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Studie: Vor allem Westdeutsche verlieren Vertrauen in Demokratie

Bundestag (Archiv), über dts Nachrichtenagentur

Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Das Vertrauen der Bundesbürger in die Demokratie und ihre Institutionen hat in den vergangenen Monaten gelitten. Das Ansehen von Bundestag und Bundesregierung leidet vor allem in den alten Bundesländern erheblich, wie eine Studie der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung ergab, über die der „Tagesspiegel“ berichtet.

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Dafür hat das Befragungsunternehmen Kantar Public Ende 2022 und im Juni jeweils gut 1.500 volljährige Bürger befragt. Nur noch eine Minderheit der Deutschen, nämlich 38 Prozent, sind demnach mit der Demokratie zufrieden oder sehr zufrieden. Ende 2022 waren es noch 52 Prozent. Besonders deutlich verliert die Demokratie in Westdeutschland an Ansehen.

Hier sind nur 41 Prozent zufrieden, ein halbes Jahr zuvor waren es noch 56 Prozent. Im Osten fiel der Anteil der Bürger, die mit der Demokratie zufrieden sind, von 35 auf 30 Prozent. Zwar seien die Wähler der Grünen immer noch zufriedener mit der Demokratie als die anderen Wählergruppen, mit einem Minus von 16 Punkten könne man aber durchaus von einem „Einbruch der Demokratiezufriedenheit“ in der Grünen-Wählerschaft sprechen, sagte die Autorin der Studie, Sabine Pokorny, dem „Tagesspiegel“. Erheblich gelitten haben jüngst das Ansehen von Legislative und Exekutive.

Vertrauen in den Bundestag haben nur noch 44 Prozent der Deutschen (Ende 2022: 51 Prozent). Das Vertrauen in die Bundesregierung sank von 47 auf 39 Prozent. Während sich das Image von CDU, CSU und FDP als stabil erweist, brechen die Sympathiewerte für SPD und Grüne ein. Die Adenauer-Stiftung ließ nicht die traditionelle Sonntagsfrage stellen, sondern erforschte stattdessen, wie sehr die Deutschen bestimmte Parteien „sehr“ oder „etwas mögen“.

Demnach kommt die CDU auf eine stabile Sympathie von 42 Prozent. Bei der CSU stieg der Wert leicht von 29 Prozent (Ende 2022) auf 30 Prozent (im Juni). Die Sympathie für die Kanzlerpartei SPD fiel von 53 auf 43 Prozent, die der Grünen sogar von 52 auf 37 Prozent. Der Sympathiewert der FDP liegt bei stabil 26 Prozent, der der Linken sank von 25 auf 23 Prozent.

Während Ende 2022 zehn Prozent der Befragten angegeben hatten, die AfD „sehr“ oder „etwas“ zu mögen, waren es im Juni 17 Prozent. Nur eine knappe Mehrheit der Deutschen blickt optimistisch in die Zukunft, ergab die Studie weiterhin. So stimmen 53 Prozent der Befragten dem Satz zu: „Man weiß ja nicht, wie die Zukunft bringt, aber ich glaube, dass alles gut wird.“ Ende 2022 stimmten 57 Prozent dem Satz zu.

„Der Optimismus für die Zukunft sinkt in den Wählerschaften von Union, SPD und Grünen, also gerade in den Wählergruppen, die bisher unerschütterlich optimistisch in die Zukunft blickten“, sagte Autorin Pokorny: Die bisher immer äußerst pessimistischen Wähler der AfD „gewinnen dagegen an Optimismus“.

Foto: Bundestag (Archiv), über dts Nachrichtenagentur

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4 Kommentare

  1. Manfred Murdfield
    20. August 2023 um 13.26 — Antworten

    Nun, wer ist nicht irgendwo unzufrieden, mit dem Wetter, den Gurkenpreisen, der Rentenhöhe, aber unzufrieden mit der Demokratie?? Eine befremdliche Frage ohne nach der Alternative zu fragen. Höcke als Kaiser? Eine ziellose Umfrage, die in populistische Form den Weg für die AfD ebnen könnte. Eine Alternative für die Demokratie, heisst das dann auch ohne Parlament? Da sollte dann vielleicht doch noch mal nachgedacht werden, selbst im s.g. 3. Reich wurde ja so etwas wie gewählt, zumindest am Anfang. Selbst Hitler ist mit seiner NSDAP auf Grund einer noch demokratischen Wahl zu seinem „Erfolg“ gekommen.

    • W. Lorenzen-Pranger
      25. August 2023 um 9.49 — Antworten

      Sie wissen schon um die zu einem großem Teil schlicht nicht verfassungsgemäßen Einschränkungen der bürgerlichen Freiheiten zu „Corona- Zeiten“, in Bayern zum Teil mit den absurdesten Blüten, für die sich bis heute niemand entschuldigt hat, geschweige denn, daß da irgendetwas aufgearbeitet würde? Ganoven, bis heute nicht einmal angeklagt, füllten sich fröhlich die Taschen bis übern Rand und der informierte Bürger blickte voller Neid nach Skandinavien, wo es das alles so nicht gab – und die Leute trotzdem und sogar besser weiterlebten. Der deutschen Faschistenseelen machte wie die Schafsherde mit. Demokratie – das war in Deutschland wieder mal gestern, und erholt hat man sich bis heute nicht davon. Immer noch meinen selbst vermeintlich Linke, man kann das Volk nach Belieben gängeln.
      Nein, „wir“ haben uns nichts „zu verzeihen“, wir müssen nach Recht und Gesetz endlich klar Schiff machen.

  2. Erhard Stammberger
    24. August 2023 um 11.32 — Antworten

    Wobei unter Historikern zumindest umstritten ist, ob die Reichstagswahlen vom 5.2.1933 noch als freie Wahlen gelten konnten.

    • Manfred Murdfield
      25. August 2023 um 9.27 — Antworten

      Nun, der Artikel gibt (leider) keine Auskunft, ob mit dem Vertrauensverlust nur Wahlen oder auch die Gewaltenteilung oder die Staatsform o.a. gemeint ist. Die hiesige Demokratie ist ja eng mit dem Sozialstaat verbunden. Wenn also „das Volk“ die grundgesetzliche Entscheidungsmacht aus der Hand gibt, kommt wohl schnell das „Recht des Stärkeren“. Die so genannten „sozialen“ Manipulationsmedien gewinnen an Einfluss und die ja erst kürzlich deutlich gewordene Macht von Konzernen wie BP, Shell, Nestlé, Unilever werden zur diktierenden Grundlage. Ergebnis offen, aber vielleicht schwebt den Unzugriedenen eine absolute Monarchie wie in Saudi-Arabien vor. Die (Rück)entwicklung mit steinzeitlichen Atavismen könnte in dieser Gesellschaft auf fruchtbaren Boden fallen. Wehret den Anfängen.

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