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Ex-VW-Chef sieht Verbrenner weiterhin als „Übergangslösung“

VW-Logo (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

Der frühere VW-Chef Matthias Müller begrüßt die erneute Debatte über das ab 2035 geplante Aus für Neuwagen mit Verbrennungsmotor. „Ich glaube, wir müssen die Diskussion um Technologieoffenheit an der Stelle dann doch noch mal eröffnen“, sagte er den Sendern RTL und ntv am Freitag.

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Laut Internationaler Energieagentur (IEA) müssen 2030 mindestens 66 Prozent der verkauften Autos elektrisch angetrieben sein, um das Pariser Klimaabkommens einzuhalten. Dennoch sieht Müller offenbar auch über das Jahr 2035 hinaus noch eine Übergangszeit: Er stellte die Frage, „ob der Verbrenner nicht zumindest in einer Übergangszeit mit Hybriden oder und oder mit synthetischen Kraftstoffen eine Lösung sein könnte“. Dies wäre für ihn ein Weg, den Kunden einen sanfteren Übergang zur E-Mobilität zu ermöglichen.

Aktuell sieht der ehemalige VW-Chef noch eine Zurückhaltung bei den Kunden. „Das kühlt sich deswegen ab, weil der Kunde nicht entsprechend reagiert“, sagte er. Man erreiche nicht das von der Politik vorgegebene Ziel bei den Verkaufszahlen von E-Autos. Es gebe derzeit einen Dialog, der in den nächsten Monaten aufgelöst werden müsse. Die Entscheidung einiger Hersteller, voll auf Elektroautos zu setzen, sieht er als „politisch getrieben“ an. Global betrachtet habe der Verbrenner weiterhin eine große Bedeutung.

Um die Attraktivität von E-Autos zu steigern, gebe es noch einige Hürden. „Die Autos sind noch zu teuer, wir haben begrenzte Lademöglichkeiten und auch der Strom ist relativ teuer und auch nicht immer grün“, so Müller. „Und wir brauchen natürlich eine andere Reichweite.“ Hier seien weitere Investitionen und technologische Entwicklung nötig.

Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Autoindustrie sieht der ehemalige VW-Lenker durch den Wandel gefährdet. Er zeigt sich aber „zuversichtlich, dass die deutschen Autokonzerne und auch die europäischen Partner in Frankreich, dass die die innovative Kraft haben, dem Wettbewerb an der Stelle zu begegnen“.

Auch aus China sieht Müller eine wachsende Konkurrenz, die bereits auf dem Markt aktiv ist. Bei einem chinesischen E-Auto, das er selbst gefahren ist, hatte er „nichts auszusetzen“. Dennoch müsse man Preis, Service und Markenstärke im Blick haben. „Also da haben die Chinesen schon auch noch Aufgaben vor sich, insbesondere in Europa“, so der Ex-Manager.

Das Verbrennerverbot der EU wurde als Teil des „European Green Deal“ verabschiedet, durch den Wissenschaftlern zufolge die EU von einem CO2-Reduktionspfad, der mehr als vier Grad Erderhitzung bedeutet hätte, nahezu auf Pfad von etwas mehr als zwei Grad gekommen ist. In dem Gesetzespaket ist auch der neue EU-Emissionshandel für Gebäude und Verkehr enthalten, der ab 2027 das Fahren von Verbrennern drastisch verteuern dürfte.

dts Nachrichtenagentur

Foto: VW-Logo (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

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1 Kommentar

  1. W. Lorenzen-Pranger
    24. Mai 2024 um 17.37 — Antworten

    „Die Chinesen“ haben nur eine Hürde, die sie überwinden müssen – diese völlig ungerechtfertigter Zölle für ihre Produkte, die die „Weltkonzerne“ von gestern schützen sollen. Konzerne, die ganze Modellvarianten und Akku-Entwicklungen bis heute komplett verpennt haben. So will man z.B. immer noch auf die längst veralteten Akkus setzen, ja baut im ernst heute, jetzt, Fabriken, die sowas herstellen sollen. Feststoffakkus kommen derweilen schon mal aus Skandinavien – – – und, natürlich, aus China.

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