Gesundheit

Die häufigsten Tricks bei „gesunden“ Produkten

Einige Hersteller von Lebensmittel tricksen mit Health Claims. Mit unverarbeiteten Lebensmittel geht der Verbraucher auf Nummer Sicher.

Einige Hersteller von Lebensmittel tricksen mit den sogenannten „Health Claims“. Mit unverarbeiteten Lebensmittel geht der Verbraucher auf Nummer Sicher.
Foto: Heiko Stuckmann / pixelio.de

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Niedersachsen/am/pm – Immer mehr Lebensmittel mit Gesundheitsversprechen – sogenannten „Health Claims“ – füllen die Supermarktregale. Die Verbraucherzentralen haben 46 gesundheitlich aufgepeppte Lebensmittel aus Deutschlands Supermärkten überprüft und wollten wissen, ob diese wirklich die ausgelobten Gesundheitsversprechen einhalten.

Im Ergebnis zeigte sich, dass die gesunden Versprechungen nicht gehalten werden können. Obwohl die EU mittlerweile strenge Vorgaben macht für Gesundheitswerbung auf Lebensmitteln, nutzen viele Hersteller Schlupflöcher der Verordnung. Andere beachten die rechtlichen Vorgaben gar nicht. Das waren die sechs häufigsten Tricks:

Nicht zugelassen, trotzdem auf dem Etikett

Fast die Hälfte der Produkte wiesen Claims auf, die aus Sicht der Verbraucherzentralen nicht zugelassen sind. Beispielsweise wurden probiotische Keime für ein „gesundes Wachstum“ ausgelobt, obwohl es dafür keinen erlaubten Claim gibt.

Erlaubter Wortlaut stark verändert

Auf 22 Produkten wurde der erlaubte Wortlaut so verstärkt, dass z. B. aus „trägt zu einer normalen Funktion des Immunsystems bei“ ganz hochtrabend „leisten einen wichtigen Beitrag zum Aufbau und der Funktionsfähigkeit der körpereigenen Abwehrkräfte“ wurde. Das ist jedoch aus Sicht der Verbraucherzentralen nicht zulässig.

Zucker- und Fettbomben mit Gesundheitsversprechen

Vitamin- und Mineralstoffbeimischungen sind billig und verpassen so manchem hochkalorischen Lebensmittel zu Unrecht ein gesundes Image. Hier muss die EU unbedingt mit Nährwertprofilen nachbessern, damit nicht auf einer Kinderwurst, die zu einem Viertel aus Fett besteht, ein Gesundheitsversprechen wie „Calcium wird für die Erhaltung normaler Knochen und Zähne benötigt“ ausgelobt werden darf.

Kein Vitamin-C-Mangel in Deutschland

Die Anbieter nutzen den Mythos Vitaminmangel für ein gutes Geschäft. Beispielsweise werben sie auf angereicherten Lebensmitteln mit dem Claim „Vitamin C leistet einen wichtigen Beitrag zum Aufbau und der Funktionsfähigkeit der Abwehrkräfte“. Vitamin C, das zeigte die Studie, wird am häufigsten zugesetzt, obwohl die gesamte Bevölkerung damit gut versorgt ist.

Überzogene Versprechen bei Kinderlebensmitteln

Die gesondert betrachteten Kinderlebensmittel schneiden besonders schlecht ab, 75 Prozent der geprüften Kinder-Produkte tragen aus Sicht der Verbraucherzentralen übertriebene oder falsche Gesundheitsversprechen auf dem Etikett.

Fehlende Claims bei Pflanzenstoffen

Für Claims zu Pflanzenstoffen gibt es noch gar keine Regelungen, obwohl diese dringend erforderlich wären.

Fazit der Verbraucherzentrale Niedersachsen

„Wer sich im neuen Jahr wirklich gesünder ernähren will, sollte mehr unverarbeitete Lebensmittel in Form von Gemüse oder Obst essen, Gesundheitsversprechen hinterfragen und nicht jeden Werbespruch für bare Münze nehmen“, so Anneke von Reeken von der Verbraucherzentrale Niedersachsen. Die Firmen müssen bestehende Verordnungen einhalten und die Lebensmittelüberwachung sollte Verstößen konsequenter begegnen.

Den ausführlichen Bericht des Marktchecks mit vielen Produktbeispielen gibt es unter www.verbraucherzentrale-niedersachsen.de.

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1 Kommentar

  1. Michael Reins
    19. Januar 2015 um 12.29 — Antworten

    Die EU hat doch selbst dafür gesorgt, das die Pflicht zur Deklaration derart verwässert wurde, das bestimmte Stoffe nicht mehr angegeben müssen – man hat die Prozentualen Mengen einfach nach oben geschraubt. Was dann Versprechen zu gesundheitlichem Nutzen anbelangt wäre das ganz einfach zu lösen: Entspricht es nicht den gesetzlichen Richtlinien, muß es ganz einfach aus dem Verkehr gezogen werden – Punkt. Andererseits kann man den Verbrauchern alles verkaufen, wenn man es nur lange genug bewirbt. Interessant ist hierbei aber auch, das man bei Produkten die ganz sicher nicht gesundheitsfördernd sind, völlig unterschiedlich reagiert: Zigarettenwerbung ist seit 1973 im Fernsehen verboten, Werbung für Alkohol jedoch nicht – was soll man davon halten?
    Im Grunde genommen ist der Gesetzgeber doch gar nicht an der Gesundheit der Verbraucher interessiert, was man ohne weiteres daran erkennen kann, das sowohl die Lebensmittelindustrie wie auch die Pharmaindustrie gewaltig in Berlin mit ihren tausenden Lobbyisten mitspielt.
    Die EU hat bisher genau genommen gar nichts geregelt, denn den Grad der Gurkenkrümmung hat man auf Wunsch großer Discounter und Supermärkte eingeführt und auch schnell wieder abgeschafft weil es Unsinn war; die Energiesparlampe ist kein Kind der EU, sondern das von Sigmar Gabriel. Aber niemand ist mal auf die Idee gekommen, einmal zu prüfen, welche Verbindungen es zwischen Gabriel und der Industrie in diesem Zweig gibt. Viele Dinge würden sich sicher selbst erklären, so auch bei den Lebensmitteln mit Gesundheitsversprechen.

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