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Neue EKD-Ratsvorsitzende will Gott nicht gendern

Evangelische Kirche, über dts Nachrichtenagentur

Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Die neue EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus hält das Wort Gott für ausreichend geschlechtsneutral. „Gott kann nicht auf ein Geschlecht festgelegt werden“, sagte die westfälische Präses der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“.

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Diese Offenheit werde schon in der Bibel deutlich, indem für Gott unterschiedliche Schreibweisen und Namen verwendet würden. Den Vorschlag eines Katholischen Jugendverbandes, statt „Gott“ künftig „Gott*“ zu verwenden, will Kurschus nicht folgen. Die Anrede „Gott“ sei „offen genug“. Insofern sehe sie persönlich keinen Grund, das Wort zu gendern.

Bei der Anrede von Menschen kombiniert Kurschus nach eigener Darlegung „weiterhin die weibliche und die männliche Ansprache“. Manchmal verwende sie inzwischen auch „Sternchen“ oder mache eine „kurze Pause beim Sprechen“. Sie „variiere und experimentiere“.

Foto: Evangelische Kirche, über dts Nachrichtenagentur

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2 Kommentare

  1. 23. November 2021 um 13.32 — Antworten

    Er steht für Universalität – und damit auch für Vielfalt: „Gott“ hat zwar bislang oft eine männliche Konnotation eingenommen, schon allein wegen des ihm voranstehenden Artikels. Doch es war im Christentum seit jeher klar, dass es sich zwar um einen personalisierten, aber keinesfalls geschlechtlich zugeordneten Gott handelt, an den wir glauben. Die Bilder vom Mann mit dem Rauschebart im Himmel sind traditionsbedingt und lediglich eine Brücke, um dem Menschen eine gewisse Imagination von dem eigentlich Unfassbaren zu ermöglichen.

    Ja, wahrscheinlich würde man ihm am gerechtesten werden, wenn man ihn als „divers“ bezeichnen würde. Ein Charakter ohne eine sexuelle Zuordnung, denn er definiert sich nicht über einen Genus, sondern über sein Wesen – was übrigens auch vielen unserer Mitgeschöpfe ab und an guttäte. Es ist insofern völlig unnötig, dass wir ihm in der derzeitigen Sprachendebatte einen Stern beifügen, um damit die Geschlechterdifferenz auch semantisch zu überwinden.

    Niemand muss sich ausgegrenzt oder benachteiligt fühlen, weil Gott schon bislang keinem Sexus zuzuordnen war. Es waren unsere Vorfahren, die ihm das über Jahrhunderte gängige „generische Maskulinum“ gaben, welches nicht darüber hinwegtäuschen kann, wonach er schon immer von jeglicher Identitätszuschreibung befreit war. Wer jetzt versucht, Gott in die Gender-Debatte einzubeziehen, hat das grundlegenden Glaubensverständnis der Christen vollends ignoriert und zweckentfremdet Gott für eine populistische Argumentation.

    Unabhängig der Tatsache, dass wir uns keine Vorstellung von ihm machen sollen und können, weil Gottes Größe ohnehin für unseren Verstand nicht greifbar ist, verbietet sich die Diskussion schon aus den vielfachen biblischen Geboten, die uns nur eines erahnen lassen: Um unsere Vernunft zu befriedigen, kämen wir seiner Gestalt wohl dann am nächsten, wenn wir ihn als einen androgynes Erschaffer verstehen würden – und uns damit verdeutlichen: Er ist neutral, vielleicht asexuell und jedenfalls unabhängig, denn seine Verfasstheit liegt zu allererst in der Liebe zu jedem Menschen.

    Sie sind sein Werk – und es kann keinen Zweifel daran geben, wonach er sich selbst als einen Teil der animistischen Gesamtheit ansehen würde. So schickt es sich nicht, Gott für die zeitgeistige Auseinandersetzung des Genderismus zu vereinnahmen. Lassen wir uns viel eher davon tragen, dass es unnötige und wenig sinnstiftende Zeit ist, die wir mit der Frage verbringen, ob Gott nun Mann, Frau oder beides ist. Schaffen wir es, seine Allgemeingültigkeit anzunehmen und uns zumindest in unserem Glauben von einem kategorisierenden Denken zu lösen.

    • W. Lorenzen-Pranger
      23. November 2021 um 15.01 — Antworten

      Ich empfehle „Dr. Murkes gesammeltes Schweigen“ (Heinrich Böll) und „jenes höhere Wesen, das wir alle verehren“. 😉

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