750 Meter langer Roncalli-Sonderzug eingelaufen
Seit heute morgen wird der Roncalli-Sonderzug in Oldenburg abgeladen.
Foto: Anja Michaeli
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Oldenburg (zb) – Heute rollte der rund 750 Meter lange Roncalli-Sonderzug mit 100 historischen Zirkuswagen in den Oldenburger Hauptbahnhof ein. Bis zum 12. März muss er entleert sein, denn dann findet um 20 Uhr der Tourneeauftakt für das neue Programm „Time is Honey“ in Oldenburg auf dem Freigelände an den Weser-Ems Hallen statt.
Tatsächlich befindet sich in den hölzernen Zirkuswagen fast alles, was das 40 Jahre alte Zirkusunternehmen während seines Aufenthaltes in Oldenburg benötigt. „Bis auf die Kuppel und die Masten transportieren wir alles per Zug“, berichtet Angela Weller, Sprecherin von Circus Roncalli. Um 16 Uhr hat sich der Sonderzug am Dienstag in Köln in Bewegung gesetzt. Um 9.15 Uhr erreichte er die Huntestadt.
Dort wurden die Wagen mit alten Hanomag-Traktoren über die Rampe gezogen und von modernen Zugmaschinen auf das Festgelände gefahren. „Es wäre unmöglich, unser Zelt und das gesamte Equipment auf der Straße zu transportieren“, sagt Angela Weller. Außerdem legt Zirkusdirektor Bernhard Paul Wert auf die alten hölzernen Wagen, die aus einer Zeit stammen, als noch Pferde Zirkusse von einem Ort zum nächsten brachten.
Am Bahnhof angekommen wurde der Zug sofort von rund 50 Mitarbeitern in Empfang genommen. Nach und nach gelangten die Wagen auf das sehr nahe gelegene Gelände an den Weser-Ems-Hallen. Ganz wichtig: Zuerst wird der Küchen- und Büfettwagen installiert, denn die Arbeit ist hart und die Aufbauhelfer brauchen neue Energie. Es muss also mittags etwas Nahrhaftes auf dem Tisch stehen, das bei Roncalli von einem italienischen Koch zubereitet wird.
„Wir laden die Wagen nach einem bestimmten Plan ab“, erzählt Angela Weller. Die Zeltplane sei wichtiger als die Kostüme der Artisten, macht sie deutlich. Nicht nur das Zirkuszelt ist wichtig, der gesamte Platz ist genau eingeteilt. Da stehen die Wagen der Artisten und es werden Flächen freigehalten für jene Akrobaten, die nächste Woche in Oldenburg mit ihrem eigenen Wohnwagen ankommen. Und dann müssen immerhin zwölf Kilometer Elektrokabel und fünf Kilometer Wasserschläuche verlegt werden, denn neben Küchen- und Artistenwagen verfügt Roncalli über diverse Werkstätten, die alle Strom benötigen.
In zwei Tage ist die Zirkusstadt mit dem 36 Meter breiten und 16 Meter hohen Zelt mit seinen zwölf Metern Durchmesser auf dem Freigelände aufgebaut, damit täglich außer montags und dienstags jeweils zwei Vorstellungen mit jeweils 1500 Zuschauern präsentiert werden können. Damit die typische Roncalli-Stimmung einkehrt, müssen noch 10.000 Glühbirnen eingeschraubt werden.
Nach fünf Jahren kehrt der Circus Roncalli also nach Oldenburg zurück. Im Gepäck hat er ein neues Programm mit viel Fantasie, Poesie, Livemusik und tollen Artisten aus der ganzen Welt. „Es handelt sich um ein Entschleunigungsprogramm“, sagt Bernhard Paul. „Wilde Tiere gibt es bei Roncalli nicht, aber Pferde und die sind schließlich auch nur Menschen“, meinte er, der vor 40 Jahren seinen Zirkus gegründet hat und mit seinem Konzept bis heute für große Begeisterung sorgt. „Unsere Ausrichtung hat sich nicht verändert, ich versuche das Programm lediglich zu perfektionieren“, sagt er und fügt hinzu: „Roncalli ist der letzte Feinkostladen in Sachen Artistik.“
Apropos Pferde: Die werden in einem Spezialtransporter über die Straße nach Oldenburg gebracht und zwar erst dann, wenn der Stall aufgebaut und hergerichtet ist. Das macht der Pferdeflüsterer Karl Trunk. Er war gerade zwölf Jahre alt als er zum ersten Mal mit Pferden in der Manege stand, die bei den Trunks zur Familie gehörten. Und natürlich hat eine 120-köpfige Zirkusfamilie auch einen Nachtwächter, der in diesem Fall aus Marokko stammt und auf dem Freigelände die Zirkusstadt von rund 10.000 Quadratmetern Größe überwacht.
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