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VfB Oldenburg: 120 Jahre im Film

Katharina Kunze, Olaf Gurk, Jan Krieger, Jendrik Punke, Philipp Herrnberger und Farschid Ali Zahedi sind begeistert von dem Filmprojekt Zwischen Himmel und Hölle – 120 Jahre VfB Oldenburg.

Katharina Kunze, Olaf Gurk, Jan Krieger, Jendrik Punke, Philipp Herrnberger und Farschid Ali Zahedi (von links) sind begeistert von dem Filmprojekt „Zwischen Himmel und Hölle – 120 Jahre VfB Oldenburg“.
Foto: Muhannad Mhisen

Oldenburg (am) – Traurige Abstiege, knapp an der Insolvenz vorbei, mehrere verpasste Aufstiegsmöglichkeiten: Die Fans des VfB Oldenburg haben es nicht immer leicht. Aber genau das schweißt sie zusammen: Mit unerschütterlicher Treue halten sie zu ihrem Verein. Und deshalb stehen die Fans im Mittelpunkt eines Dokumentarfilms, den der Verein Werkstattfilm bis 2017 realisieren möchte. Zur Finanzierung des Projektes „Zwischen Himmel und Hölle – 120 Jahre VfB Oldenburg“ wurde jetzt eine Crowdfunding-Aktion gestartet.

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Die zirka 150 aktiven VfB-Fans und 800 Mitglieder des Oldenburger Traditionsvereins kennen Freud und Leid. „Vor 20 Jahren habe ich mein erstes Spiel – damals gegen die Amateure von Werder Bremen – erlebt“, das weiß Jan Krieger noch sehr genau. Damals spielte sein Verein in der 2. Liga. Aktiv wurde er in der Fanszene erst mit dem Misserfolg. Der VfB Oldenburg in der fünften Liga? Das geht nicht. Damals zeigten sich die echten Fans. Olaf Gurk hat 1986/87 sogar noch die „Hölle des Nordes“, das alte Stadion in Donnerschwee, erlebt: „Auf der Treppe zum Stadion ist es passiert“, so Gurk, denn dort wurde die Liebe für den VfB Oldenburg in ihm entfacht. „Der Verein ist mir seit dem eine Herzensangelegenheit.“ Begeistert berichtet er von der „Jetzt-erst-recht-Mentalität“ der Fans, die in guten und natürlich auch – und besonders – in schlechten Zeiten zu ihrem Verein halten.

Die Hölle des Norden, das VfB Oldenburg-Stadion in Donnerschwee, 1960er Jahre.

Die „Hölle des Norden“, das VfB Oldenburg-Stadion in Donnerschwee, 1960er Jahre.
Foto: Oldenburger Medienarchiv von Werkstattfilm

Gemeinsam mit Werkstattfilm wollen einige Fans nun einen Dokumentarfilm zum 120-jährigen Bestehen des Vereins produzieren, der Geschichte und Gegenwart beleuchtet. Mit Jendrik Punke haben sie die passende Unterstützung gefunden, der Mitarbeiter von Werkstattfilm ist gleichfalls ein Anhänger des VfB Oldenburg und seit den 90er Jahren regelmäßig im Stadion zu finden. „Ich war sofort Feuer und Flamme für die Idee“, so Punke. Trotzdem mussten die Vorstellungen der Fans in die Realität des Filmgeschäftes übersetzt werden. Von den zunächst rund 100 gewünschten Interviewpartner wurde auf unter 20 reduziert, denn ein Film ist endlich. Wie viele Minuten das Endwerk endgültig haben soll, wird noch diskutiert: Farschid Ali Zahedi von Werkstattfilm plädiert für 60 Minuten, aber die Fans finden, dass ein Spiel immer 90 Minuten dauert.

Neben Fans, die ihre persönlichen Geschichten erzählen, sollen auch bekannte Gesichter zu Wort kommen. Darunter Uwe Seeler, der gegen den VfB Oldenburg 1954 sein HSV-Debüt in der Oberliga Nord im Stadion am Rothenbaum gegeben hat. Mehrfach spielte er in Oldenburg – sowohl im Stadion in Donnerschwee als auch am Marschweg. Das Gespräch mit ihm wurde bereits in seiner Hamburger Stammkneipe gedreht. Auch der VfB-Ehrenpräsident Klaus Berster wird Erinnerungen beisteuern und auch der ehemalige Torwart und Kapitän Mansur Faqiryar erzählt über seine Erlebnisse. „Wir möchten aus jedem Jahrzehnt jemanden zu Wort kommen lassen“, hat sich Jan Krieger vorgenommen. Ziel des Dokumentarfilms sei es, nicht nur die Geschichte des Vereins, sondern einen vertiefenden Blick in das Vereinsleben zu geben, denn so eine bedingungslose Liebe sei selten, sagt Zahedi, der Informationen und Emotionen bei diesem Projekt im Blick hat. Er wisse aber, dass dieser Film ein anderes Kaliber sei als die bisherigen Arbeiten. „Kameraführung, Schnitt, Tempo, und so weiter sind eine Herausforderung für uns“, so Zahedi. Dass dieser Film ein tolles Geschenk für den Verein ist, darüber ist sich VfB-Geschäftsführer Philipp Herrnberger im Klaren: „Da werden andere Vereine neidvoll nach Oldenburg gucken“. Es sei einfach großartig, was das Team leisten wolle.

Als Gesamtbudget für den Dokumentarfilm wurden 35.000 Euro errechnet. Ein erster Förderantrag wurde abgelehnt. „Aber wir geben nicht auf“, so Zahedi, der auch beim Geld „Himmel und Hölle“ in Bewegung setzen will. Bei der Finanzierung setzen die Macher auch auf den Verkauf von 500 DVD und eine Crowdfunding-Aktion bei Startnext, die bis zum 14. Juli läuft. Für kleine und große Beträge locken Erwähnungen im Abspann, eine DVD, Poster oder ein exklusiver Kochabend mit Filmvorführungen. Sponsoren von höheren Beiträgen können sich auf eine Vorpremiere im Freundeskreis freuen. Und für das Projekt wird um zusätzliche Unterstützung gebeten: Foto- und Filmmaterial wird dringend gesucht.

Weitere Informationen gibt es unter www.werkstattfilm.de, www.startnext.com/zwischenhimmelundhoelle und www.facebook.com/zwischenhimmelundhoelle

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