Oldenburgs Zukunft: gerecht – grün – produktiv

Das „ISEK“ soll nicht hinter verschlossenen Rathaustüren entwickelt werden.
Foto: Stadt Oldenburg
Oldenburg (Michael Exner) Großes Ziel für nicht so ferne Zukunft: Oldenburg soll bis 2050 den Weg zu einer gerechten, grünen und produktiven Stadt nehmen. Diese drei Leitplanken bilden den Rahmen bei der Aufstellung des sogenannten integrierten Stadtentwicklungskonzeptes mit der sperrigen Bezeichnung „ISEK 2050/2035“. Das tritt an die Stelle des 2014 beschlossenen Entwicklungskonzeptes „step2025“, das seinerzeit den 1996 aufgestellten (letzten) Flächennutzungsplan ablöste, der mit den Jahren nur noch ergänzt, aber nicht mehr erneuert worden war.
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„Städte müssen in solch langen Zeiträumen denken“, sagte Oberbürgermeister Jürgen Krogmann am Mittwoch im Rathaus bei der Präsentation der Grundzüge dieser Planung. Das Konzept solle ganzheitlich und strategisch auf die Stadt Oldenburg der Zukunft blicken und deren künftige räumliche Entwicklung vorzeichnen. Es handele sich um ein informelles Planungsinstrument, nicht um konkrete Festlegungen wie etwa bei einem Flächennutzungsplan. Dabei gehe es um die Auseinandersetzung mit veränderten sozialen und demografischen Rahmenbedingungen, mit dem Klimawandel sowie mit der Transformation von Wirtschaft und Arbeitswelt.
Was zunächst sehr akademisch klingt, lässt sich an Beispielen auf die Praxis runterbrechen. Beim Stichwort Veränderung der Arbeitswelt kommt man sehr schnell an die für Bauplanung nicht unwichtige Frage, ob man noch mehr Büroräume braucht (oder ob etwa schon zu viele vorhanden sind). Und für die Notwendigkeit, Pläne von Zeit zu Zeit auf den Prüfstand zu stellen, kann Krogmann auf eigene Erfahrungen verweisen; „Bei meinem Amtsantritt 2014 lag der step2025 auf meinem Schreibtisch. Darin war weder vom Fliegerhorst die Rede, noch von Wohnungsnot. Wir müssen die Dinge zusammendenken.“ Das umso mehr, als die Stadt weiter wächst. Mehr in einem Nebensatz verkündete der OB einen neuen Rekord: Oldenburg hat jetzt 175 000 Einwohner.
Das neue Stadtentwicklungskonzept soll die diversen Einzelkonzepte (Mobilitätsplan, Einzelhandelsentwicklungskonzept, Innenstadtstrategie, Klimaschutzplan) nicht ersetzen, sondern einbeziehen. „Wir werden sie übereinanderlegen und sehen, wie sie zusammenpassen“ sagte der Stadtplanungsamtsleiter Markus Löwer. Wenn es an einer Stelle hake, müssten einzelne Pläne aufeinander abgestimmt werden.
Der auf drei Ebenen aufgesetzte Zeitplan ist durchaus sportlich. In der ersten Ebene soll eine „Zukunft 2050“ entworfen werden. Ein Zukunftsbild der Stadt Oldenburg als Oberzentrum im regionalen (d.h. interkommunalen) Verflechtungsraum. Dieses Idealbild einer gerechten, grünen und produktiven Stadt soll bis Ende 2024 stehen. In der zweiten Ebene sollen bis 2025 die Handlungsfelder identifiziert werden, konkret: die Themen und Herausforderungen, die es auf dem Weg dahin zu bewältigen gilt. Ebene 3 schließlich gliedert die Stadt in Teilräume und entwickelt die Maßnahmenkataloge, die den Fahrplan bis zum Jahr 2035 darstellen.
Als ersten Schritt des langen Weges wird die Verwaltung einen Entwurf erarbeiten, der breit – das heißt nicht nur in der Politik, sondern von der gesamten Bevölkerung – diskutiert werden soll. Den Beschluss selbst soll nach aktuellem Stand erst der 2026 neu zu wählende Rat fassen.
Ein Kommentar von Michael Exner: www.oldenburger-onlinezeitung.de/kommentar
2 Kommentare
Schon der erste Absatz lässt meine Stirn runzeln. Ein Stadtentwicklungsplan kann keinen Flächennutzungsplan „ablösen“. Ein Stadtentwicklungsplan ist eine informelle Willensbekundung, ein Flächennutzungsplan ist ein formalisiertes Verfahren nach dem Baugesetzbuch. In Oldenburg ist der Flachennutzungsplan 1996 rechtswirksam, er wurde durch Parallelverfahren (mit Bebauungsplänen) in den jeweiligen Gebietsgrenzen (s.g. Briefmarkenlösungen) geändert. Ich halte das in dem praktizierten Umfang für rechtswidrig. Aber der Flächennutzungsplan 1996 hat natürlich noch nicht die Umweltauflagen wie sie heute gefordert sind. Deshalb werden auch immer wieder Flachen gefunden, die versiegelt werden können. Und das ist auch politisch gewollt. Grünes Oldenburg als Ziel 2050? Heuchelei.
Oldenburg: gerecht, grün und produktiv.
Das hört sich gut an. Dann ist das leidigeThema: neues Stadion für den Vfb ja wohl endlich vom Tisch.