Oldenburg

Schülerdemo: „Dirigent statt Instrument“

Rund 3500 Schüler protestierten heute in Oldenburg gegen die Streichung der Klassen- und Kursfahrten an Gymnasien.

3500 Schüler verlangten ihre Klassenfahrten zurück.
Foto: Anja Michaeli

Oldenburg (am) Rund 3500 Schüler protestierten heute in Oldenburg gegen die Streichung der Klassen- und Kursfahrten an Gymnasien. Mit der Androhung dieser Maßnahme hatten viele Lehrkräfte reagiert, nachdem die Landesregierung für sie unter anderem eine Stunde Mehrarbeit (Unterrichtsverpflichtung) in der Woche ab Sommer 2014 plant.

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Die Demonstration unter dem Motto „Dirigent statt Instrument“ wurde von den Schülervertretungen der Oldenburger Gymnasien veranstaltet. Schüler aus Oldenburg, Westerstede, Bad Zwischenahn und Rastede nahmen daran teil. Vom Hauptbahnhof ging es durch die Stadt zum Schlossplatz. Dort fand eine Kundgebung statt.

„Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Fahrten klaut“, skandierten die Schüler. Sie wollen sich nicht zum Instrument machen lassen – weder von den Lehrkräften noch von der Politik. „Wir wollen, dass der Streit nicht auf unserem Rücken ausgetragen wird“, erklärte der 19-jährige Schüler Onno Winters. Und der 13-jährige Schüler Jasper Siegert forderte: „Sie sollen den konstruktiven Dialog wieder aufnehmen“. Damit drückten die beiden Oldenburger Gymnasiasten aus, was nach dem Protestgang durch die Innenstadt auch in den Reden der Schülervertretungen zu hören war. Ein Sprecher fühlte sich als Mittel zum Zweck, und er sei sehr enttäuscht, dass auf dem Rücken der Schüler gespart werden solle. Sie hätten Verständnis für die Lehrer, die als Beamte nicht streiken dürften und deshalb freiwillige Leistungen wie zum Beispiel Klassenfahrten gestrichen hätten. Solche Fahrten seien aber wichtig, für das Kennenlernen und Zusammenleben in den Klassen. Sie stärkten die Gemeinschaft. „Wir fordern unsere Klassen- und Kursfahrten zurück“.

Zum Hintergrund

Die Pädagogen der Gymnasien sollen ab August 24,5 statt 23,5 Stunden in der Woche unterrichten. Geplant war zudem, dass Lehrer ab den 55. Lebensjahr eine Stunde weniger unterrichten müssen. Diese zweite Stunde der Altersermäßigung wird nun an allen Schulen vorläufig gestrichen. Für die über 60-Jährigen bleibt die Unterrichtsverpflichtung weiterhin um eine Stunde reduziert. Ende August hatten rund 10.000 Lehrer dagegen in Hannover protestiert. Der Landesschülerrat (LSR) lehnt den „Klassenfahrt-Boykott“ ab, die Schüler würden ein Stück weit instrumentalisiert.

Unterrichtsverpflichtung

Grundschulen: 28 Wochenstunden; Oberschulen: 25,5 Wochenstunden; Hauptschulen: 27,5 Wochenstunden; Realschulen: 26,5 Wochenstunden; Förderschulen: 26,5 Wochenstunden; Integrierte Gesamtschulen: 24,5 Wochenstunden (eine Unterrichtsstunde wird mit 45 Minuten berechnet). Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert 23 Wochenstunden für alle. Die Pädagogen betonen, dass Unterrichtsstunden nicht mit Arbeitsstunden gleichzusetzen seien. Es würden 1750 Referendare um eine Einstellung gebracht.

Am morgigen Donnerstag, 20. März, findet vor dem Niedersächsischen Kultusministerium die Anhörung zur Änderung der Arbeitszeitverordnung für Lehrer statt. Die GEW hat Protestaktion unter dem Motto „5 vor 12“ gegen die geplanten Arbeitszeiterhöhung angekündigt. Dabei seien mehr als 200 Schulen der gesamten Bandbreite beteiligt. „Die Landesregierung muss wissen: Sie legt sich mit allen Lehrerinnen und Lehrern an, wenn sie die versprochene Altersermäßigung streicht und an den Gymnasien noch eine Stunde Unterrichtsverpflichtung oben drauf packt“, sagt GEW-Landesvorsitzender Eberhard Brandt.

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