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Nachhaltige Wirtschaftsformen aus der Nische holen

Stellten das Forschungsprojekt nascent in Oldenburg vor: Dr. Christine Lenz, Niko Paech, Irene Antoni-Komar, Marion Akamp, Tobias Hartkemeyer und Reinhard Pfriem.

Stellten das Forschungsprojekt vor (von links): Dr. Christine Lenz, Niko Paech, Irene Antoni-Komar, Marion Akamp, Tobias Hartkemeyer und Reinhard Pfriem.
Foto: Katrin Zempel-Bley

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Oldenburg / zb – Lebensmittelskandale, Umweltverschmutzung, Überdüngung oder Klimawandel – regelmäßig werden Konsumenten damit konfrontiert mit der Folge, dass das etablierte Ernährungssystem immer stärker angezweifelt und ein Wandel hin zu nachhaltigen Wirtschaftsformen im Ernährungsbereich gewünscht wird. Fachleute halten ihn sogar für notwendig. Die Möglichkeiten eines Wandels untersuchen ab sofort Oldenburger Wissenschaftler.

Dabei handelt es sich um das großangelegte Forschungsprojekt „nascent – Neue Chancen für eine nachhaltige Ernährungswirtschaft durch transformative Wirtschaftsformen“, das von Dr. Reinhard Pfriem, Professor für Unternehmensführung und Betriebliche Umweltpolitik an der Universität Oldenburg, geleitet wird. Gefördert wird es vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit rund 850.000 Euro. „Wir sind stolz darauf, den Zuschlag für unseren Antrag erhalten zu haben“, sagt Pfriem. „Immerhin gab es insgesamt 230 Anträge.“ Das Besondere am Oldenburger Projekt ist die Mitwirkung von über 20 Praxispartnern.

Urban Gardening, Solidarische Landwirtschaft, Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften oder regionale Lebensmittelnetzwerke sind Beispiele neuer Formen nachhaltiger Ernährungswirtschaft. „All diese Projekte sind geprägt von einem neuen Verständnis des Zusammenwirkens von Konsumenten und Produzenten. Sie eint, dass der Verbraucher seine Fremdversorgung zugunsten eines transparenten, selbstbestimmten und nachhaltigen Konsums aufgibt“, erklärt Pfriem. Das Projekt „nascent“ rückt diese neuen und oftmals unkonventionellen Wirtschaftsformen und -initiativen ins Zentrum der Forschung und untersucht deren Potenziale zur Transformation des etablierten Ernährungssystems.

Dafür analysiert es Initiativen in fünf Regionen Deutschlands (Oldenburg und Umland, Berlin und Umland, Leipzig und Dresden, München und Umland sowie Freiburg im Breisgau und Umland) mit dem Ziel, entwicklungsfähige Wirtschaftsformen aus der Nische zu holen und zielgruppenspezifische Informationsangebote bereitzustellen, so dass eine nachhaltige Entwicklung des Ernährungssystems unterstützend vorangetrieben werden kann. „Dabei spielen Krisenresistenz und Zukunftsfähigkeit eine große Rolle“, betont Postwachstumsökonom apl. Prof. Dr. Niko Paech, der ebenfalls an dem Projekt beteiligt ist.

Dr. Tobias Hartkemeyer, Mitbegründer des Hofs Pente bei Osnabrück, der seit fünf Jahren solidarisch landwirtschaftet und von einem Team aus Familienmitgliedern, Lehrlingen und Freiwilligen betrieben wird, ist einer der Praxispartner. Sein Konzept, den Hof als „Lebens-Lernort“ zu etablieren, wurde 2012 von der deutschen UNESCO-Kommission als Projekt der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ausgezeichnet. Bei ihm können Konsumenten zu Prosumenten werden, also als Teilhaber Ganzheit erleben und sich regional und saisonal ernähren. Wobei die Vielfalt eine besondere Rolle spielt. Auf dem Hof Pente gibt es 70 Gemüsesorten sowie verschiedene Tierarten. Maximal 300 Unterstützter kann der Hof versorgen. Hartkemeyer hofft, dass auch andere Landwirte auf dieses oder andere nachhaltige Modelle umsteigen zugunsten des Klimas und damit des Menschen.

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