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Schimmelspürhunde: Zwei Supernasen

Susanne Stöbe-Thoene mit ihren Schimmelspürhunden Janosch und Flemming.

Janosch, Susann Stoebe-Thöne und Flemming sind ein Team.
Foto: Anja Michaeli

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Oldenburg / Edewecht (am) – Hunde waren in allen Zeiten nicht nur Freunde der Menschen, sondern auch in ihren Diensten tätig. Als Lawinen-, Jagd- oder Blindenhunde bis hin zu Drogenspürhunden oder Hunde, die Krebs erschnüffeln können, werden sie eingesetzt. Noch weitgehend unbekannt sind in Deutschland die sogenannten Schimmelspürhunde. Susann Stoebe-Thöne (Schimmelberatung Oldenburg) aus Edewecht hat die Jagdhunde Janosch und Flemming auf die schädlichen Pilze konditioniert.

„Ich komme aus einem Tierarzthaushalt und bin mit Hunden groß geworden“, erinnert sich die 50-Jährige. „Es war schon immer eine Freude, mit ihnen zu arbeiten.“ Lange habe sie recherchiert, bis sie sich für ihren ersten ungarischen Vorstehhund, einen Vizsla, entschieden hatte. „Diese Jagdhunde wollen beschäftigt werden und brauchen eine artgerechte Auslastung“, so Stoebe-Thöne. „Spaziergänge reichen nicht, die Hunde brauchen Aufgaben für den Kopf.“ Täglich arbeitet sie mit den beiden Hunden. Genutzt werden Suchmaterialien, die aus einem Speziallabor geliefert werden. Die Ausbildung zu einem Schimmelspürhund durch externe Trainer kostet mehr als 10.000 Euro.

Der siebenjährige Janosch und der einjährige Flemming haben eine Schulung durchlaufen, die mit der Hundeausbildung beim Zoll oder der Polizei vergleichbar ist. „Man nutzt den Spiel- und Beutetrieb aus“, sagte die Hundeführerin. Spielerisch werden sie über die Zielobjektsuche auf ihre Aufgabe vorbereitet. Die Hunde werden auf Schimmel konditioniert, sie können den Modergeruch von Schimmel auch bei geringsten Konzentrationen erkennen. Unterstützt wurde Susann Stoebe-Thöne von einem Baubiologen und Schimmelsachverständigen, der ebenfalls Schimmelspürhunde führt. Zudem finden regelmäßige Weiterbildungen beim TÜV statt. Heute ist das eingeschworene dreiköpfige Team Teil eines Netzwerkes: der Schimmelberatung Oldenburg mit Sachverständigen und den unterschiedlichsten Gewerken.

Anlass für die Arbeit der Schimmelhunde und der -berater kann beispielsweise ein Wasserschaden durch einen Rohrbruch sein, der zu spät erkannt oder / und nicht richtig getrocknet wurde. Die Hunde kommen dann zum Einsatz, wenn es sich um einen unsichtbaren Verdacht auf Schimmelpilz handelt. 80 Prozent des Schimmelbefalls ist verdeckt: in der Zwischenwand, hinter der Tapete oder unter der Dämmung. „Dann riecht es meistens modrig, erste Gesundheitsprobleme tauchen auf“, so die Schimmelberaterin. „Es reicht aber nicht, die Hunde einfach nach verstecktem Schimmel suchen zu lassen“, sagt Stoebe-Thöne. Bevor Janosch und Flemming eingesetzt werden, erkundigt sie sich über die Hintergründe des vermuteten Schimmels, zum Beispiel welche gesundheitlichen Probleme aufgetreten sind. Sie empfiehlt außerdem: „Betroffene Mieter müssen immer erst den Vermieter schriftlich kontaktieren und ihm mindestens zwei Fristen einräumen, damit er die Chance bekommt, das Problem zu lösen. Erst dann sollten wir gerufen werden“.

Nach dem Befund müssen die Sachverständigen herausfinden, ob es sich um Bauschäden handelt und eine Versicherung eintritt oder um fehlerhaftes Lüften und damit ein Nutzerproblem vorliegt. „Wenn die Hunde Schimmel angezeigt haben, nehme ich eine Probe, die im Labor untersucht wird. Parallel dazu messe ich die Temperatur und die Feuchtigkeit in der Wand, denn es soll das Warum beantwortet und die Wahrscheinlichkeit für Schimmel ermittelt werden“, so Stoebe-Thöne.

Wird ein Schimmelbefall festgestellt, müssen strenge Regeln bei der Beseitigung eingehalten werden. Bei einem Befall über eine Fläche von 0,5 Quadratmeter übernehmen besonders qualifizierte Fachfirmen mit Zusatzausbildung die Aufgabe. „Es gibt Schimmelpilze, die Mykotoxine (Schimmelpilzgifte) freisetzen. Sie gefährden die Gesundheit bis hin zu neurologischen Schäden“, erzählt die Fachfrau aus ihrer Arbeitserfahrung. „Für die Schimmelhunde ist die Arbeit nicht gefährlich, denn sie leben nicht in dieser Umgebung und sind der Belastung nur kurze Zeit ausgesetzt.“

Schimmelspürhunde in Schweden

In Schweden sind Schimmelhunde seit langer Zeit bekannt. Auf der Suche nach Schimmel, der Telegrafenmasten beschädigte, waren sie einfach die günstigere Variante. Menschen hätten die Masten ausgraben müssen. Vor rund 20 Jahren kam dann der erste Schimmelhund nach Deutschland. Ursprünglich war er für die Sprengstoffsuche ausgebildet worden, aber er war nicht „schussfest“. „In Schweden sind die Einsätze von Schimmelhunden gang und gäbe“, so Stoebe-Thöne. Vor dem Hauskauf oder einer Anmietung werden sie tätig, denn sie lassen sich auch von überstrichenen Wänden nicht täuschen.

Weitere Informationen unter www.schimmelberatung-oldenburg.de.

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2 Kommentare

  1. Dirk
    10. April 2015 um 17.52 — Antworten

    Naja,

    um den Schimmel auf dem Titelfoto zu finden bedarf es keiner Hunde [joke]

    😉

    LG

  2. Dirk
    11. April 2015 um 1.24 — Antworten

    Zur Info

    Schimmel ist ein Klavierhersteller – wie gesagt, zur Info für das humorlose und/oder unwissende Team von OOZ

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