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Grimm lobt Bürgergeld-Pläne der Bundesregierung

via dts Nachrichtenagentur

Die Wirtschaftsweise und Siemens-Energy-Aufsichtsrätin Veronika Grimm hat die Reformpläne der Bundesregierung beim Bürgergeld als Schritt „in die richtige Richtung“ gelobt, aber mehr Mut zu Reformen in anderen Bereichen gefordert.

Vieles von dem, was jetzt geplant ist, seien alte Kompromisse, die bereits in der vorherigen Legislaturperiode zwischen SPD und FDP vereinbart, aber nicht mehr umgesetzt wurden, sagte Grimm den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Freitagausgaben). „Bei den Sanktionen scheint die Regierung nun entschlossener zu handeln. Ob das am Ende tatsächlich wirkt, hängt von der konkreten Umsetzung ab.“

Wichtig wäre nach ihrer Einschätzung, dass sich „Arbeit stärker lohnt“. Dafür könne man zum Beispiel durch niedrigere Transferentzugsraten sorgen. „Wenn es allerdings nicht gelingt, dadurch mehr Menschen in reguläre Beschäftigung zu bringen, dann wird es teurer, weil höhere Leistungen gezahlt werden müssen“, räumte Grimm ein. Außerdem wären dann Menschen bis zu sehr hohen Einkommen im Transfersystem.

„Während die Koalition beim Bürgergeld Korrekturen vornimmt, fehlt ihr in anderen Bereichen jeder Reformwille“, kritisierte Grimm. In der Rentenpolitik gehe die Koalition sogar in die entgegengesetzte Richtung. „Die Haltelinie soll das Rentenniveau dauerhaft stabil halten, die Mütterrente wird ausgeweitet, und die Aktivrente bringt steuerliche Entlastungen für berufstätige Rentner“, sagte die Wirtschaftswissenschaftlerin. „Das alles kostet mittelfristig einen dreistelligen Milliardenbetrag. Wenn man in den 30er Jahren keine Reform schafft, werden es sogar mehr als 200 Milliarden zusätzlich.“

Damit verkenne die Regierung die wirtschaftliche Realität. „Die dadurch entstehenden Leistungsversprechen werden die Spielräume im Haushalt für zukunftsorientierte Ausgaben massiv einschränken. Es ist so quasi sichergestellt, dass man die Schuldenspielräume auch weiter für konsumtive Ausgaben verwenden muss.“

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dts Nachrichtenagentur

Foto: via dts Nachrichtenagentur

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2 Kommentare

  1. Manfred Murdfield
    10. Oktober 2025 um 7.43 — Antworten

    Beifall aus der Ecke, das war zu erwarten. Den Staat, den Frau Grimm sich immer wieder vorstellt, wird es hoffentlich nie geben. So eine Art von Schmalspur-Trumpismus, nein danke. Im Übrigen hab ich noch nicht verstanden, wo und wie bei den geplanten Massnahmen zur Arbeitslosenhilfe die erwarteten, besser erhofften Milliarden eingespart werden sollen. Doch wohl kaum mit der Jagd nach Unwilligen. Zudem müssten der Arbeitsvermittlung ja auch Stellen zur Verfügung stehen, auf die vermittelt werden kann. Sonst bleibt eine Bürokratie der versuchten Macht.

    • Markus
      10. Oktober 2025 um 14.21 — Antworten

      > Zudem müssten der Arbeitsvermittlung ja auch Stellen zur Verfügung
      > stehen, auf die vermittelt werden kann.
      Würde die Industrie ja gerne und in Massen zu Verfügung stellen, wenn da nicht so in ihrer Sicht irrsinnige Hindernisse im Weg stünden, die zu beseitigen heftigst lobbyiert wird:
      – Mindestlohn
      – Arbeitsschutz
      – maximale Arbeitszeit
      und noch vieles anderes. Man hätte am liebsten wieder den Leibeigenen, den man ungehemmt ausbeuten kann. Verreckt der dann mit Mitte 30 an Auszehrung und Überarbeitung stehen schon 10 andere in der Warteschlange.
      Wenn ich da an die 80er denke, wo man als Lehrling mit 300,- DM angefangen hat (nein, kein Friseur, Industrie), da blieb einem gar nichts anderes übrig als bei den Eltern wohnen zu bleiben. Auto? Führerschein? Nixda, Fahrrad.
      Selbst als man eine knappe Dekade später als frischgebackener staatl. gepr. Techniker da stand wurden „Wahnsinnsgehälter“ angeboten. Für 50-60 Wochenstunden (das Plausstundenkonto war gedeckelt) hatte man Mitte der 90er satte 1600,- DM netto auf dem Konto, wovon die Hälfte gleich wieder als Kaltmiete für zwei kleine Zimmerchen unterm Dach verschwand. Aber auch das hat man irgendwie überlebt. Ohne Auto, mit Fahrrad.
      Heute besitzen Arbeitnehmer doch glatt die Unverschämtheit, ein Gehalt zu fordern, mit dem man auch leben und eine Familie grossziehen kann. Was für eine Frechheit…

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