QR-Code: Aufklärung über Oldenburger Geschichte
Lucas Adler und Antonia van Duijn stellen die Steinstele vor. Mit Hilfe der QR-Codes soll ein wichtiges Zeichen gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Faschismus gesetzt werden.
Foto: Katrin Zempel-Bley
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Oldenburg (zb) – Eine Steinstele direkt an der Peterstraße beim Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus sucht die Aufmerksamkeit der Passanten. Sie ist mit einem QR-Code versehen und will wie zahlreiche weitere QR-Codes in Oldenburgs Innenstadt ein deutliches Zeichen gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit setzen.
Wer in Oldenburg den „Erinnerungsgang“ – also vom Pferdemarkt bis zum ehemaligen Gefängnis an der Gerichtsstraße, geht – entdeckt mittlerweile an 14 Geschäften und sonstigen Einrichtungen Aufkleber mit QR-Codes, die verraten, was sich hinter diesem Gang verbirgt. In der Pogromnacht des 9. November 1938 wurden jüdische Männer in Oldenburg auf dem Pferdemarkt vor der damaligen Polizeikaserne von den Nazis zusammengetrieben und mussten von dort aus durch die Stadt zum Gefängnis gehen, wo sie eingesperrt und anschließend ins KZ Sachsenhausen gebracht wurden. 1981 sind Oldenburger Bürger erstmals den „Judengang“ nachgegangen und seither wird dieses Ritual alljährlich gepflegt und die beschämende Geschichte ins Gedächtnis gerufen.
Der Arbeitskreis „Erinnerungsgang“ und verschiedene Oldenburger Schulen, die inzwischen alljährlich den Erinnerungsgang organisieren, haben das QR-Projekt gemeinsam mit der Integrationsbeauftragten der Stadt Oldenburg, Dr. Ayca Polat, dem City Management Oldenburg (CMO) und dem Steinmetz Jan Wandscher auf den Weg gebracht. „Es geht um die Förderung einer Toleranz- und Akzeptanzkultur, die im öffentlichen Raum sichtbar ist und somit wahrgenommen werden kann“, stellt Ayca Polat klar. Jan Wandscher hat sich bereit erklärt, die Steinstele günstig herzustellen, und die Schüler des Neuen Gymnasiums haben das diesjährige Begleitprogramm zum Erinnerungsgang inklusive Ausstellung in der Landesbibliothek auf die Beine gestellt.
Schüler und Lehrer von zahlreichen Oldenburger Schulen sind inzwischen seit ein paar Jahren tief in das geschichtliche Thema eingestiegen, indem sie sich mit lokalen Bezügen des Naziregimes in Oldenburg auseinander gesetzt haben und in Workshops und Projekten zu den Themen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Menschenrechte arbeiten. Auf der Homepage kann sich die Öffentlichkeit davon überzeugen.
Lucas Adler und Antonia van Duijn, beide Schüler an der IGS Flötenteich, berichten von Passantenbefragungen in Oldenburgs Innenstadt. „Da haben wir festgestellt, dass die meisten Oldenburger mit dem Begriff Erinnerungsgang nichts anfangen können“, erzählen die beiden. „Genau das wollen wir mit unserem Engagement ändern.“
Fredo Behrens vom Arbeitskreis „Erinnerungsgang“ und Jehuda Wältermann von der Jüdischen Gemeinde Oldenburg, begrüßen den Einsatz der Schüler. „Erinnerungsarbeit muss leben“, stellt Jehuda Wältermann klar. „Jede Generation hat dafür ihre eigene Form. Genau das ist der richtige Ansatz“, sagt er weiter mit Blick auf die QR-Codes. Fredo Behrens stellt fest, „dass die Schüler bei ihren Aktivitäten weit über sich hinaus wachsen und ihre inhaltlichen Ergebnisse zum Teil hochklassig sind.“
Die Initiatoren der Aktion wünschen sich, dass das Engagement vieler Geschäfte und Einrichtungen, die den QR-Code an ihren Fenstern aufkleben, noch viel mehr Nachahmer findet. Der Erinnerungsgang findet am 10. November um 15 Uhr im Hof der Landesbibliothek am Pferdemarkt statt. (zb)
Erinnerungsgang Goes Public
Den Aufkleber mit dem QR-Code zu der Seite www.erinnerungsgang-goespublic.de stellt die Stabsstelle Integration, Altes Rathaus, Markt 1, bei Interesse telefonisch unter 04 41 /235 21 88 zur Verfügung. Weitere Infos gibt es auch per E-Mail an christoph.glanz@igs-floetenteich.eu.
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