Roth nennt Bauhaus-Kritik der AfD „in höchstem Maße alarmierend“

Claudia Roth (Grüne), Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, hat sich empört gezeigt über die Kritik der AfD in Sachsen-Anhalt am Bauhaus-Stil, der weltweit als Inbegriff der Moderne gilt. „Dass jetzt die AfD mit erschreckend ähnlichen Argumenten und Formulierungen wie einst die NSDAP versucht, gegen das Erbe des Bauhaus heute vorzugehen, ist in höchstem Maße alarmierend und absolut inakzeptabel“, sagte die Grünen-Politikerin der „Süddeutschen Zeitung“ (Donnerstagausgabe). „Damit zeigt die AfD, welchen Geistes Kind sie ist.“
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Von den Nationalsozialisten „als vermeintlich `entartete Kunst`, `jüdisch` und `kulturbolschewistisch` verfolgt“, seien viele Künstler des Bauhauses „verhaftet, in Konzentrationslager verschleppt oder in die Emigration gedrängt“ worden, sagte Roth. „Bereits 1932 setzte die NSDAP in Dessau die Schließung des Bauhaus durch.“
Die Beauftragte der Bundesregierung sieht die Kritik der AfD als weiteres Beispiel dafür, wie die AfD versucht, die kulturelle Debatte zu bestimmen. „Die Stiftung Bauhaus Dessau leistet hervorragende Arbeit – und das Vorgehen der AfD zeigt, wie wichtig ihre Arbeit ist. Leider ist diese Art und Weise des Umgangs mit unserer Geschichte und ein solches Vorgehen gegen die Freiheit von Kulturinstitutionen in unserem Land kein Einzelfall, sondern Programm bei der AfD“, erklärte Roth. Das Bauhaus sei „eine der weltweit bedeutendsten Schulen für Architektur, Kunst und Design, die über Generationen so prägend wie stilbildend war und bis heute ist“.
Die AfD-Fraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt hat jüngst einen Antrag eingebracht, der an diesem Freitag im Landesparlament erörtert werden soll. Darin wird der Bauhaus-Stil als „Irrweg der Moderne“ bezeichnet. Der Stil könne wegen der Reduktion auf das Funktionale „als Entfremdung des Menschen von seiner Umwelt“ gewertet werden. Die AfD-Fraktion forderte die Landesregierung dazu auf, die konzeptionelle Ausrichtung des Jubiläums der Bauhausschule in Dessau neu zu bewerten und eine „einseitige Glorifizierung“ des Bauhaus-Erbes zu verhindern. Zuerst hatte die Mitteldeutsche Zeitung über diesen Antrag berichtet.
dts Nachrichtenagentur
Foto: Bauhaus Dessau (Archiv), via dts Nachrichtenagentur
3 Kommentare
Nicht die erste „Kritik“ der AfD an, im Falle Bauhaus immer noch, neuer Kunst und Kultur. Aber auch vor allem die Unionsparteien zeigen sich ja gelegentlich empört. Was sie gemeinsam haben ist das totale Unverständnis zum Begriff Kunst. Kunst ist immer ein Spiegel der Zeit in der sie entstand und das soll, das muß, sie auch ganz bewußt sein.
„Nein, die Malerei ist nicht dazu da, die Appartements zu schmücken. Sie ist eine Waffe zu Angriff und Verteidigung gegen den Feind“ hat Picasso einmal gesagt. Ein sehr berühmter Dirigent meinte, ein Künstler könne nicht lügen, wenn er es dennoch täte, wäre er kein Künstler mehr. Diese Strenge und gleichzeitige Freiheit der Phantasie im Umgang mit der eigenen Umwelt spüren autoritäre Bestrebungen natürlich, deshalb werden sie immer wieder auch Bilderstürmer und Kunstfeinde sein. Wir habens ja selbst im Umgang mit Gästen aus anderen Ländern auf der Dokumenta erlebt, wer einen anderen Blick auf xie Welt bat als der.von solchen Typen erlaubte (welch Anmaßung), der wird möglichst platt gemacht.
Es gibt eben immer noch Fans von Arno Breker.
Ich habe vor wenigen Tagen im TV ein vergleichsweise großformatiges Aquarell gesehen. Leider wurde der Abmaler von keiner Kunstschule akzeptiert, vermutlich weil der röhrende Hirsch vorm Fachwerk fehlte… 🙂