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Philosoph Precht will Pflichtjahr für Schulabgänger und Rentner

Alte und junge Frau sitzen am Strand, über dts Nachrichtenagentur

Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Der Philosoph Richard David Precht plädiert für einen neuen Pflichtdienst für Schulabgänger und Rentner. „Die Erfahrung, anderen zu helfen, strahlt auf den eigenen Charakter ab“, sagte Precht dem „Spiegel“.

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Und weiter: „Je mehr Menschen eingebunden sind in soziale Tätigkeiten, umso mehr Menschen werden sich solidarisch gegenüber anderen verhalten.“ Precht begründet seine Idee auch mit den Erfahrungen während der Coronakrise: „Corona-Leugner, so meine Vermutung, arbeiten selten auf Intensivstationen. Und Querdenker sind eher nicht ehrenamtlich engagiert.“ Ein neuer Pflichtdienst, so seine Hoffnung, könne sie zu besseren Staatsbürgern machen.

„Wer Kröten über die Straße hilft oder auf einer Kinderkrebsstation den kleinen Patienten vorliest, wird vielleicht ein ganz neuer Mensch.“ Der Schriftsteller schlägt für jeden Deutschen zwei sogenannte Gesellschaftsjahre vor, eins direkt nach der Schule, eins bei Renteneintritt Mitte 60. Auf die Frage, ob alte Menschen bei Renteneintritt nicht genug geleistet hätten, antwortet Precht: „Die allermeisten Rentner haben nicht in erster Linie fürs Gemeinwohl gearbeitet, sondern für sich selbst. Sie haben Steuern bezahlt, klar. Aber wer am Schalter der Sparkasse sitzt, sitzt dort in aller Regel nicht aus Altruismus. Da sollte niemand seine eigene Bilanz fälschen.“

Foto: Alte und junge Frau sitzen am Strand, über dts Nachrichtenagentur

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7 Kommentare

  1. Herbst
    25. März 2021 um 21.35 — Antworten

    Der Mann hat garantiert keine 45 Jahre Arbeit hinter sich. si tacuisses philosophos mansisses

  2. W. Lorenzen-Pranger
    25. März 2021 um 21.38 — Antworten

    Der Verbreiter der schlichtesten Binsen weiß eben, was „gut“ ist. Wenn er endlich etwas Sinnvolles tun will, niemand wird ihn hindern – aber andere soll er getrost in Ruhe lassen mit seinen „Weisheiten“. (Smily)

    • W. Lorenzen-Pranger
      26. März 2021 um 13.29 — Antworten

      Nachtrag:
      Gestern Talkshow gesehen? Alles, was dieser „Philosoph und Autor“ von sich gab, lese ich seit Wochen (!) von Hans und Franz, wie ich auch einer bin, im Internet.
      „…ask not what your country can do for you — ask what you can do for your country…“
      Präsident John F Kennedy
      Der ist nun auch schon ne ganze Weile her. Meint dieser seltsame Herr Precht im Ernst, man erinnert sich nicht?
      Oh Herr, laß …

  3. Mo
    8. April 2021 um 0.34 — Antworten

    Für gesellschaftliche Verpflichtungen v.a. von jungen Erwachsenen Männern und Frauen und D’s sowieso auch – bin ich persönlich seit langer Zeit. Aus persönlichen Gründen wollte ich keinen „Dienst an der Waffe“ leisten und würde letztlich von der Kommune sprich Stadt freigestellt. Mein freiwilliges vertragliches Verhältnis mit der Stadt beruhte auf mindestens 200h jährlichen sozialen Stunden für mindestens 10Jahre. Alleine diesen Vertrag zu schließen bedeutete im Alter von 20 Jahre eine sehr lange Festlegung für mein künftiges Leben. Heute bin ich noch immer Mitglied der Johanniter Unfall Hilfe und kann für mich behaupten, dass diese sozial orientierte Arbeit einen besseren Menschen aus mir gemacht hat. Die Stellungnahmen der bisherigen Kommentatoren klingen zwar intellektuell anspruchsvoll, ansonsten greifen sie in meinen Augen zu kurz und potentiell nicht über ihren eigenen Tellerrand hinaus.
    Was meine eigenen 3 Kinder betrifft so habe ich denen bereits kundgetan, dass die Vollständigkeit einer Vermögensweitergabe durch Schenkung oder Erbe von ihrem gesellschaftlichen Engagement nach der Schulausbildung abhängt.

    Solange es keine verbindlichen gesellschaftlichen Regeln gibt, sehe ich dies als einzig sinnvollen Weg die tendenziell egoistischen Tendenzen junger Menschen auf den Prüfstand zu stellen…. Insofern danke Herr Precht für diesen konstruktiven Vorschlag.

    Beste Grüße,
    mo

    • W. Lorenzen-Pranger
      8. April 2021 um 9.56 — Antworten

      Ihnen ist schon klar, daß die Wehrpflicht faktisch nicht abgeschafft sondern nur ausgesetzt wurde? Der Grund dahinter ist nie so ganz klar geworden, der Effekt war aber, daß damit auch der Zivildienst wegfiel. Das wiederum führte zu enormen Engpässen beim Personal in vielen Einrichtungen.
      Ich selbst würde 1969, etwas verspätet, zum Zivildienst in ein Krankenhaus eingezogen. (Vereinskrankenhaus Hann. Münden) Der Personalmangel war schon damals so extrem, daß ich am ersten Tag auf der Station eine Mittagsschicht allein präsent war – mit der Telefonnummer einer Bereitschaftsärztin „falls was sein sollte“.
      Tatsächlich war die gesamte Wehrpflicht bereits schon damals nur noch dadurch „legitimiert“, den Personalmangel in sozialen Einrichtungen abzumildern. Die Bundeswehr war dabei längst scheißegal, bei denen lernte man saufen, sonst nichts. Mir sind im späteren Berufsleben volltrunkene „Wachhabende“ begegnet.
      Bis heute sind Arbeitskräfte in sozialen Berufen extrem unterbezahlt, was sich gerade jetzt in der Krise mehr als deutlich zeigt. Die Leute verlassen den Beruf derzeit zuhauf – großenteils ausgerechnet aus Verantwortungsbewußtsein.
      Herr Prrecht hat also keine Ahnung, wozu solche „sozialen Jahre“ wirklich da sind. Sie verschleiern den personellen Dauerengpaß seit mindestens einem halben Jahrhundert in sozialen Einrichtungen und helfen bei der Lohndrückerei – sonst nichts.

      • W. Lorenzen-Pranger
        8. April 2021 um 11.56 — Antworten

        Kleiner Nachtrag:
        Philosophen sind und waren nie dazu da, verfehlte, ja dummrdeiste, Verhalten der Politik als nützliche Idioten auch noch zu unterstützen. Das Gegenteil ist der Fall, sie sollen dem Fortschritt in allen Bereichen des Menschseins dienen. Bei Precht habe ich stets den Eindruck, davon hat der noch nie gehört. Sein Denken erscheint oft wie die Einsichten von zwölf bis Mittag. Ein Diogenes in seinem Faß war jedenfalls gebildeter als dieser eitle Selbstdarsteller, soll er doch einen weltlichen Herrscher in die Schranken individueller Selbstbestimmung für jedermann verwiesen haben.

  4. Selma Palmer
    17. April 2021 um 4.21 — Antworten

    In einer pluralistischen Gesellschaft darf ja ein jeder seine Meinung kundtun – auch Herr Precht – aber es sollte ihn auch nicht stören, wenn er zu seinen Einlassungen massiven Gegenwind bekommt. Was Herr Precht hier vorschlägt, ist nichts anderes als Zwangsarbeit für Schüler und Rentner – vornehmlich in Mangelberufen – und das hat mit sozialem Engagement rein gar nichts mehr zu tun. Meine Großmutter kannte das noch – es nannte sich RAD (Reichsarbeitsdienst) – und dieser hat während seines Gültigkeitsintervalls (1935-1945) nicht gerade zu einem friedvollen Miteinander beigetragen. Dabei gibt es heute doch zahlreiche Möglichkeiten, sich freiwillig für soziale oder ökologische Ziele zu engagieren; ohne Zwang, Ausbeutung und Schikanen, denen bei einem Pflichtdienst wieder Tür und Tor geöffnet würden. Herr Precht möge doch mal einen Blick in die Länder werfen, die ihren Bürgern einen Zwangsdienst abverlangen (Myanmar, Eritrea); gesellschaftliche Verbesserungen dürften dort wohl kaum zu erkennen sein.
    N.B. Interessanterweise befürworten bei uns meistens diejenigen eine Dienstpflicht für andere, die selbst nie gedient haben (Frau Kramp- Karrenbauer, Herr Ziemiak) und sich niemals mit den Schattenseiten eines Zwangsdienstes auseinandersetzen mussten. Ergo: Was Du nicht willst das man Dir tu, das füg auch keinem andern zu!

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