Politik

Neues Stadion: Vorschlag steht – Rat entscheidet

So könnte das neue Stadion an der Maastrichter Straße aussehen. Das vom Planungsbüro AS + P erstellte Modell zeigt ein Basisstadion mit einer Kapazität von 7.500 Plätzen.

So könnte das neue Stadion an der Maastrichter Straße aussehen. Das vom Planungsbüro AS + P erstellte Modell zeigt ein Basisstadion mit einer Kapazität von 7.500 Plätzen.
Entwurf: AS + P

Oldenburg (Michael Exner) Dem Anlass angemessen, nahm der Oberbürgermeister Anleihen bei der Fußballsprache. „Der Ball liegt auf dem Elfmeterpunkt“, sagte Jürgen Krogmann bei der Vorstellung der letzten noch fehlenden Gutachten zum Bau eines neuen Stadions, „jetzt muss der Stadtrat ihn nur noch verwandeln, wenn am 15. April der finale Beschluss ansteht.“ Die Vorlage dazu präsentierte Krogmann gleich mit. „Auftragsgemäß“, wie er unter Hinweis auf den grundsätzlichen Ratsentscheid vom Februar 2023 betonte. Wobei der bekennende Fußballfan kein Geheimnis daraus machte, dass er sich diesen Auftrag auch ein Stück weit selbst geholt hatte.

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Der Beschlussvorschlag enthält im Kern die Empfehlung für den Bau eines Stadions an der Maastrichter Straße mit mindestens 7500 Plätzen und einer Ausbaureserve auf bis zu 15 000 Plätze. Zur Realisierung soll eine neue GmbH & Co. KG gegründet werden. Unterfüttert wird die Planung durch eine Reihe von Gutachten (u.a. Schall, Verkehr, Entwässerung); für die Emotionalisierung der Debatte aber hatte in jüngster Zeit vor allem die Kostenfrage gesorgt.

Und da liefert die Vorlage konkrete Zahlen. Für die 7500er-Variante (Mindestgröße für die 3.Liga nach DFB-Vorschrift 5001) kalkulieren die Gutachter mit Gesamtkosten zwischen 45,5 und (inklusive Kostensteigerung bis zum Start) 47,1 Millionen Euro. Die Differenz zu den in den Studien von 2017 und 2022 genannten 34 Millionen ergibt sich nicht zuletzt aus den allgemeinen Kostensteigerungen – was eindrucksvoll demonstriert, welche Nachteile langwierige Prozesse mit sich bringen können. Ergänzend haben die Experten noch die Kalkulation für eine Variante mit 10 000 Plätzen aufgemacht. Die wäre mit reinen Kosten von 48 bis 50 Millionen nicht wesentlich teurer als das Basismodell, hätte aber einen Haken. Bei dieser Größenordnung schreibt das Bauordnungsrecht nach Angaben der Verwaltung ein Parkdeck vor, das mit zusätzlichen acht Millionen zu Buche schlagen würde. „Das ist eine rein rechtliche Frage“, sagte Krogmann, „Parkplätze sind auch so genügend vorhanden.“. Die Möglichkeit, diese Vorschrift rechtssicher umgehen zu können, werde derzeit geprüft. Der OB ließ durchblicken, dass er dieser Variante einiges abgewinnen könne, aber nur ohne Parkdeck. Berechnungen für einen Ausbau auf 15 000 Plätze gibt es derzeit nicht. „Wir wollen uns auch nicht verheben“, sagte Krogmann.

Da Bau, Betrieb und Kapitaldienst über die zu gründende Gesellschaft abgewickelt werden, ist für die finanzielle Situation der Stadt ausschließlich der jährliche Zuschussbedarf aus dem Haushalt relevant. Die Berechnungen dazu lieferte der Geschäftsführer der Stadionplanungsgesellschaft Joachim Guttek. Bei einem mittleren Zinsniveau (es gibt Kalkulationen von 2,5 bis 3,5 Prozent) von drei Prozent macht das bei 7500 Plätzen 1,8 Millionen in der 3. und 2,1 in der 4.Liga. Auch hier ist der Unterschied zu der 10 000er-Variante mit 1,82 und 2,2 Millionen eher gering, während die Parkdeck-Lösung den Bedarf auf 2,46/2,82 Millionen hochtreiben würde. Grundlage aller Kalkulationen ist eine hundertprozentige Kreditfinanzierung durch die Gesellschaft. Krogmann deutete aber an, dass die aktuelle Haushaltslage der Stadt auch weitere Möglichkeiten zur Kostensenkung eröffne. Dass andere notwendige Projekte der Stadt aufgrund der Stadionfinanzierung zurückstehen müssten, schloss er aus.

Der Beschlussvorschlag der Verwaltung durchläuft zunächst diverse Fachausschüsse (u.a. Finanzen, Sport, Verkehr und Umwelt). Alle Ausschusssitzungen mit dem Stadionbau-Thema sollen im Livestream auf dem YouTube-Kanal der Stadt Oldenburg übertragen werden. Am Mittwoch, 10. April, ist ab 19.30 Uhr eine öffentliche Informationsveranstaltung in der BBS 3 geplant. Die endgültige Entscheidung fällt der Rat am Montag, 15. April, auf seiner Sitzung, die wegen des großen öffentlichen Interesses in die Weser-Ems-Hallen verlegt wird. Bei der jüngsten Sitzung war es wegen des begrenzten Platzangebots im PFL zu Unstimmigkeiten gekommen. Nimmt man das bisherige Abstimmungsverhalten der Fraktionen als Grundlage (allein die Grünen sind dagegen), gilt ein positiver Beschluss als wahrscheinlich.

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10 Kommentare

  1. E. Gal
    7. März 2024 um 18.38 — Antworten

    Was für ein (Größen-) Wahnsinn. Wie viele Zuschauer hat der VfB nochmal? Glaubt ernsthaft irgendwer, dass dieses Stadion jemals voll wird und die Kosten ansatzweise gerechtfertigt sind? Dass eine Verwaltung so unwirtschaftlich planen kann… Dann hat der OB zumindest seinen Ehrenplatz sicher, wenn er demnächst abgewählt wird.

    • Peter Müller
      8. März 2024 um 17.32 — Antworten

      So ein Schwachsinn was sie schreiben. Die Bevölkerung wächst und wächst, somit auch die Zuschauer für Sport. Würden wir alles so begründen wie sie, wären wir noch im Mittelalter. Folgen daraus können wir an der DB sehen.

  2. Lotte
    8. März 2024 um 13.42 — Antworten

    Vor einem halben Jahr sprach der OB noch von 34 Millionen. Jetzt sind es mindestens 47,1 Millionen und wir alles wissen, dass es mindestens das doppelte wird. Der vfb steigt nicht in die 3. Liga auf. Wahrscheinlich nie. Aber der Rat der Stadt wird für seine Entscheidung nie zur Verantwortung gezogen werden. Ich hoffe sehr, dass es Anwohnerklagen gibt. Da würde ich mich gerne finanziell beteiligen.

  3. Manfred Murdfield
    8. März 2024 um 21.23 — Antworten

    „Der finale Beschluss“? Ohne rechtskräftigen Bebauungsplan, bzw. ohne abgeschlossenes Bebauungsplanverfahren? Und ohne vom ARL genehmigte Flächennutzungsplanänderung? Bei beiden Verfahren ist die Öffentlichkeitsbeteiligung gesetzlich vorgeschrieben, aber die wird dann wohl auch eingespart. Und die „Träger öffentlicher Belange“? Ist das nur Optimismus oder stehen Oldenburger Rat und Verwaltung über dem geltenden Recht? Dann bin ich gespannt auf das Baugenehmigungsverfahren.

  4. Markus
    8. März 2024 um 21.56 — Antworten

    Frage: kann der VfB diese Summe aus der Vereinskasse oder mit Sponsoren aufbringen? Dann bitte gerne bauen. Aber bitte ohne öffentliche Gelder, die anderswo dringender gebraucht werden!

  5. W. Lorenzen-Pranger
    9. März 2024 um 10.55 — Antworten

    Der letzte Satz in einem der Ringelnatz-Sportgedichte lautet „Ich warne euch, ihr Brüder Jahns, vor dem Gebrauch des Fußballwahns“. Recht hatte der Mann, und vor ein paar Tagen begegneten mir in einem Lokal in der Innenstadt einige „Sportfans“, die gerade von einem VfB-Spiel kamen. Dazu fiel mir nur noch ein weiteres, vom Volksmund etwas verändertes, Goethe-Zitat ein. „Sah ein Knab ein Röslein stehn – von hundertachtzig Pfund“. Das Format war bei allen jedenfalls gleich, ob Männlein oder Weiblein.
    Tja, Sport ist gesund… 😉

  6. Lotte
    9. März 2024 um 17.34 — Antworten

    Eine demokratische Ratsentscheidung wäre meiner Meinung nach erst gegeben, wenn der bestehende Fraktionszwang in dieser Frage aufgehoben worden wäre. Wenn jedes Ratsmitglied nach eigenem Gewissen abstimmen könnte.
    Laut Umfrage in der nwz wollen 52% der Leser das Stadion nicht. Zieht man davon mal all diejenigen ab, die nicht aus Oldenburg kommen wäre der Prozentsatz der Stadiongegner in Oldenburg mit Sicherheit höher. Warum hat es wohl keine Bürgerbefragung gegeben? Ich habe da so eine Idee!

  7. thpaw
    10. März 2024 um 12.23 — Antworten

    7.500 bis 15.000!!! Was soll das? Beim VfB kommen mal gerade so 2.000 bis 2.800 Zuschauer zusammen. Nur weil der DFB
    eine Stadiongröße von mindestens 5.000 vorschreibt, sollte sich die Stadt nicht an diesem Finanzdisaster beteiligen. Es wird doch sowieso teurer. Das ist doch wohl allen klar. Diese Schönrechnungen von den Baugesellschaften stimmen doch nie.
    Das zeigt sehen wir doch immer wieder. Außerdem werden andere Bauvorhaben zurückgestellt. Mich würde interessieren wellche das wären. Dann wäre auch eine Abstimmung mit den Bürgern die sinnvollste Lösung. Marode Schulen und Straßen fallen mir hierzu ein. Der VfB hat ein ausreichendes Stadion und die 3.Lige ist fern und selbst wenn, dann spielen sie halt in der vierten weiter. Hauptsache die Spiele und die Atmosphäre ist gut. Unser OB sollte die Finanzen besser im Blick haben und sich nicht mit Finanzjongleuren einlassen.

  8. thpaw
    10. März 2024 um 12.27 — Antworten

    7.500 bis 15.000!!! Was soll das? Beim VfB kommen mal gerade so 2.000 bis 2.800 Zuschauer zusammen. Nur weil der DFB
    eine Stadiongröße von mindestens 5.000 vorschreibt, sollte sich die Stadt nicht an diesem Finanzdisaster beteiligen. Es wird doch sowieso teurer. Das ist doch wohl allen klar. Diese Schönrechnungen von den Baugesellschaften stimmen doch nie.
    Das sehen wir doch immer wieder. Außerdem werden andere Bauvorhaben zurückgestellt. Mich würde interessieren wellche das wären. Dann wäre auch eine Abstimmung mit den Bürgern die sinnvollste Lösung. Marode Schulen und Straßen fallen mir hierzu ein. Der VfB hat ein ausreichendes Stadion und die 3.Lige ist fern und selbst wenn, dann spielen sie halt in der vierten weiter. Hauptsache die Spiele und die Atmosphäre ist gut. Unser OB sollte die Finanzen besser im Blick haben und sich nicht mit Finanzjongleuren einlassen.

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