Staatstheater: „Mascha K.“ – ein lyrisches Drama

Das lyrische Drama „Mascha K. (Tourist Status)“ von Anja Hilling ist in der Inszenierung von Ebru Tartıcı Borchers im Kleinen Haus des Oldenburgischen Staatstheaters zu sehen. Die letzte Vorstellung in dieser Spielzeit ist am Mittwoch, 2. Juli, 20 Uhr; die Wiederaufnahme erfolgt am 29. August 2025.
Foto: Stephan Walz
Oldenburg (Volker Schulze) Eine Schriftstellerin. Drei Lebensstationen. Drei Schauspielerinnen. So erlebt das Publikum derzeit „Mascha K. (Tourist Status)“ im Kleinen Haus des Oldenburgischen Staatstheaters. Die letzte Schauspielproduktion der laufenden Spielzeit zeigt das lyrische Drama von Anja Hilling um die deutsche Dichterin Mascha Kaléko (1907–1975). Oldenburgs Hausregisseurin Ebru Tartıcı Borchers zeichnet in ihrer vom Publikum gefeierten Inszenierung die wechselhafte Biografie einer jungen, aufstrebenden und gefeierten Schriftstellerin – von ihrer Flucht und dem Exil bis zur Ehefrau und Mutter – nach.
Anzeige
Ein besonderer Clou ist, dass die Regisseurin sich für eine Dreifachbesetzung der Hauptprotagonistin entschieden hat. Mit den drei Lebensstationen Berlin, New York und Jerusalem zeigen die Darstellerinnen gleichzeitig auf der Bühne auch die drei zeitlichen Ebenen von Mascha Kaléko. Das Publikum schaut dabei in die Vergangenheit des jungen und lebensfrohen Schriftstellertalents, in ihre Gegenwart sowie in die Zukunft.
Paulina Hobratschk verkörpert auf der Suche nach Identität in der Gesellschaft zum Ende der 1920er-Jahre die junge Mascha Kaléko, die ihre meiste Zeit zum Schreiben in einem Berliner Café verbringt. Meret Engelhardt zeigt die Schriftstellerin in ihrer Zeit in New York, der als Mutter, Ehefrau eines Musikers und Texterin für die Werbeindustrie keine Zeit fürs Schreiben bleibt. Sie erzählt von ihrer Vergangenheit und träumt von einer Zukunft, in der das Schreiben wieder zum Lebensinhalt wird.
Katharina Shakina spielt ihre Rolle in Jerusalem und bewegt sich zwischen Bitterkeit und Resignation. Von allen drei Darstellerinnen sticht vor allem Paulina Hobratschk in ihrer Rolle der aufstrebenden und nimmermüden Mascha Kaléko heraus. Nach dem Abschluss ihres Schauspielstudiums hat Paulina Hobratschk in dieser Spielzeit ihr Erstengagement am Oldenburgischen Staatstheater angetreten und überzeugte bereits im vergangenen Jahr als „Momo“ im gleichnamigen Weihnachtsstück.
Mit ihrer Frische, Präsenz und Spielfreude ist die junge Schauspielerin eine große Bereicherung für das Oldenburger Schauspielensemble. Ebenso überzeugend agiert wieder einmal Franziska Werner als Schriftstellerin Else Lasker-Schüler und deren Alter Ego Prinz Jussuf. Mit exzentrisch-tänzelnden Bewegungen umgarnt sie geschickt die junge Kaléko. Neben Florian Heise als Sohn Avitar, der von seiner Mutter in der Zeit in New York in Steven umbenannt wird, sind Gerrit Fries als Verleger Ernst Rowohlt und Konstantin Gries als zweiter Ehemann Chemjo Vinaver zu sehen.
Mascha Kaléko im Labyrinth des Lebens
Das starre, geometrische Bühnenbild von Sam Beklik gleicht einem Laufsteg, auf dem die Protagonisten auf vorgegebenen Bahnen in verschiedenen Höhen ihren Lebensweg begehen. Statisch und ebenso ständig in Bewegung agiert das Ensemble auf festen Routen im Zickzackkurs – einem zeitlosen Labyrinth ähnlich –, was zuweilen unruhig wirkt und vom Text ablenkt. Wenn die drei Hauptdarstellerinnen wie in der griechischen Tragödie dem Publikum zugewandt im Chor sprechen, gewinnt das Stück an Spannung, die im ersten Drittel fehlt. Textliche Verweise auf aktuelle Themen wie Grenzöffnung und Flucht sind geschickt eingefügt. Die Musik von Dani Catalán unterstreicht gelungen das Spiel von der Suche nach dem Sinn des Lebens.
Mehr Informationen und Karten gibt es online unter www.staatstheater.de. In der aktuellen Spielzeit ist das Stück noch einmal am Mittwoch, 2. Juli, 20 Uhr, zu sehen. Die Wiederaufnahme erfolgt am 29. August. Der Besuch der Stückeinführung, jeweils 30 Minuten vor Stückbeginn, ist empfehlenswert.
Keine Kommentare bisher