Ausstellung

World Press Photo: Bilder, die die Welt bewegen

Am 3. Mai 2017 kam es in Venezuelas Hauptstadt Caracas zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Nationalgarde, bei denen Demonstranten Feuer auslösten und Steine schleuderten. Der 28-jährige José Víctor Salazar Balza fing Feuer, als der Benzintank eines Motorrads explodierte. Er überlebte mit Verbrennungen ersten und zweiten Grades. Das Foto wurde zum Pressebild des Jahres gewählt.

Am 3. Mai 2017 kam es in Venezuelas Hauptstadt Caracas zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Nationalgarde, bei denen Demonstranten Feuer auslösten und Steine schleuderten. Der 28-jährige José Víctor Salazar Balza fing Feuer, als der Benzintank eines Motorrads explodierte. Er überlebte mit Verbrennungen ersten und zweiten Grades. Das Foto wurde zum Pressebild des Jahres gewählt.
Foto: Ronaldo Schemidt

Oldenburg (am/pm) Die weltbesten Pressefotos kommen 2019 zum vierten Mal nach Oldenburg. Vom 16. Februar bis zum 10. März wird der aktuelle Jahrgang der World Press Photos im Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte gezeigt. Der Fotograf Ronaldo Schemidt aus Venezuela eröffnet die diesjährige Ausstellung. Er hat das aktuelle Pressefoto des Jahres geschossen.

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Siegerfoto

Ronaldo Schemidt, der für die Nachrichtenagentur Agence France Press in Mexiko arbeitet, wird die Ausstellung am 16. Februar, 10 Uhr, mit Erläuterungen zu seinem preisgekrönten Bild und seiner Arbeit offiziell eröffnen. Seinem Publikum wird er dabei berichten, dass der Demonstrant José Víctor Salazar Balza bei der Explosion eines Motorradtanks Feuer gefangen hat. „Das spielte sich in meinem Rücken ab. Ich spürte das Feuer hinter mir und habe sofort abgedrückt“, so Schemidt dazu. Das Foto wurde unter 73.000 Aufnahmen von rund 4500 Pressefotografen ausgewählt. „Wir haben erst einmal kräftig geschluckt, als wir das Bild sahen“, räumt Claus Spitzer-Ewersmann, Geschäftsführer der Agentur Mediavanti und Initiator der Ausstellung in Oldenburg, ein. Er weiß, dass das Foto bei vielen Betrachtern mehr als nur einen kurzen Schockmoment auslöst. „Aber vielleicht brauchen wir genau solche Aufnahmen, damit die Krisen und Konflikte in aller Welt bei uns nicht vergessen werden.“

Rahmenprogramm

Das von einer internationalen Jury gekürte Pressefoto des Jahres wird im Mittelpunkt stehen. Wie auch schon bei den ersten drei Ausstellungen wird das Interesse aber auch vom Rahmenprogramm geleitet. Unter anderem hat das Team des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte wieder zahlreiche einstündige Führungen – auch in englischer Sprache – organisiert (ohne Anmeldung). Dr. Rainer Stamm, Leiter des Landesmuseums, freut sich, die World Press Photos wieder in seinem Haus zu Gast zu haben: „Diese drei Wochen sind etwas sehr Besonderes im Jahr. Man kann hier sehr gut feststellen, wozu Museen gerade in unserer schnelllebigen und durchdigitalisierten Zeit in der Lage sind – nämlich die Menschen in intensive Gespräche miteinander zu bringen.“

Die Journalistin Kathrin Ahäuser hat sich auf Multimedia-Storytelling spezialisiert. Ihr Projekt „Du liebes Ding!” stellt per Foto und Film auf sehr sensible Weise Menschen vor, die Gegenstände lieben (Objektophilie). Wie Michèle: Sie liebt Flugzeuge des Typs Boeing 737-800. Mit einigen Teilen davon liegt sie sogar im Bett und hat auch Sex mit ihnen.

Die Journalistin Kathrin Ahäuser hat sich auf Multimedia-Storytelling spezialisiert. Ihr Projekt „Du liebes Ding!” stellt per Foto und Film auf sehr sensible Weise Menschen vor, die Gegenstände lieben (Objektophilie). Wie Michèle: Sie liebt Flugzeuge des Typs Boeing 737-800. Mit einigen Teilen davon liegt sie sogar im Bett und hat auch Sex mit ihnen. Kathrin Ahäuser wird am Donnerstag, 28. Februar, 19 Uhr im Cine k über ihre Arbeit berichten. Der Eintritt ist frei. Foto: Kathrin Ahäuser

Von seiner Arbeit berichten wird Jesco Denzel am 21. Februar im Oldenburger Stadtmuseum. Er hat mit einer Aufnahme aus Lagos (Nigeria) den ersten Platz in der Kategorie „Aktuelles Zeitgeschehen“ belegt. Der aus Bremerhaven stammende Jesco Denzel gehört zum Team der deutschen Regierungsfotografen. Sein Foto von einem Verhandlungsmoment zwischen Angela Merkel und Donald Trump auf dem G7-Gipfel 2018 in Kanada zählt zu den Ikonen der politischen Fotografie.

Von seiner Arbeit berichten wird Jesco Denzel am 21. Februar im Oldenburger Stadtmuseum. Er hat mit einer Aufnahme aus Lagos (Nigeria) den ersten Platz in der Kategorie „Aktuelles Zeitgeschehen“ belegt. Der aus Bremerhaven stammende Jesco Denzel gehört zum Team der deutschen Regierungsfotografen. Sein Foto von einem Verhandlungsmoment zwischen Angela Merkel und Donald Trump auf dem G7-Gipfel 2018 in Kanada zählt zu den Ikonen der politischen Fotografie.
Foto: Jesco Denzel

Eine Podiumsdiskussion, Fotografengespräche und Vorträge werden ebenfalls stattfinden, um die unterschiedlichen Facetten der Pressefotografie zu betrachten. Darüber hinaus werde man sich auch mit deren Weiterentwicklung befassen und dem Thema „Digital Storytelling“ Raum geben: „Die neuen digitalen Techniken eröffnen Journalisten ganz neue Möglichkeiten, ihre Geschichten zu erzählen. Wir wollen mit den Siegerbeiträgen aus dem Wettbewerb zeigen, wie das aussehen kann,“ so Claus Spitzer-Ewersmann.

Schulklassen

Außerdem wird es auch wieder ein spezielles Angebot für Schulklassen geben. Lehrer, die sich im Unterricht mit Themen wie Pressefreiheit und Fotojournalismus beschäftigen möchten, können eine eigens dafür ausgearbeitete Informationsbroschüre bestellen. Zudem steht der Montagvormittag, an dem das Museum sonst geschlossen bleibt, exklusiv für Besuche von Schulklassen zur Verfügung. „Sieh die Geschichte“ ist der Titel des Schulprogramms. „Es ist ein ganz wichtiger Bestandteil dieser Ausstellung und wird von uns Jahr für Jahr mit großer Sorgfalt ausgearbeitet“, sagt Lisa Knoll vom Organisationsteam der Ausstellung. Das mithilfe von fachkundigen Pädagogen entwickelte Programm umfasst ein Arbeitsheft für Schüler mit Fotografien, die zur Diskussion anregen. Empfohlen wird der Besuch für Schulklassen ab Jahrgangsstufe 10. Unbedingt erforderlich sind eine genaue Terminabsprache und rechtzeitige Anmeldung – entweder telefonisch unter 04 41 / 220 73 00 oder per E-Mail an info@landesmuseum-ol.de.

Schulvorstellungen „Das Salz der Erde“

„Das Salz der Erde“, ein Film von Wim Wenders, wird im Cine k gezeigt.

„Das Salz der Erde“, ein Film von Wim Wenders, wird im Cine k gezeigt.
Foto: Verleih

Zum Angebot für Schüler gehören auch Schulvorstellungen des 2014 von Wim Wenders gedrehten Films „Das Salz der Erde“. Der Berliner Regisseur porträtiert darin den brasilianischen Fotografen Sebastião Salgado. Seine Bilder von den Krisengebieten in aller Welt haben den Blick der Öffentlichkeit auf die Konfliktherde geprägt. Während der Zeit der World-Press-Photo-Ausstellung zeigt das Team des Cine k die preisgekrönte Dokumentation als Vorstellung für Schulklassen. Information und Anmeldung per E-Mail an info@cine-k.de.

Mehr als Fotos

Die Digitalisierung hat viele neue Möglichkeiten geschaffen, Text, Fotos, Videos, Grafiken und Animationen miteinander zu verbinden. Dieser Entwicklung trägt die World Press Photo Foundation seit 2011 mit der Vergabe von Preisen im Bereich Digital Storytelling Rechnung. Die Produktion „Finding Home“ wurde von der Wettbewerbsjury als beste im Bereich „Innovative Storytelling“ ausgezeichnet. Die Videojournalistin Francesca Trianni (Time Magazine) hat sich auf die Spur eines Babys und seiner aus Syrien stammenden Familie gemacht, das 2016 in einem griechischen Flüchtlingslager zur Welt kam. Ihre Dokumentation über die ersten Monate im Leben der kleinen Heln ist anrührend und aufrüttelnd zugleich. Trianni kombiniert Filmsequenzen mit Fotos und Textnachrichten und erzeugt so eine Spannung, die den Betrachter nicht mehr loslässt. Neben „Finding Home“ sind in einer Sonderschau der World Press Photo Ausstellung in Oldenburg elf weitere Produktionen zu sehen.

Diskussion „Warum braucht Oldenburg ein Haus der Fotografie?“

Im Rahmen der Ausstellungen geht es am Dienstag, 5. März, 19 Uhr, im Vortragssaal des Edith-Russ-Haus für Medienkunst, Katharinenstraße 23, um die Chance und Notwendigkeit für ein Haus der Fotografie in Oldenburg. Unter der Leitung von Inge von Danckelman diskutieren Thomas Kossendey (Präsident der Oldenburgischen Landschaft), Ingo Taubhorn (Kurator Haus der Fotografie Hamburg), Bonnie Bartusch (Fotografin) und Claus Spitzer-Ewersmann (Initiator World Press Photo, Oldenburg).

FotoSlam – Das Mitmachevent für Fotografen und Slammer

Im Klub Polyester findet am Donnerstag, 7. März, 19 Uhr, der „FotoSlam“ statt. Mit etwas Glück können Fotografen, die unter dem Motto „AugenSchein“ ihre Aufnahme eingesendet haben, ihr Bild dem Publikum vorstellen. Dabei ist alles erlaubt – vom klassischen Slammen über Rappen bis zum Dancen. Hauptsache die Performance der Finalisten überzeugt.

Eine Übersicht sowie detaillierte Informationen zu den Veranstaltungen, den Führungen und zur Ausstellung finden sich im Programmheft, das an vielen Stellen in Oldenburg und der Region ausliegt und online unter www.worldpressphotoausstellung-oldenburg.de abrufbar ist. Auch auf den Social-Media-Kanälen wird aktuell informiert.

World Press Photo – Exhibition 2018

16. Februar bis 10. März 2019
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr, Samstag, 9. März, 10 bis 22 Uhr (Late Night Opening)
Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg (Schloss)

Weitere Informationen gibt es unter www.worldpressphoto-oldenburg.de.

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5 Kommentare

  1. W. Lorenzen-Pranger
    8. Februar 2019 um 10.25 — Antworten

    „Diskussion „Warum braucht Oldenburg ein Haus der Fotografie?“
    Gute Frage, nächste Frage. Das Edith-Russ-Haus wäre doch völlig ausreichend dafür. Ich habe das zwei oder drei mal besucht – und war von de Ausstellungen dort stets völlig enttäuscht. Der Oberhammer war eine Ausstellung „digitaler Kunst“, in der ein einziges Exponat, allerdings völlig unnötig, von einem Notebook gesteuert war. Jeder Schausteller auf dem Kramermarkt hätte dieses simple Lauflicht aus billigen Schreibtischlampen (vom Typ angelehnt an den ersten komplett digital hergestellten Kurzfilm – immerhin) genau so präzise, aber viel preiswerter, analog hinbekommen. Alle anderen Exponate waren meist völlig analog auf Röhrenfernsehern (!) abgespielte VHS- oder Betamax – Kassetten (!), wenn überhaupt Elektronik zum Einsatz kam.
    Da wäre ganz sicher Platz auch für Fotoausstellungen – und warum Politiker bei allen möglichen Anforderungen stets zuerst daran denken, wie man an völlig überflüssiger Stelle möglichst viel Geld ausgibt, wer soll das noch begreifen?
    Im Übrigen weiß ich von Freunden der Frau Russ, daß sie sich ihre Stiftung mal ganz anders vorgestellt haben soll. Aber was schert das die Möchtegern-Politiker dieser Stadt? Man immer her mit der Kohle…

  2. Claus Spitzer-Ewersmann
    8. Februar 2019 um 18.32 — Antworten

    Es geht bei der Diskussion der Frage „Warum braucht Oldenburg ein Haus der Fotografie?“ nur am Rande um Platz für Fotoausstellungen. Und mit den Gedanken von Politikern hat die Veranstaltung nichts zu tun.

    • W. Lorenzen-Pranger
      8. Februar 2019 um 21.30 — Antworten

      Tja Clausi, dann machs doch einfach. Wir sehen ja zuletzt am Beispiel „Globe“, wie es ganz „ohne öffentliche FördermIttel“ und Unterstützung aus der Politik geht – oder am Polyester was passiert, wenn da wirklich nichts kommt. Und so ein Haus, das kostet doch auch so gut wie nix – oder. etwa doch… (Grins)
      „Der kleine Mann fürchtet nichts mehr, als Zusammenhänge zu begreifen…“
      Wofgang Neuss 1964
      (Ich könnte auch die Fassung von 65 zitieren, die ist aber schon drastischer.)

  3. Erhard Stammberger
    9. Februar 2019 um 18.28 — Antworten

    Von wegen, Globe ohne öffentliche Fördermittel. Bitte erst mal informieren.

    • W. Lorenzen-Pranger
      10. Februar 2019 um 13.31 — Antworten

      Nochmal genau nachlesen – oder ist ihnen Ironie generell fremd?

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