Oldenburg

pro familia: Sexualberatung ist kein Tabuthema mehr

Doris Kern und Antje Heinemann-Sanders von der Beratungsstelle pro familia stellten den Jahresbericht 2012 vor.

Doris Kern (links) und Antje Heinemann-Sanders von der Beratungsstelle pro familia stellten den Jahresbericht 2012 vor.
Foto: Katrin Zempel-Bley

Oldenburg (zb) Nach wie vor wird die Bratungsstelle pro familia am Bahnhofsplatz 10 in Oldenburg stark frequentiert. Das geht aus dem jüngsten Jahresbericht 2012 hervor, den die Leiterin Antje Heinemann-Sanders jetzt vorstellte.

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1709 Beratungen zum Thema Sexualität, Verhütung, Schwangerschaft und Partnerschaftskonflikte fanden im vergangenen Jahr statt. Das waren 90 weniger als in 2011. Die meisten Ratsuchenden sind zwischen 23 und 29 Jahren. „Wir beobachten, dass neuerdings mehr Paare ab 50 in unsere Beratung kommen“, berichtet Heinemann-Sanders und führt das auf eine aufgeklärtere Gesellschaft zurück. „Die Menschen finden den Gang zu uns nicht mehr peinlich sondern hilfreich.“

Sorgen um Debatte über die Pille danach

Mit Sorge beobachtet Doris Kern die Debatte über die Pille danach. In Deutschland gibt es sie im Gegensatz zu 28 anderen europäischen Ländern nur auf Rezept. „Das ist besonders problematisch, wenn der Verhütungsunfall am Wochenende stattgefunden hat“, findet die Psychologin Doris Kern. Denn diese Pille, die ausdrücklich keine Abtreibungspille ist, muss so schnell wie möglich eingenommen werden, um eine Befruchtung zu verhindern. Das Argument, Frauen würden vermutlich verantwortungslos mit der Pille danach umgehen beziehungsweise leichtfertiger handeln, haben Studien in anderen Ländern klar widerlegt.

921 Frauen ließen sich vor, während und nach der Schwangerschaft beraten. Das waren 130 weniger als 2011. 428 Frauen kamen zu pro familia um Mutter und Kind Stiftungsanträge zu stellen. Im vergangenen Jahr wurden 451.610 Euro bewilligt, berichtet Heinemann-Sanders. 262 Personen nutzen die Beratung zu Verhütung und Familienplanung, das entspricht den Zahlen vom Vorjahr.

Schwangerschaftsabbrüche gehen zurück

Bei der Schwangerschaftskonfliktberatung stieg die Zahl um 30 auf 390. Vor allem junge erwerbstätige und arbeitslose Frauen suchten das Gespräch. „Insgesamt gehen die Schwangerschaftsabbrüche bundesweit zurück“, berichtet Heinemann-Sanders. Rückläufig ist auch die Zahl der Schwangerschaften.

Als sehr erfolgreich bezeichneten die Fachfrauen die Zusammenarbeit mit Schulen zum Thema Liebe, Freundschaft, Sexualität. Auch das Projekt „Partnerschaft und verantwortliche Elternschaft“ ist sehr stark nachgefragt worden von den Schulen. „Wir gehen ein halbes Jahr lang regelmäßig in 9. Klassen und spüren nach einer gewissen Zeit eine neue Offenheit“, berichtet die Leiterin. Auch die Lehrkräfte würden das beobachten, hieß es.

Außerdem machten die beiden Frauen erneut darauf aufmerksam, dass die Stadt die Vergabe von Verhütungsmitteln ALG-II-Bezieherinnen ab 20 Jahren mit bis zu 100 Euro im Jahr unterstützt. Im vergangenen Jahr wurden Mittel in Höhe von 4850 Euro abgerufen. 7000 Euro stellt die Stadt dafür zur Verfügung. 2014 feiert die Beratungsstelle Oldenburg ihr 40-jähriges Bestehen, dass entsprechend gewürdigt werden soll.

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