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Luftverkehrswirtschaft rechnet vorerst nicht mit weiteren Pleiten

Frau vor Informationstafel am Frankfurter Flughafen, über dts Nachrichtenagentur

Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Der neue Präsident des Bundesverbandes der deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), Peter Gerber, erwartet vorerst keine weiteren Pleiten in der durch die Coronakrise stark angeschlagenen Branche. „Da praktisch alle relevanten Fluggesellschaften Hilfen von ihren Heimatstaaten erhalten, dürfte jetzt eine Pause eintreten“, sagte Gerber, der auch Vorstandschef von Lufthansa Cargo ist, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Mittwochausgaben). Die Marktbereinigung habe im Weltluftverkehr jedoch schon vor Corona eine große Rolle gespielt und sie werde nach der Krise nicht vorbei sein.

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„Sobald der Verkehr wieder normal läuft, werden diese Fragen wieder auf die Tagesordnung kommen“, sagte der seit Juni amtierende Verbandspräsident. „Da bin ich mir sehr sicher.“ Die Rückkehr zum Vorkrisenniveau könnte Gerber zufolge bis zur Mitte des Jahrzehnts andauern. „Die weitere Entwicklung ist aber mit so vielen Unbekannten behaftet, dass eine genaue Vorhersage sehr schwer fällt“, sagte er. Die weitere Entwicklung der Branche hänge davon ab, wie schnell der Verkehr wieder aufgenommen werden könne. Aktuell liege das Angebot bei 30 Prozent des Vorkrisenniveaus, die Passagierzahl bei 20 Prozent. „Eine Annahme lautet, dass wir 2023 wieder bei 90 Prozent des Verkehrs sind. Uns würde es natürlich freuen, wenn es ein bisschen schneller besser wird“, sagte Gerber. Die Branche habe nur dann eine Perspektive, wenn in absehbarer Zeit das Geschäft mit Interkontinentalflügen wieder ermöglicht werde. Dazu seien verlässliche Rahmenbedingungen und die Aufhebung von Reisebeschränkungen nötig. Generell stehe der Luftfahrt-Branche jedoch eine „harte Phase der Sanierung, Restrukturierung und Konsolidierung bevor“. Die Luftfahrt leidet derzeit auch unter einem Einbruch des Geschäftsreiseverkehrs, da viele Dienstreisen in der Coronakrise durch Videokonferenzen ersetzt worden sind. „Die Krise hat die Digitalisierung massiv vorangetrieben. Bei der einen oder anderen Gelegenheit ist eine Reise jetzt überflüssig“, stellte BDL-Präsident Gerber fest. Es zeige sich jedoch immer mehr: „Bestimmte Sachen kann man doch nicht so machen. Wenn Sie neue Projekte beginnen, Kontakte anbahnen, Themen inoffiziell besprechen, einen Eindruck von Menschen gewinnen möchten, wenn es um Wertschätzung geht – da sagen alle: Da müssen wir jetzt mal wieder verreisen.“ Ein Teil der Reisen werde entfallen, ein anderer komme auf jeden Fall zurück, sagte Gerber den Funke-Zeitungen. Beim Tourismus glaube er zudem an die Sehnsucht der Menschen, andere Menschen und Orte zu sehen.

Foto: Frau vor Informationstafel am Frankfurter Flughafen, über dts Nachrichtenagentur

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