Oldenburg

Krankenpfleger Mordprozess: Soko eingerichtet

Mordprozess: Ein ehemalige Krankenpfleger verabreichte vermutlich Medikamente aus Langeweile und nahm den Tod von Patienten billigend in Kauf. Jetzt wird die Sonderkommission Kardio das ganze Ausmaß unter die Lupe nehmen.

Ein ehemalige Krankenpfleger verabreichte vermutlich Medikamente aus Langeweile und nahm den Tod von Patienten billigend in Kauf. Jetzt wird eine Sonderkommission das ganze Ausmaß unter die Lupe nehmen.
Foto: Philipp Flury/pixelio.de

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Oldenburg (am/pm) – Ein bereits angeklagter Ex-Krankenpfleger könnte mehr als 100 Tote auf dem Gewissen haben. Die Polizeidirektion Oldenburg und die Staatsanwalt teilten heute mit, dass 15 Beamtinnen und Beamte der Sonderkommission „Kardio“ die Ermittlungen in Delmenhorst, Oldenburg und Wilhelmshaven aufgenommen hätten. Sie werden alleine in Delmenhorst mindestens 174 Todesfälle zu prüfen haben, die sich während der Dienstzeiten des 38-Jährigen ereignet haben.

Der vor dem Landgericht Oldenburg im September angeklagte Krankenpfleger steht im Verdacht, durch die Verabreichung von Medikamenten den Tod von mehreren Patienten zumindest in Kauf genommen zu haben. Der Beschuldigte war bereits 2008 vom Landgericht Oldenburg wegen versuchten Mordes an einem Patienten im Klinikum Delmenhorst zu einer Freiheitsstrafe von sieben Jahren und sechs Monaten verurteilt worden.

Der damals zuständige Staatsanwalt hatte die im Rahmen der Hauptverhandlung vor dem Landgericht in Oldenburg gewonnenen Erkenntnisse zum Anlass genommen, die Ermittlungen auf weitere acht Sterbefälle im Klinikum Delmenhorst zu erweitern. Bei fünf der Verstorbenen wurde der Wirkstoff Ajmalin nachgewiesen, der schwere Herzrhythmusstörungen verursacht. Nachdem der Beschuldigte in 2011 den versuchten Mord, für den er in 2008 bereits verurteilt worden war, erstmals eingeräumt und Langeweile als Tatmotiv benannt hatte, machte er 2012 gegenüber Mitgefangenen Angaben, die auf eine Vielzahl weiterer Mordtaten hindeuteten.

Bislang wurden die polizeilichen Ermittlungen in dem Fall durch die Polizeiinspektion Delmenhorst / Oldenburg-Land / Wesermarsch geführt. Nach Ausweitung der Ermittlungen durch die Staatsanwaltschaft Oldenburg hat die Polizeidirektion Oldenburg eine Sonderkommission mit dem Namen „Kardio“ unter der Leitung von Kriminaloberrat Arne Schmidt, Leiter des Zentralen Kriminaldienstes in der Inspektion Wilhelmshaven / Friesland ins Leben gerufen. Überprüft werden nun systematisch alle Todesfälle, die im Zusammenhang mit dem Beschuldigten stehen könnten.

„Die Ermittlungen sind äußerst umfangreich“, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Roland Herrmann. „Das gesamte Ausmaß der zugrunde liegenden Taten kann nur durch eine vollständige, akribische Aufarbeitung erfasst werden“, so der Präsident der Polizeidirektion Oldenburg, Johann Kühme.

Sollten weitere Exhumierungen notwendig werden, wird die Polizeidirektion auf Wunsch der Angehörigen eine Begleitung und Betreuung in dieser Phase anbieten und zur Verfügung stellen.

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