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Ökonomen warnen vor Erstarken der AfD in Sachsen-Anhalt

Wahlplakat zur Landtagswahl in Sachsen-Anhalt 2021, über dts Nachrichtenagentur

Magdeburg (dts Nachrichtenagentur) – Vor den Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt wächst bei führenden Ökonomen die Sorge vor einem starken Abschneiden der AfD. „Eine Stärkung der AfD dürfte Sachsen-Anhalt wirtschaftlich massiv schwächen und Perspektiven verschlechtern“, sagte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, dem „Handelsblatt“. Unternehmen brauchten gut qualifizierte Fachkräfte und ein „Klima der Offenheit und Toleranz“, so der DIW-Chef.

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Unternehmen würden jedoch nicht in einem Bundesland investieren, in dem junge Menschen abwanderten und die Gesellschaft zunehmend gespalten sei. Fratzscher attestierte Sachsen-Anhalt, im wirtschaftlichen Aufholprozess „vielversprechende Ansätze und Chancen gezeigt“ zu haben. Ein weiterer Zulauf für die AfD und eine gespaltene Regierung würden daher „das Erreichte aufs Spiel setzen und nicht nur der Region einen anhaltenden Schaden zufügen“. Auch der Vizepräsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), Oliver Holtemöller, warnte vor wirtschaftlichen Nachteilen.

„Je größer der Anteil fremdenfeindlicher und diskriminierender Stimmen in der Gesellschaft ist, umso mehr werden qualifizierte Talente Sachsen-Anhalt nicht attraktiv finden und Unternehmensinvestitionen eher an andere Orte fließen“, sagte Holtemöller dem „Handelsblatt“. Dabei fehle es dem Bundesland an talentiertem Nachwuchs. Neben der Alterung der Gesellschaft liege das auch daran, dass die „Internationalität in Sachsen-Anhalt vergleichsweise gering“ sei. So gebe es, wie auch in anderen ostdeutschen Flächenländern, je Einwohner tendenziell mehr rechtsextremistisch motivierte Straftaten als in Westdeutschland.

Hinzu komme, dass im Wahlkampf nun auch die Linkspartei offen Personengruppen nach Herkunft diskriminiere. Ohne mehr Offenheit für Zuwanderung und ohne mehr Diversität im Berufsleben werde es für Sachsen-Anhalt jedoch „schwer werden, wirtschaftlich nicht weiter zurückzufallen“.

Foto: Wahlplakat zur Landtagswahl in Sachsen-Anhalt 2021, über dts Nachrichtenagentur

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3 Kommentare

  1. Loco51
    3. Juni 2021 um 20.37 — Antworten

    Welche Industrie hat sich denn in den letzten 10 Jahren ohne die AfD hier angesiedelt?

    • W. Lorenzen-Pranger
      4. Juni 2021 um 11.43 — Antworten

      Na, nix. Wir zahlen zu viel für Strom, wir zahlen, wie de Bild gerade heute berichtet, zu viel fürs Handy, wir zahlen zu viel für Autos und öffentlichem Nahverkehr, wir zahlen sogar zu viel, wie mir eine Niederländerin gestern erzählte, fürs Fahrrad (!) – wir sind die Doof-Deutschen, die sich von einer rundum absolut unfähigen, wenn nicht kriminellen, Regierung abzocken lassen.
      Besserung ist nicht in Sicht – im Gegenteil.
      Da spielt so eine Partei wie „AfD“, „Die Basis“ „Bibeltreue Christen“,oder wer auch immer überhaupt keine Rolle. So bald ne Partei in Regierungsverantwortung geht, gehts los. Man sehe sich nur die „Regierungs-Pläne“ der Grünen an. Nur nicht Initiativen anregen – abzocken reicht.
      Im Osten gabs seinerzeit die armselig spießig kleinbürgerliche „Führungschicht“ in Wandlitz, dann kam der Hoffnungsträger Kohl – und siehe da, er war ein armselig. spießiger, kleinbürgerlicher Gernegroß – wie die in Wandlitz. Stets nur auf den ganz persönlichen „Wohlstand“ bedacht wie die auch.
      Ich kann die Enttäuschung der „gelernten Ostler“ verstehen. Und die Ansiedlung von Wirtschaftsbetrieben? Ihr habt doch alle brav Kohls Plan alles platt zu machen befolgt. Wer soll denn das wieder aufbauen – zumal ohne die Förderung, wie sie VW, Lufthansa oder was weiß ich wer nach alles nachgeschmissen bekommt.
      AfD würde ich trotzdem nie wählen. Die, die jetzt bereits zum Teil offen über Koalitionen mit denen nachdenken, aber ganz sicher auch nicht.
      Wie war der Satz eines Kabarettisten in der Sendung „Mitternachtsspitzen“? „Auch wenn du die braune Kacke in der schwarzen Unterhose nicht siehst. Sie ist da!“

      • W. Lorenzen-Pranger
        4. Juni 2021 um 12.26 — Antworten

        Nachsatz:
        Es gab in der DDR doch die klugen Köpfe, die einen langsamen, evolutionären, Prozess der Angleichung zwischen Ost und West predigten. Die erstmal das Ost-System reformieren wollten, bevor man jede Identität aufgibt. Heute zeigt sich, wie viel Leid und Frust man damit wohl hätte verhindern können. All das, was allein an Kulturgut im engeren Sinne da war, hätte es gelohnt. Das war von Ursula Böttcher Blütchen bis Willi Sitte, von Karat und Puhdys bis Christa Wolf und Hermann Kant doch alles ganz unglaublich viel wert.
        Den DDR-lern waren ein paar Bananen und „die D-Mark“ wichtiger – echt jetzt? Und jetzt ham wer den Salat. Immer noch.

        „Ich bin der Dichter, der euch anfleht und beschwört. Ihr seid das Volk, das nie auf seine Dichter hört.“
        Erich Kästner

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