Amnesty International gegen Boykott der Fußball-WM in Katar
Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International Deutschland hält einen Boykott der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar aufgrund der zahlreichen Todesopfer und menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen für nicht sinnvoll. „Amnesty setzt auf Aufdeckung und Sichtbarmachung der Missstände und den Dialog mit allen Beteiligten. Katar hat sich durchaus gesprächsbereit gezeigt und Reformen angestoßen“, sagte Regina Spöttl, Katar-Expertin bei Amnesty International in Deutschland dem Nachrichtenportal Watson.
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„Es gibt Fortschritte und mit einem Boykott würden diese um Jahre zurückgeworfen werden“, fügt sie hinzu. Vergangene Woche berichtete die englische Tageszeitung „Guardian“ von über 6.500 Todesopfern im Zusammenhang mit WM-Baustellen in den vergangenen zehn Jahren. „Ich fürchte, diese hohe Zahl stimmt. Allerdings ist es sehr schwierig zu überprüfen, wie viele Todesfälle es im Umfeld der WM gegeben hat und welche die Ursachen dafür waren“, so Spöttl.
Katar habe keine offiziellen Daten dazu veröffentlicht. Zudem sei es schwierig, die wahre Todesursache nachzuvollziehen, da die Herkunftsländer der Gastarbeiter wie Indien, Nepal oder Bangladesch bei ungeklärten Todesfällen meist nur „Herzinfarkt“ oder „natürliche Ursachen“ angeben würden. Die Aussagen von Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, der vor einigen Wochen im „Aktuellen Sportstudio“ erklärt hatte, in Katar herrsche eine „andere Kultur“, wies sie zurück.
„Das ist leider ein bisschen zu einfach gedacht. Jede Kultur kann die Menschenrechte achten.“ Daher fordert sie, dass Sportfunktionäre, Spieler, Verbände und andere Beteiligte sich einsetzen und einbringen, um „ihren Gesprächspartnern und persönlichen Kontakten in Katar die Probleme nahezubringen“. So könnte das Wüstenemirat eine wichtige Vorbildfunktion in der arabischen Welt einnehmen.
„Wenn Katar das Kafala-System endgültig abschafft und eine gute und faire Arbeitsgesetzgebung hat, kann es eine ganz besondere Rolle einnehmen.“
Foto: Fußball, über dts Nachrichtenagentur
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