Musiker Andreas Bahlmann stellt sein Buch vor
Oldenburg (zb) – „Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt“ – diesen Satz kennen vor allem jene Kinder, die in den 1950er und 60er Jahren geboren wurden. Bei Andreas Bahlmann hat er sich ins Gehirn gebrannt. Eigentlich wollte der Oldenburger Texter, Komponist und Musiker über diesen Satz ein Lied schreiben, doch plötzlich waren es 20 Seiten und es wurde ein Buch daraus, das jetzt im Oldenburger Isensee Verlag erschienen ist.
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Der Buchtitel erschließt sich nur, wenn man das Buch gelesen hat. „Red House“ heißt ein Gitarren-Intro des legendären Gitarrengenies Jimi Hendrix. Andreas Bahlmann hörte es mit acht Jahren erstmals bei seinem Cousin auf dem Plattenspieler und „danach war nichts mehr wie es war“, erzählt der 56-Jährige. „Ich hatte schlagartig meine musikalische Blase gefunden, in die ich mich zurückziehen konnte.“ Nicht zuletzt brauchte er sie wegen „meiner katholischen Hardcore-Erziehung“, die laut Bahli, so nennen ihn alle, „vor allem Angst vermittelt hat.“
Jimi Hendrix` Musik löste seine Begeisterung für erdigen Bluesrock aus. „Blues ist für mich ein Lebensgefühl, eine Haltung“, bekennt er. „Blues beschützt und behütet die Sehnsucht als etwas sehr Kostbares, bietet ihr so viel Gefühl und Platz, macht so stark, dass einfach kein Schlupfloch für die Verzweiflung übrig bleibt“, beschreibt er seinen damaligen Zustand. Musik ist für den professionellen Schlagzeuger, der in Oldenburg eine Schlagzeug-Schule betreibt, fester Bestandteil seines Lebens geworden. Er spielt in verschiedenen Bands unter anderem mit Helmut Debus, Iko Andrae, Wrong Haircut und bildet gemeinsam mit Eckhard Harjes das Duo „E&B Haircut“.
Die Musik in seiner Kindheit und Jugend hat ihn geprägt – auch politisch. „Ohne die Musik wäre mein Leben vollkommen anders verlaufen“, ist er überzeugt. Musik habe stets eine dominante Rolle gespielt. Spätestens beim lesen des Buches wird das deutlich. „Red House“ erzählt in einer Zeitreise ohne Chronologie aber mit Widersprüchen Geschichten der 1960er bis 1980er Jahre, die oft in ganz tiefer Verbindung zur Musik und Liebe zum Leben stehen, und ganz bestimmt hätten manche dieser subjektiv wahren Geschichten ohne den Blues einen anderen, als den erlebten und erzählten genommen, ist Bahli überzeugt.
Heute, so sagt er, habe er Verständnis für die Generation seiner Eltern und den Satz, es wird gegessen, was auf den Tisch kommt. „Es waren Nachkriegsjahre, vom Wohlstand waren wir weit entfernt, die Erwachsenen waren gezeichnet vom Krieg, über den niemand offen sprechen mochte. Viele waren traumatisiert, aber das habe damals keinen interessiert.“ Und schließlich seien viele mit Schuld beladen gewesen. Musik, politische Demonstrationen, die Kritik an den Älteren und letztlich der Aufbruch in ein anderes Zeitalter hätten ihn geprägt.
Er erzählt in der Ich-Form und betont, dass das Buch bewusst keine Biografie ist. Musikfreunde werden sich in „Red House“ ebenso wiederfinden wie viele andere, die politisch unterwegs waren und eine andere Bundesrepublik wollten. „Übrigens“, so verrät Bahli, „ich habe sehr großen Respekt vor „Red House“, weshalb ich das Stück nie öffentlich spiele würde.“
Für Verleger Florian Isensee erfüllt das Buch gleich mehrere Facetten. „Es ist ein Stück Regionalgeschichte, ein Eintauchen in die hiesige Musikszene und zugleich hören wir uns auf literarische Weise Musik an. Das hatten wir bislang noch nicht. Außerdem könnte sich all das auch woanders in dieser Republik ereignet haben, weshalb nicht nur Einheimische etwas von diesem Buch haben.“
„Red House“ von Andreas Bahlmann (ISBN 978-3-7308-1254-9) ist im Isensee Verlag erschienen und kostet 12,90 Euro.
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