Oldenburg

Kommentar: Jeder Verkehrsteilnehmer ist gefordert

Verkehrsteilnehmer an der Auguststraße in Oldenburg.

Verkehrsteilnehmer an der Auguststraße.
Foto: Anja Michaeli

Es ist gut, wenn die Stadt Oldenburg sich im Rahmen von Fachtagen mit der Verkehrssicherheit und speziell auch mit dem Fahrradverkehr auseinandersetzt und sich dabei von Experten beraten lässt. Denn der Stadtverkehr wird zunehmen, der vorhandene Platz aber nicht. Genau darin liegt die Herausforderung. Es geht um intelligente Lösungen, aber es geht vor allem um jeden einzelnen Verkehrsteilnehmer und sein spezielles Verhalten, das mitunter zu wünschen übrig lässt.

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Emotionen spielen im Straßenverkehr eine große Rolle. Jeder Verkehrsteilnehmer hat seine individuelle Sicht der Dinge und da ist es in der Regel so, dass die anderen stören, weil sie nicht fahren können, nicht schnell genug bzw. zu schnell sind. Radfahrer fühlen sich zu recht von Autofahrern bedroht, umgekehrt wäre es wünschenswert, wenn sich alle Radler wie vollwertige Verkehrsteilnehmer verhalten und sich keine Sonderrechte herausnehmen würden.

Mitunter mischen auch Fußgänger demonstrativ mit. Bestes Beispiel sind die Zebrastreifen an der Universität, wo sich lange Staus bilden, die Autofahrerseele täglich hochkocht und es zu gefährlichen Szenen kommt. Hier zeigt sich, dass Verkehrsverhalten nichts mit Intelligenz oder der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Schicht zu tun hat. Es geht vielmehr um Emotionen und Machtausübung, und dabei wird vergessen, auf welch gefährlichem Terrain wir uns alle miteinander bewegen.

Funktionierender Stadtverkehr hängt deshalb maßgeblich von der Geisteshaltung jedes einzelnen Verkehrsteilnehmers ab. Sind sie bereit, ihr Ego zurück zu stellen, Rücksicht zu nehmen, tolerant zu sein, Verständnis aufzubringen, Vernunft walten zu lassen und vielleicht – weil die Situation es verlangt – auf ihr Recht zu verzichten? Ist das nicht der Fall, werden Verkehrsteilnehmer immer wieder miteinander kollidieren – im schlimmsten Fall sogar in einen Unfall verwickelt sein.

Voraussetzung für ein sicheres Miteinander ist auch die Einhaltung der Verkehrsregeln. Fahrradfahrer sollten sich als vollwertige Verkehrsteilnehmer definieren und sich genauso verhalten wie Autofahrer es idealerweise tun sollten. Umgekehrt sollten sich auch Autofahrer an die Regeln halten und sich bewusst machen, wie rücksichtslos aber vor allem gefährlich es ist, Radfahrer schnittig und viel zu eng zu überholen und sie an den Rand oder gar auf Fußwege zu drängen. All das gilt auch für Fußgänger, die bei rot die Straße überqueren und schlendernd über Zebrastreifen gehen und dabei den Verkehr absichtlich aufhalten und die Emotionen provozieren.

Das heißt aber nicht, dass die Stadt von ihren Pflichten befreit ist. Sie hat in Oldenburg reichlich zu tun, um Radwege herzurichten und für entschärfende Verkehrssituationen zu sorgen. Und schließlich ist da noch die Polizei, die sich verstärkt um Rambos und Rowdys kümmern sollte, die mit ihrem Verhalten andere Verkehrsteilnehmer nicht nur bedrohen sondern vor allem gefährden.

Wenn sich jeder Verkehrsteilnehmer all das klarmachen würde, hätten wir in Oldenburg ziemlich gute Verkehrszustände: Ein funktionierendes Miteinander mit weniger Staus, weniger Stress und vor allem weniger Unfälle. Warum tun wir es dann nicht?

Ein Kommentar von Katrin Zempel-Bley.

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3 Kommentare

  1. Volker
    4. Juli 2014 um 15.41 — Antworten

    Wie wahr, wie wahr, sage ich, obwohl ich auch zu diesen Verkehrsteilnehmern gehöre, die sich meist nicht an die Straßenverkehrsordnung halten.

  2. Jan
    7. Juli 2014 um 14.21 — Antworten

    Danke für den sehr ausgewogenen Artikel, aber ein Aspekt kommt auch leider hier zu kurz: Wichtiger als „Radwege herzurichten“ sollte es sein, dass Radfahrer die Straße benutzen (dürfen). Nur ein Beispiel: Ich befahre täglich die Nadorster Str. im zügigen Tempo und durchgehend im Klingel- und Überholmodus. Auf dem schmalen Radfahrerstreifen eine echte Herausforderung. Hinzu kommt, dass ich jeden Tag mehrfach scharf abbremsen muss, weil aus den kleinen Seitenstraßen Autos heraus geschossen kommen. Entspanntes Fahren ist hier undenkbar.
    Dort, wo ich tatsächlich als „vollwertiger Verkehrsteilnehmer“ mit dem Rad auf der Straße fahren darf, ist es viel entspannter und ungefährlicher (wohl auch im Sinne der Fußgänger). Erfreulicherweise bringt der Verkehrswandel in der Stadt immer mehr Leute dazu, aufs Fahrrad umzusteigen. Entsprechend sollte der Raum für Radfahrer vergrößert werden.

    • Michael
      15. Juli 2014 um 7.49 — Antworten

      … und dann steht da (an der Nadorster Straße) fast jeden Morgen dieser LKW mit CLP-Kennzeichen auf dem Schutztrennstreifen und engt den Radweg noch weiter ein…

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