Nachrichten

Krankenhausärzte sehen Gefahr durch Mutationen nicht gebannt

Sitzbänke mit Corona-Abstandshinweis im Krankenhaus, über dts Nachrichtenagentur

Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Deutschlands Krankenhausärzte sehen die Gefahr durch Corona-Mutationen nach der Lockdown-Verschärfung nicht gebannt. „Wenn die Mutation so schlimm ist, wie Angaben aus England es vermuten lassen, dann Gnade uns Gott. Dann könnte es sein, dass wir alles noch mal neu bedenken müssen“, sagte Michael Weber, Präsident des Verbandes der Leitenden Krankenhausärzte Deutschlands (VLK), der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.

Anzeige

Weber verwies auf regional noch sehr hohe Infektionszahlen. Sachsen sei „absolut am Limit“, in Südbrandenburg und Thüringen sei die Lage kritisch, in Bayern gebe es trotz bereits verschärfter Regeln noch zu viele Neuinfektionen. Ein Einschleppen der Mutante könnte daher ein schnelles Nachschärfen erforderlich machen, etwa mit Ausgangssperren.

„Ich hoffe, dass wir dazu nicht kommen müssen“, so der Krankenhausärztepräsident. Da die Zahl der Corona-Intensivpatienten bundesweit in den vergangenen Wochen aber „von fast 6.000 auf nun knapp unter 5.000 gesunken“ sei, seien die Bund-Länder-Beschlüsse vom Dienstag dennoch „angemessen“, so Weber. Durch mehr Homeoffice und eine OP-Masken-Pflicht sinke die Gefahr, sich im ÖPNV anzustecken. Die Verlängerung der Schulschließungen sei mit Blick auf die Virusgefahr nachvollziehbar.

Auch durch die etwa doppelt so hohen Kapazitäten des deutschen Gesundheitssystems gegenüber Großbritannien könnten Szenen wie in London verhindert werden. Dass in den Pflegeheimen so viele Menschen an Corona sterben, „entlastet die Intensivstationen auf makabre Weise“, sagte Weber weiter. Denn von den Intensivstationen werde „nur“ ein Drittel der Corona-Toten gemeldet, die meisten anderen direkt von den Pflegeeinrichtungen. Es sei aber auch „klar, dass nicht jeder hochbetagte, multimorbide und demente Mensch, der sich im Heim mit dem Virus infiziert, auf eine Intensivstation verlegt und dort beatmet wird“.

Der Schutz der Heimbewohner sei „extrem schwierig“, sagte der Krankenhausärztechef, denn demente Menschen könnten nicht zur Einhaltung der Hygieneregeln gebracht werden. Um die Lage zu entschärfen, müssten alle Pflegekräfte schnellstmöglich geimpft werden, und für Personal und Besucher brauche es eine Pflicht zu FFP2-Masken und Schnelltests.

Foto: Sitzbänke mit Corona-Abstandshinweis im Krankenhaus, über dts Nachrichtenagentur

Vorheriger Artikel

Maas: Nord-Stream-2-Schicksal entscheidet sich in kommenden Wochen

Nächster Artikel

DAX startet vor EZB-Sitzung mit Gewinnen

Keine Kommentare bisher

Einen Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.