Aktivist: „Ruf nach Herdenimmunität erinnert an Sozialdarwinismus“
Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Der Inklusionsaktivist Raul Krauthausen hat angesichts zunehmender Forderungen nach Lockerungen des Lockdowns davor gewarnt, das Leben von Menschen aus Risikogruppen aufs Spiel zu setzen. „Der Ruf nach Herdenimmunität erinnert an Sozialdarwinismus“, sagte er dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Dienstagsausgaben). „Damit werden Menschenleben aufs Spiel gesetzt – beziehungsweise der Tod von Menschen in Kauf genommen.“
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Länder wie Großbritannien seien überdies bei dem Versuch, Herdenimmunität herzustellen, „auf die Schnauze gefallen“. Zur Frage, ob Forderungen nach umfangreichen Lockerungen den Tod von Menschen billigend in Kauf nähmen, sagte Krauthausen: „Der Kanzlerin würde ich das nicht unterstellen. Aber einigen ihrer Parteifreunde schon. Teilweise werden von der politischen Seite überdies völlig unnötige Fronten gegenüber Virologen aufgemacht.“ Für umfangreiche Lockerungen sei es „viel zu früh“. Zudem würden sie „eine Ungleichbehandlung der verletzlichen Gruppen“ bedeuteten, denen nach Schätzungen bis zu 36 Millionen Menschen angehörten. „Das gilt umso mehr, als dass niemand die Frage beantworten kann, was eigentlich geschieht, wenn deren Angehörige wieder rausgehen und sich draußen mit dem Virus anstecken“, so Krauthausen. „Das geltende Besuchsverbot in Alten- und Behinderteneinrichtungen ist jedenfalls schon jetzt faktisch ein Einsperren in den eigenen vier Wänden und verfassungsrechtlich gar nicht haltbar.“ Der Gründer der Initiative „Sozialhelden“ fügte hinzu: „Wir müssen nach dem Motto vorgehen: Gemeinsam rein und gemeinsam raus. Gleiche Regeln für alle. Ich wäre deshalb dafür, den Lockdown noch zwei bis drei Wochen aufrecht zu erhalten“, so Krauthausen. „Ein zweiter Lockdown würde viel weniger Akzeptanz finden. Und man müsste mit wesentlich mehr Verstößen rechnen.“
Foto: Raúl Aguayo-Krauthausen, über dts Nachrichtenagentur
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