Oldenburg

Neues Stadion: Fußball und Ergänzungen

In erster Linie soll im neuen Stadion Fußball gespielt werden – wenn es denn politisch gewollt ist.

In erster Linie soll im neuen Stadion Fußball gespielt werden – wenn es denn politisch gewollt ist.
Foto: photocreo

Oldenburg (Michael Exner) Ein Fußballstadion an der Maastrichter Straße könnte über alle Nutzungsfelder jährlich Einnahmen von etwas mehr als einer Million Euro erwirtschaften. Das ist der Kern des Gutachtens einer Hamburger Beratungsgesellschaft, das die Stadionplanungsgesellschaft Oldenburg in Auftrag gegeben hat und das deren Geschäftsführer Joachim Guttek und Oberbürgermeister Jürgen Krogmann am Montag vorgestellt haben.

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„Wir reden in erster Linie über ein Fußballstadion“, sagte Krogmann zum Auftakt der Präsentation. „Alles andere ist ergänzend.“ Aber ein Stadion könne eben auch ein Ort für mehr sein – und da hätten die Gutachter deutlich gemacht, was realistisch sei und was nicht (wobei zu letzterem wohl die großen Rockkonzerte zählen). Als realistisch sehen die Gutachter bei einer Stadionkapazität von 7500 Plätzen Einnahmen von knapp 1,1 Millionen Euro an. Bei 10 000 Plätzen wären es demnach etwas mehr als 1,2 Millionen. In beiden Fällen legen die Berater einen Ergebnisbeitrag des Hauptnutzers VfB Oldenburg von rund einer halben Million zugrunde.

Beim eigentlichen Fußball des VfB gehen die Experten von 17 bis 20 Spieltagen aus. Hinzu kämen die Nutzung anderer Vereine für Spitzen- oder Pokalspiele sowie Jugendländerspiele des DFB. Eventuell könnten auch andere Sportarten zum Zuge kommen, etwa die Footballer der Oldenburg Knights (die ja gerade erst öffentlich Interesse an einem Umzug geäußert haben). Wie schnell allerdings Entwicklungen gehen (und an Oldenburg vorbeigehen) können, machte Guttek an einem Beispiel deutlich. „Mit dem Frauenfußball ist es hier vorbei“, sagte der Geschäftsführer. „Wir hatten in der Vergangenheit Anfragen für Länderspiele und mussten absagen, weil wir am Marschweg die Bedingungen nicht erfüllen konnten.“ Inzwischen seien die Frauen so populär, dass kleine Stadien wie das in Oldenburg geplante nicht mehr in Frage kämen.

Neben dem Sport eignet sich ein solches Stadion nach Einschätzung der Gutachter auch für Konzert- und Entertainmentveranstaltungen. Die sogenannten „Hospitality-Flächen“ wie Business-Club und Logen böten Potenzial für Konferenzen, Kongresse, Meetings und Events. In diesem Zusammenhang unterstrichen Krogmann wie Guttek, dass solcherlei Nutzungen in enger Abstimmung mit der Weser.-Ems-Halle erfolgen sollten, um eine Kannibalisierung beider Einrichtungen zu vermeiden. Überhaupt sollten Stadion und Halle eng zusammenarbeiten. Inwieweit letztlich eine komplette Integration sinnvoll sei, ließ Krogmann auf Nachfrage offen. Zu weiteren „Ergänzungen“ zählen die Berater ein sportmedizinisches Zentrum in den Funktionsräumen, sowie die Geschäftsstelle und den Fanshop des VfB.

Die unterm Strich im Gutachten stehenden 1,2 Millionen Euro sind reine Einnahmen aus dem Stadionbetrieb – nicht zu verwechseln mit der Bilanz der aktuellen Planungs- und späteren Betreibergesellschaft. Bei der kämen auf der Einnahmenseite noch der Erlös aus den Namensrechten des Stadions hinzu, auf der Ausgabenseite vor allem die Kapitalkosten. Nach dem bis dato letzten Stand der Schätzungen geht man von einem Minus (d.h. einem Zuschussbedarf durch die Stadt) von jährlich anderthalb bis zweieinhalb Millionen (andere Berechnungen sagen ein bis zwei Millionen) Euro aus. Den vor wenigen Tagen erhobenen Vorwurf der Bürgerinitiative gegen den Stadionneubau, die Stadt versuche mit derlei Betriebskonzepten den Zuschussbedarf unter die Zwei-Millionen-Grenze zu drücken, um nicht in Konflikt mit dem europäischen Beihilferecht zu kommen, ließ der Oberbürgermeister auch auf mehrfache Nachfrage unkommentiert.

Das Nutzungskonzept ist nur ein Baustein in einer komplexen Konstruktion. Es fehlen noch das Verkehrsgutachten, ein Mobilitätskonzept, ein schalltechnisches Gutachten und ein Konzept fürs Parkraummanagement. Nach dem aktuellen Fahrplan will die Verwaltung dem Rat für die Sitzung am 15. April einen Beschlussvorschlag vorlegen. „Am Ende steht die politische Frage, ob man sich ein solches Stadion leisten will oder nicht“, sagte Krogmann. „Und die muss politisch entschieden werden.“

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18 Kommentare

  1. Manfred Murdfield
    4. Dezember 2023 um 19.43 — Antworten

    Es war einmal eine Badewanne, die wurde in die gute Stube gestellt: ein Hallenbad am Schloss, innenstadtnah. Fehler erkannt, abgerissen. Jetzt soll wieder eine Grosssportstätte innenstadtnah gebaut werden. Planerisch erneut Quatsch, politisch wieder gewollt, von höchster Stelle persönlich forciert. Aus Fehlern lernen? Nächstes Mal. Mit verkrampfter Könnte-möglich-sein Berechnung wird ein „Ja“ begründet. Wenn das nicht klappt, gibt es ja noch den Steuerzahler. Ein wesentliches Argument der Stadionbefürworter ist die Bahnhofsnähe. Ungeachtet der Leistungsfähigkeit der Bahn bin ich auf das Mobilitäts- und Parkraumkonzept gespannt. Vor allem wie beantwortet wird, wie das Umland überhaupt mit der Bahn herkommen soll. Und wo bei Doppelveranstaltungen die Parkplätze herkommen sollen. Da werden wir was zum Staunen bekommen, vielleicht aber auch zum Lachen. Aus Verständnislosigkeit über ein Verfahren zum Errichten eines Denkmals.

    • Thomas Kiefer
      5. Dezember 2023 um 16.25 — Antworten

      Moin !
      Warum soll das Hallenbad denn ein Fehler gewesen sein ?
      War doch optimal dort und das auch noch mit Sprungturm !
      Von der Realschule Osternburg aus waren wir da oft zum Schwimmen .
      Schade , dass es weg ist !
      Und was ist an einem Stadt- und Bahnhofsnahen Stadion denn so verkehrt ?
      Wo soll es denn sonst hin , vielleicht ins Ipweger Moor ?
      Eine Stadt wie Oldenburg braucht ein vernünftiges Stadion, welches auch für andere Veranstaltungen, nicht nur rein für den Fußball ,nutzbar und auch leicht erreichbar ist!

      • Manfred Murdfield
        6. Dezember 2023 um 8.55 — Antworten

        Nun ja, die Standortfrage des Stadions ist leider ein Tabuthema. Mir persönlich ist es nach wie vor befremdlich, dass die damalige Stadtbaurätin ihren vorherigen Arbeitgeber beauftragen konnte, bei einer m.E. nicht ergebnisoffenen Frage mit begrenzter Platzwahl genau diesen Standort am Hauptbahnhof zu finden. Jetzt müssen die Nachteile schöngerechnet werden. Aber an dem Seil ziehen ja genügend einflussreiche Personen.

        • Tante Käthe
          11. Dezember 2023 um 23.53 — Antworten

          Nein, der Standort ist kein Tabuthema. Der angedachte Standort wurde bereits 2014 nach sorgfältiger Analyse als der bestgeeignete ausgewählt (www.oldenburg.de/fileadmin/oldenburg/Benutzer/Dateien/30_Amt_fuer_Kultur_Museen_und_Sport/304_Sport/Neubau_Stadion/Stadionstandorte_Sportausschuss_12.11.14.pdf).
          Das kann man nach all den Jahren ja mal vergessen bzw. bewusst unter den Teppich kehren.

      • Markus
        6. Dezember 2023 um 11.35 — Antworten

        > Eine Stadt wie Oldenburg braucht ein vernünftiges Stadion, welches auch für andere
        > Veranstaltungen, nicht nur rein für den Fußball ,nutzbar und auch leicht erreichbar ist!

        Haben wir am Marschweg. Natürlich ist das für einige Luxusverwöhnte nicht ausreichend, aber dann sollen die eben Geld zusammentun und das selbst bauen. Speziell dieser eine Oldenburger Verein, der bekanntermassen nicht mit Geld umgehen kann sollte ich für seine persönlichen Bedürfnisse nach öffentlichen Geldern schreien.

        • Tante Käthe
          12. Dezember 2023 um 0.01 — Antworten

          Am Marschweg gibt es eine Sportanlage, richtig.
          Wenn Sie sich einmal mit sämtlichen Nachteilen und Einschränkungen befassen möchten, empfehle ich Ihnen: http://www.nordweststadion.de
          Dem VfB Oldenburg heute noch das Fehlverhalten von vor über 20 Jahren vorzuwerfen, passt zu Ihrem Kommentar. Ich bezweifle, das Sie Einblick in die Finanzen dieses Vereins haben und sollten besser nicht unreflektiert Ihre tumben Kommentare raushauen.
          Auch üble Nachrede, respektive Rufmord ist kein Kavaliersdelikt.
          Vielleicht einfach mal sachlich argumentieren. Können Sie das?

      • Lotte
        6. Dezember 2023 um 14.04 — Antworten

        Warum genau braucht Oldenburg ein neues Stadion in der Innenstadt, gebaut mit Steuergeldern?

        • Tante Käthe
          12. Dezember 2023 um 0.06 — Antworten

          Oldenburg braucht kein Stadion in der Innenstadt, dort ist kein Platz.
          Der Standort an der Maastrichter Straße ist dafür perfekt geeignet!
          Und welches öffentliche Gebäude wird denn Ihrer Meinung nach nicht aus Steuermitteln finanziert?

  2. Lotte
    6. Dezember 2023 um 9.30 — Antworten

    Der DFB schreibt für den 3 Liga Spielbetrieb vor, dass ein Stadion für den gesamten Spielbetrieb ausschließlich hierfür genutzt wird.
    Dann kann Herr Krogmann ja nur hoffen, dass der vfb nicht wieder aufsteigt( was ja auch eher unwahrscheinlich ist).

    • Tante Käthe
      12. Dezember 2023 um 0.04 — Antworten

      Ach ja, ausschließlich für Fußball?
      Wer hat Ihnen denn diesen Floh ins Ohr gesetzt?
      Unglaublich, was einige Zeitgenossen für einen Blödsinn schreiben…..

      • Lotte
        15. Dezember 2023 um 12.17 — Antworten

        Vielleicht sollten Sie mal ihre Scheuklappen absetzen und sich rational mit dem Thema auseinandersetzen und nicht nur emotional reagieren.

  3. thomas wetzel
    8. Dezember 2023 um 17.37 — Antworten

    Oldenburg braucht also ein neues Fußballstadion, für eine Regionalliga-Mannschaft .Dem VfB wäre es zu wünschen erneut aufzusteigen damit die durchschnittlichen 5000 Zuschauer dann in ein neues schickes Stadion pilgern.Die kosten sind doch egal,man rechnet solange bis es gut klingt.Obwohl bei großzügig gerechneten 1,1mio.durch den VfB und ca.2.mio.kosten wird es schon schwierig.Alles andere sind doch Hirngespinste. Der DFB fordert so etwas ,dann soll er es auch finanzieren oder der VfB selber ,wenn er es denn kann.

  4. Tante Käthe
    11. Dezember 2023 um 23.13 — Antworten

    Ach ja, da sind sie wieder, die Stadionhasser.
    Immer die gleichen Totschlagargumente, die längst widerlegt sind und auf einer gefährlichen Kombination von Halbwahrheiten, Realitätsverweigerung und stereotyper Denkweise beruhen.
    Selbst der letzte Oldenburger hat mittlerweile begriffen, dass das Marschwegstadion selbst mit vielen Millionen Euro nicht auf die Anforderungen getrimmt werden kann, die ein Stadion heutzutage vorweisen muss (und das einmal völlig losgelöst von der Fußballthematik).
    Die lächerliche BI erscheint immer mehr wie ein trotziges Kind, dem man sein Lieblingsspielzeug weggenommen hat.
    Wie schreibt der Kicker heute doch so schön?
    (…) Wie bundesweit bei mittlerweile nahezu allen größeren Bauvorhaben regt sich auch in Oldenburg ein gewisser Widerstand gegen einen Stadionneubau. In der Stadt hat sich die Bürgerinitiative „KeinStadionbau“ gegründet. Diese agiert allerdings tölpelhaft und fällt nicht durch tragfähige und redliche Argumentationen, sondern lediglich durch Klamauk und schrille Aktionen auf. “ (…)
    Recht hat er! Armes Oldenburg!

    • Manfred Murdfield
      15. Dezember 2023 um 14.17 — Antworten

      Na, wer kann sich hinter „Tante Käthe“ verstecken? Auf jeden Fall jemand der/die zu feige ist um sich mit Klarnamen zu zeigen. Eine „überzeugende“ Interessenvertretung und von daher nicht ernst zu nehmen. Ich kenne solche Hardcoreauffassung eher von der hiesigen Printpresse. Nun denn, immerhin bietet die OOZ eine gute Basis zur Meinungsäußerung. Im Übrigen halte ich die gewählte Standortauswahl deshalb für nicht hinreichend, weil m.E. das in der hiesigen Raumordnung verwendete Prinzip der Christallerschen „zentralen Orte“ entgegensteht. Aber vielleicht habe ich auch überlesen, dass eine raumordnerische Relevanz als nicht beachtlich nachgewiesen wurde.

      • Tante Käthe
        17. Dezember 2023 um 3.00 — Antworten

        Sie müssen mich nicht ernst nehmen, das erwartete ich nicht. Zum Glück haben wir ja das Recht auf freie Meinungsäußerung, nicht wahr.
        Interessant, dass sie so negativ auf die Printpresse eingehen. Sind Sie denn auch eine dieser Personen aus dem Dunstkreis eines Klaas Brümann und Andreas Hohls? Zumindest klingt das Vokabular doch recht ähnlich….
        Von Raumordnung habe ich keinerlei Ahnung, ich bedaure.
        Aber ich maße mir an zu behaupten, dass der angedachte Standort von den Planern gut ausgewählt wurde. Ich halte ihn tatsächlich auch für den bestgeeigneten.

        • Manfred Murdfield
          17. Dezember 2023 um 22.12 — Antworten

          Die Herren kenne ich nicht, weder persönlich noch vom Namen. Ich hoffe, das ist nicht schlimm, vor allem kenne ich auch deren Dunst und deren Zusammenhang mit den Stadionneubau nicht. Im Übrigen würde die hiesige NWZ keinen Leserbrief von „Tante Käthe“ veröffentlichen. Veröffentlichungen (meist) nur nach telefonischer Vergewisserung der Identität. Soviel zur Meinungsfreiheit. Und dann noch was zur Beruhigung: ich habe mal Stadt- und Regionalplanung studiert, Diplomarbeit auch über Bürger- bzw. Betroffenenbeteiligung. Insofern steht mir eben manchmal meine Vorbildung im Weg.

  5. Lotte
    15. Dezember 2023 um 12.19 — Antworten

    Oha, nun gehen aber die Emotionen mit ihnen durch die Decke! Leider typisch für einige VFB – Fans!

  6. Lars
    17. Dezember 2023 um 16.38 — Antworten

    Die BI KeinStadionbau scheint einiges erreicht zu haben. Anders kann ich mir die emotionalen Ausbrüche der Herren Käthe/Karsten Lübben(oder ist
    es ein und derselbe?) nicht erklären. Wer zu Atributen wie: Stadionhasser, trotziges Kind, lächerliche BI, tölpelhaft usw greifen muss zeigt in meinen Augen, dass er sich schon als „Verlierer“ sieht.

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