Filmfest

Filmfest: Retrospektive wird Mania Akbari gewidmet

Oldenburg/am/pm – Das 20. Internationale Filmfest Oldenburg ehrt die iranische Filmemacherin und Künstlerin Mania Akbari mit der Retrospektive „ihrer beeindruckenden und mutigen Arbeiten“, das teilt das Filmfestteam mit. Damit soll im Jubiläumsjahr ein Zeichen für künstlerische Unabhängigkeit gesetzt werden. Mania Akbari wird auf dem Internationalen Filmfest Oldenburg zu Gast sein. 


Zum ersten Mal werden die Filme und Videoinstallationen der international preisgekrönten Filmemacherin Mania Akbari in Deutschland gezeigt. 
In der Begründung heißt es: Sie habe sich nie von ihrem Weg abbringen lassen – weder durch ihre Brustkrebserkrankung, noch von den ständigen Repressionen in ihrer Heimat oder den Verhaftungen ihrer Crewmitglieder bei ihrem letzten Film „From Teheran to London“. Ursprünglich lautete der Titel „Women Do Not Have Breasts“, doch während der Dreharbeiten, bei denen sie selbst in der Hauptrolle vor der Kamera stand, musste sie ins Exil nach London fliehen. Der Film thematisiert nicht nur den gesellschaftlichen Umgang mit Brustkrebs im Iran und ihre eigene Erkrankung, sondern auch ihre Flucht vor einem Regime, das versucht, jedes Aufbegehren im Keim zu ersticken.

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Akbari kam 1974 in Teheran zur Welt und begann schon als Teenager ihre künstlerische Laufbahn als Malerin. Es blieb nicht bei nationalen und internationalen Ausstellungserfolgen ihrer Gemälde. Mit Ende 20 spielte sie die Hauptrolle als Taxifahrerin in dem beeindruckenden Improvisations-Meisterwerk „Zehn“ des iranischen Altmeisters Abbas Kiarostami. 

Direkt im Anschluss wechselt Akbari selbst hinter die Kamera. Wenn man so will, wurde sie damit wie in „Zehn“, zur künstlerischen Chronistin des Lebens – mit ihr selbst immer wieder auf dem Fahrersitz. Nach ihrer Dokumentation „Kristall“, (2004) schriebt, spielte und inszenierte sie ihrem ersten Langfilm „20 Fingers“, der einen provokativen und kaum zensierten Blick auf den alltäglichen Umgang von Männern und Frauen im Iran wirft. In der Digital Cinema Sektion auf dem Filmfestival in Venedig wurde ihr Debüt als bester Film gekürt und anschließend weltweit auf mehr als 40 Filmfestivals gefeiert. 

Mit ihrem zweiten Spielfilm „10 + 4“ (2007) knüpfte sie an diesen Erfolg an. Wie der Titel andeutet, kann man den Film als eine Fortsetzung Abbas Kiarostamis „Zehn“ sehen, nur dass Akbari neben der Hauptrolle eben auch die Regie übernahm und die Idee Kiarostamis weiter führt. Auch hier thematisierte sie schon ihre Brustkrebserkrankung. „10 + 4“ wurde mit dem Special Award beim Filmfest Nantes und dem Preis für den besten Film und die beste Regie beim Kerala Film Festival ausgezeichnet.


Zwischen diesen beiden Spielfilmmeisterwerken von Akbari, die sich in alltäglichen Situationen mit großen gesellschaftlichen Fragen auseinandersetzen, entwarf Akbari die sechsteilige Videoinstallationsreihe „Selbst“, „Repression“, „Sünde“, „Flucht“, „Angst“ und „Zerstörung“. Der unverhohlene politische Kontext erschließt sich schon in den Titeln dieses beeindruckenden künstlerischen Statements, in dem sie mit einer aufregenden Splitscreen-Ästhetik zur Mahnerin in einer unterdrückten Welt wird. Die Reihe war auf internationalen Festivals wie dem Locarno Film Festival sowie in verschiedenen Museen, wie beispielsweise der Modern Tate Galerie zu sehen. 

Nachdem sie sich ab 2007 auf die Fotografie konzentriert, greift sie 2010 wieder zur Filmkamera und dokumentiert in „30 Minutes To 6“ in rückblickenden Interviews die Hinrichtung des Jungen Behnoud Shojaee, der im Streit einen Freund tötete – und wie es das Gesetz im Iran will – durch die Entscheidung von dessen Mutter „für Vergeltung und nicht für Vergebung“ hingerichtet wurde.


Trotz der immer gefährlicheren Lage für Filmemacher im Iran, bleibt sich Akbari treu, und erzählt in ihrem dritten Spielfilm „One, Two, One“ mit großer Schärfe und Symbolkraft von einer durch einen Unfall entstellten Frau, die in verschiedenen Situationen auf die oberflächlichen, brutalen und feigen Männer in ihrem Leben trifft. 
Ihr vierter Film „From Teheran to London“ (2012) markiert den Punkt, an dem das gefährliche Katz-und-Maus Spiel zu gefährlich wurde und nicht mehr nur ihre künstlerische Freiheit zur Debatte stand. Ihrer Heimat bleibt Akbari aber auch im Exil treu und setzt sich mit ihr auch in ihren jüngsten Projekten
 „My Country Men Have Breasts“ und „I slept with my mother, my father, my brother and my sister in a country called… Iran“ auseinander. 
„Kino kann Bewusstsein schaffen und deswegen ist es so bedrohlich für Regierungen, die genau das verhindern wollen“, so Mania Akbari.

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