Historiker-Vorsitzende: Deutschland erlebt Wandel wie 1968

Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Deutschlands Gesellschaft befindet sich nach Worten der Historiker-Vorsitzenden Eva Schlotheuber im stärksten Wandel seit Jahrzehnten. Der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ) sagte die Wissenschaftlerin: „Deutungshoheiten werden gegenwärtig neu ausgehandelt.“
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Dies sei in der Bundesrepublik das letzte Mal in größerem Maßstab 1968 geschehen. „Aber auch auf die Reichsgründung im 19. Jahrhundert folgte eine Phase hitziger kultureller Selbstfindung“, erinnerte Schlotheuber. „In solchen Zeiten kommt es immer wieder zu sehr emotionalen Wallungen.“ Als Beispiel für gegenwärtige Verschiebungen nannte die Mittelalter-Professorin das jüngste Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Klimapolitik.
„Mit der Freiheit künftiger Generationen hat ein ganz neuer Faktor Entscheidungskraft bekommen. Die Parameter des Denkens sind anders justiert worden. Das kann man gut und gerne historisch nennen.“ Auch die negativen Auswüchse der Cancel Culture seien in diesem Licht zu sehen.
Im gleichen Zuge sinke die Relevanz bisher prägender Akteure wie der Kirchen, erklärte die Historikerin. Der Verlust ihrer Deutungsmacht sei zuletzt in der Coronakrise offensichtlich geworden. Schlotheuber: „Die Kirche spielte hier keine wesentliche Rolle, aber die Sehnsucht nach Erklärung wurde auf andere Akteure projiziert – ein Christian Drosten als Prophet, wenn man so will.“
Foto: Fridays-for-Future-Protest, über dts Nachrichtenagentur
1 Kommentar
>>Mit der Freiheit künftiger Generationen hat ein ganz neuer Faktor Entscheidungskraft bekommen.<<
Ich bin irritiert.Wo zeichnet sich diese "Freiheit" denn ab? Ich erlebe gerade eher das Gegeteil. Die "68-er Bewegung" wollte, und erreichte teilweise, eine Befreiung aus dem Gedankengut der autoritären Gesellschaft der Monarchien und der Nazi-Zeit.Ein Aufbruch in neue, immer noch bürgerliche, aber Freiheiten, wobei die Künste eine große Rolle spielten. Vor allem auch die Musik. Davon bemerke ich derzeit gar nichts.
https://www.welt.de/debatte/kommentare/article231131691/Musikindustrie-Die-geballte-Wut-der-Kuenstler.html
Während damals Musikgruppen wie Beatles, Stones, Zappa und Co. durch die enorme Nachfrage reich wurden, verarmen derzeit Künstler generell, sogar die ansonsten doch gut verkaufenden Musiker. Andere Künstler haben bisher immer noch nicht einmal im Ansatz ein funktionierendes Urheberrecht und besonders in der Unterhaltung außerhalb der Musikbranche werden Ideen geklaut, das kann man kaum glauben. Ich habs immer wieder erlebt.
Der Gesamtgesellschaft werden heute hierzulande immer mehr selbst bürgerliche Freiheiten, Grundrechte, ja sogar allgemeine Menschenrechte, unter dem Vorwand der Gesundheitsvorsorge fein scheibchenweise beschnitten – und ich habe den Eindruck, der Mehrheit der Bevölkerung ist gar nicht klar, was da passiert. So rigiros gibts das in keinem anderen Land. (O.K., China weiß ich nicht so.)
Und dann das Zitat, das alles in den Schatten stellt: "…ein Christian Drosten als Prophet, wenn man so will.“
Ist er das? Ich erlaube mir als einer der Kritiker, dem man dann derzeit, weil nicht mit dem "Mainstream" Schwimmenden, Aluhut, rechte Gesinnung und was weiß ich noch andichten darf, zu widersprechen. Ich erlebe über die gesamte Zeit die Mitarbeiter des Supermaktes, in dem ich ständig einkaufe. Dort ist seit über einem Jahr (!), so lange wie diese "Pandemie" jetzt dauert, nicht auch nur eine Person überhaupt erkrankt gewesen! Wer sich nicht impfen läßt, wird zwangsläufig erkranken, Herr Prof. Drosten? Die längste Zeit der Einschränkungen gabs doch noch gar keine Impfungen und mit Maskenpflicht und Abstand wurde doch auch immer nachlässiger umgegangen – und diese Leute haben durchgehend mit sehr vielen Kunden zu tun.
Was sagt uns diese Pressemeldung also? Ihr habt keine Ahnung…? Ich fürchte ja. Veränderungen hat es sicher gegeben und sehr viel davon wird bleiben. Aber "Freiheiten" sind das ganz sicher nicht.