworten

    technologieoffen? was soll denn da noch kommen? Gas oder Wärmepumpe, da sollte ich mich mal beraten lassen…

    • Markus
      14. März 2024 um 23.01 — Antworten

      Letztes Jahr, Gaskessel der Zentralheizung im Mehrfamilienhaus defekt. Angebote für neuen Gaskessel und für Umrüstung auf Wärmepumpe von verschiedenen Anbietern kommen lassen. Ergebnis: billigstes Angebot 45.000 NUR für die Wärmepumpe OHNE Einbau und OHNE notwendige Anpassung der Heizkörper. Gesamt wären wir bei knapp 100.000 € rausgekommen. Ein neuer Gaskessel kostete einen Bruchteil dieses Geldes. Vielleicht dann, wenn sich die Preise beruhigt haben und ieser Gaskessel wieder raus muss, also in 30 Jahren.

Einen Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.