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DGB sieht bei Minijob-Anhebung vor allem Frauen im Nachteil

Blonde Frau mit Locken, über dts Nachrichtenagentur

Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Vor der Bundestagsberatung zur Anhebung der Minijob-Verdienstgrenze warnen Gewerkschaften vor Nachteilen des Beschäftigungsmodells besonders für Frauen. „Mit der Erhöhung der Verdienstgrenze werden in Zukunft noch mehr gut ausgebildete Frauen in die kleine Teilzeit gedrängt“, sagte DGB-Vize Elke Hannack den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Donnerstagausgaben).

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Mit Blick auf die Ampel kritisierte die Gewerkschafterin: „Es ist und bleibt unerklärlich, warum die Regierung an einem solchen Modell festhalten will.“ Die Vize-DGB-Chefin hob hervor, die zahlreichen Frauen unter den geringfügig Beschäftigten blieben aufgrund steuerrechtlicher Fehlanreize „in der Teilzeitfalle gefangen – ohne soziale Absicherung, mit Folgen für ihre Existenzsicherung im Erwerbsleben und in der Rente“. Hannack forderte, Beschäftigungsverhältnisse müssten ab dem ersten Euro sozial abgesichert sein. „Damit würde die Bundesregierung einen entscheidenden Schritt für die eigenständige Existenzsicherung von Frauen gehen“, sagte Hannack. Das Parlament berät an diesem Donnerstag über Pläne der Ampel-Regierung, die Verdienstobergrenze für Minijobs zum 1. Oktober von derzeit 450 auf 520 Euro anzuheben. Monatsverdienste bis zu dieser neuen Grenze sollen dann für Beschäftigte steuer- und sozialabgabenfrei bleiben. Parallel dazu soll der gesetzliche Mindestlohn zum 1. Oktober auf zwölf Euro pro Stunde steigen. Er beträgt derzeit 9,82 Euro. DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel forderte die Ampel auf, sie solle die geplante Ausweitung der Minijobs „wieder einkassieren“. Minijobs schafften falsche Anreize, Arbeitszeit zu begrenzen, und entwerten damit auch Qualifikation und den Wert von Weiterbildung. „In Zeiten wachsender Fachkräftelücken ist es unverantwortlich, wenn die Koalition weiteren Schaden für den Arbeitsmarkt billigend in Kauf nimmt“, bemängelte Piel. Laut einer YouGov-Umfrage im Auftrag des DGB unter rund 2.000 Teilnehmern befürwortet eine Mehrheit von 63 Prozent, dass bereits ab dem ersten verdienten Euro die Sozialversicherung greift und nicht erst ab einer bestimmten Verdienstgrenze. 74 Prozent der Befragten sprachen sich grundsätzlich dafür aus, dass Frauen ihre Erwerbstätigkeit erhöhen und sich selbst finanziell absichern.

Foto: Blonde Frau mit Locken, über dts Nachrichtenagentur

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