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Künstler fühlen sich von Politik im Stich gelassen

Wegen Corona geschlossene Theaterkasse, über dts Nachrichtenagentur

Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Die Kulturbranche fühlt sich in der Coronakrise von der Politik vernachlässigt. Es sei Zeit, „auf den Putz zu hauen“, sagte der Schauspieler und Präsident der Deutschen Filmakademie Ulrich Matthes dem „Spiegel“. Vielen freischaffenden Kollegen gehe es finanziell schlecht.

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Er habe die Maßnahmen der Politik für den Lockdown insgesamt verstanden und begrüßt. Aber wenn die Fußballer jetzt laut würden, müssten es Kulturschaffende auch sein. Der Kölner Musiker Wolfgang Niedecken von der Band BAP fordert einen Kulturgipfel, bei dem Künstler ihre Anliegen an die Politik adressieren können. Axel Müller, Saxofonist aus Niedeckens Band, hatte am Sonntag einen offenen Brief an die Bundeskanzlerin, den Bundeswirtschaftsminister und die Staatsministerin für Kultur verfasst, in dem er die mangelnde Hilfe der Politik für freie Kulturschaffende beklagt. „Um es emotional auszudrücken: Ich fühle mich degradiert, im Stich gelassen.“ Er sehe sich sogar gezwungen, die Musik als Beruf aufzugeben. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) sagte dem „Spiegel“: „Die Erfahrung mit einer solchen Krise hat ja keiner, da gibt es kein Drehbuch. Jetzt sind alle dabei, Hilfsprogramme nachzujustieren.“ Ein Konjunkturprogramm des Finanzministeriums, das im Juni verabschiedet wird, sieht explizit Hilfen für Kulturschaffende vor. Doch im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen fallen die Stützen vergleichsweise gering aus. Sie sollen nach „Spiegel“-Informationen nicht einmal einen „mittleren einstelligen Milliardenbetrag erreichen“, so heißt es im Finanzministerium, also vermutlich deutlich weniger als fünf Milliarden Euro. Der Hamburger Kultursenator Carsten Brosda (SPD) und der Berliner Kultursenator Klaus Lederer (Linke) verweisen auf die Hilfsmaßnahmen der Länder: „Der Bund kümmerte sich bisher kaum um die Kultur, wir in Berlin schon“, sagt Lederer.

Foto: Wegen Corona geschlossene Theaterkasse, über dts Nachrichtenagentur

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1 Kommentar

  1. W. Lorenzen-Pranger
    16. Mai 2020 um 11.05 — Antworten

    Also jetzt mal im Ernst. BAP ist ja nun nicht irgendeine Band aus der Provinz – und ich weiß sehr genau, was in der Branche Unterhaltung so verdient worden ist. Wenn es da einem Musiker jetzt finanziell so schlecht geht, daß er den „Beruf aufgeben“ muß, dann ist bei dem etwas ziemlich aus dem Ruder geraten. Die haben die Höhepunkte ihrer Karriere zu einer Zeit gehabt, in der noch CDs massenhaft verkauft wurden (worum ich die Musiker immer beneidet habe, das hatten andere Künstler wie ich nicht, auch keine Rundfunktantiemen), die hatten Gigs ohne Ende, mit und ohne Fernsehaufzeichnung.
    Daß von denen einer Pleite ist, kann mir keiner erzählen – und – falls das jetzt irgendwie Soldaritätsaktion mit anderen sein sollte, denen es wirklich finanziell sehr schlecht geht, ist das so schon mal der völlig falsche Ansatz!
    Wie erklärte Amon Thein (OL) hier doch sehr glaubhaft? Es gab wirklich Künstler, die nach ein paar Tagen schon Hartz IV beantragen mußten – denen erweist so einer aus einer solchen Erfolgsband mit sowas ganz sicher einen Bärendienst.

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