Kultur

Kultursommer ohne „freiGang“

Der freiGang hat sich zu einem beliebten Treffpunkt des Oldenburger Kultursommers entwickelt. Im kommenden Jahr soll er wieder stattfinden.

Der „freiGang“ hat sich zu einem beliebten Treffpunkt des Oldenburger Kultursommers entwickelt. Im kommenden Jahr soll er wieder stattfinden.
Foto: Anja Michaeli

Oldenburg (am) Bereits im Vorfeld der traditionellen Pressekonferenz zum Oldenburger Kultursommer wurde gestern über die sozialen Medien bekannt, dass es in diesem Jahr keinen „freiGang“ geben wird. Drei Jahre lang haben Kulturaktive und die Projektleiterin Susan Mertineit im Gang hinter der Lambertikirche ein experimentelles Programm für Menschen geboten, die „Anderes“ im Kopf haben.

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Der „freiGang“, der jeweils in die Zeit der großen Schlosskonzerte fiel, war ein Ort für neue kulturelle Idee in heimeliger Atmosphäre. Er richtete sich insbesondere an junge Leute und entwickelte sich zu einem temporären Szenentreff. Die Organisatoren hatten es sich zur Aufgabe gemacht, zu zeigen, was in Oldenburg kulturell unter der Oberfläche existiert. Initiativen, Verbände, Musiker, DJs, Autoren, Künstler und Kulturgruppen konnten hier auftreten und sich oft über zahlreiche Zuhörer, Zuschauer und Mitmacher freuen. Hier wurde gegessen, getrunken, gebastelt und vor allem: miteinander geredet. Aber damit ist nun Schluss – zumindest in diesem Jahr.

Unter „Kein freigang mehr.“ hat die Orgagruppe über die Entscheidung informiert. Die Freunde des „freiGangs“ wurden aufgefordert, sich direkt mit Fragen zum KuSo-Programm an die Kulturetage zu wenden – was sich nicht nach einer einvernehmlichen Absage anhört. Es sei ein Schlag ins Gesicht nach drei Jahren Engagement. „Der ‚freiGang‘ war der Ort für Anderes und wir, viele ehrenamtliche Kulturakivist_innen, verstehen uns als Seele dieser Idee“, so ist es auf der Facebook-Seite zu lesen.

Im Rahmen der heutigen Pressekonferenz hat Kulturetagen-Chef Bernt Wach einen Fehler eingeräumt und finanzielle sowie personelle Gründe für die Absage verantwortlich gemacht. „Wir konnten das notwendige Personal nicht zur Verfügung stellen“, so Wach, der die Absage als sehr bitter bezeichnet und hofft, dass es im nächsten Jahr wieder anders aussieht. „Keiner hat an diesem Format etwas auszusetzen. Wir hätten eine Stelle aufstocken müssen und haben zu spät auf dieses Problem reagiert. Das kreide ich mir persönlich an“, sagte Wach.

Es wird trotzdem im Gang hinter der Lambertikirche Programm im Rahmen des Kultursommers geboten. In diesem Jahr soll eine „Lamberti Lounge“ eröffnet werden. Am 15., 16., 22. und 23. Juli wird es von 20 bis 24 Uhr bei DJ-Musik gesellig zugehen. „Wir haben die Befürchtung, dass unser ‚freiGang‘-Konzept damit verwässert“, so Mitorganisator des „freiGang“ Daniel Tronnier. Dass an dieser Stelle jetzt etwas anders stattfinden soll, empfindet er als „schlechten Stil den Leuten gegenüber, die das seit Jahren machen“.

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3 Kommentare

  1. Werner Lornezen-Pranger
    11. Mai 2016 um 10.51 — Antworten

    Ein „DJ“ soll also jetzt das Experimentierfeld ersetzen? Habe ich das wirklich richtig gelesen? So etwas kenne ich von Stadtfest. Da gabs einen „DJ“ für das „ältere Publikum“. Der brachte es tatsächlich fertig, alte Rockn-Roll Titel in der Neuauflage drittklassigster, man kann es nicht anders nennen, Schlageraffen wie „DJ-Ötzi“ zu spielen. „Hey Baby“ ist im Original ein ganz anständiges Musikstück, das gerade die „Älteren“ natürlich alle aus ihrer Jugend kennen – und das mit einem bekloppten „Uh,Ah“ und einer fremden und billigen Computer-Instrumentierung zur peinlichen Lachnummer wird.
    Warum schreibe ich das? Weil ich noch nie – NOCH NIE – und das nach so vielen Jahrzehnten in der „Unterhaltungsbranche“, einen „DJ“ gesehen habe, der nicht entweder viel zu laut, oder völlig unmusikalisch, oder zu dämlich in der Musikauswahl, oder, was zumeist (99%) zutrifft, alles auf einmal war.
    Kommt es nur mir so vor, oder riecht das alles nach einer ganz schlecht versteckten Sparmaßnahme? Mal wieder?
    Es lohnt kaum noch hinzugehen – und tatsächlich nimmt ja die Zahl der Gastronomiewagen von Jahr zu Jahr zu. Früher ging das gar nicht, da stand das Publikum dicht gedrängt, da war kein Platz zum X Bierwagen herumparken.
    Wie sang Ted Herold? „Vergangen, vergessen, vorbei…“

  2. Volker
    17. Mai 2016 um 12.19 — Antworten

    Der Kultursommer scheint für Bernt Wach so plötzlich zu kommen, wie Weihnachten, wenn er sagt, sie hätten zu spät reagiert. Nach jedem Kultursommer gibt es (hoffentlich) mit Sicherheit eine Manöverkritik mit allen Beteiligten und Pläne für das kommende Jahr. So hätte im vergangenen Jahr der Aufwand und die Kosten für den kommenden freigang klar sein müssen und man hätte entsprechend reagieren müssen. DJs als Ersatz dort auftreten zu lassen, ist ein Hohn. Das Konzept vom freigang ist nicht nur reiner Konsum, sondern ein lebendiger Austausch von (jungen) Kunstschaffenden und ein Miteinander. Wenn auch geselliges Beisammensein zu DJ-Musik möglich sein kann, trifft dieser Nicht-Ersatz nicht im Kern den Ansatz vom freigang. Mich würde interessieren, wann die Macher vom freigang von der Kulturetage über den Ausfall informiert wurden. Hätte man bei rechtzeitiger Absage noch handeln können, um den freigang zu ermöglichen? Die Kritik von Daniel Tronnier ist absolut nachvollziehbar und berechtigt. Die ehrenamtlichen freigängler sollten sich gut überlegen, ob sie im kommenden Jahr noch mit der Kulturetage zusammenarbeiten wollen.

    • Werner Lorenzen-Pranger
      18. Mai 2016 um 20.02 — Antworten

      Entschuldigug, Volker. Die haben nichts für ihre Arbeit bekommen? Nicht mal ne Spesenabrechnung? Das wäre dann DER Hammer. So eine Haltung kannte ich bisher nur vom Pumpwerk. Ein Kuturzentrum, in dem man, zumindest etliche Zeit, keine Künstler mochte. Das ist allerdings schon länger her.

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